Frank Zumbach (Hg.)
Boese Stimmen
Fantasy. Heyne, München. ISBN: 3-453-31339-9
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Ausflüge der Klassiker
Der Herausgeber dieser Anthologie mit phantastischen Erzählungen wurde vor allem bekannt als Verfasser einer Biographie von Edgar Allan Poe.
Er stellte die 18 Fantasygeschichten aus zwei Jahrhunderten unter der Maßgabe zusammen, recht unbekannte erzählerische "Ausflüge ins Wunderliche und Bizarre" vor allem von bekannten angloamerikanischen Autoren zu sammeln. Deren Stilsicherheit und Originalität sollten für solide Unterhaltung als auch ästhetisches Vergnügen sorgen. Abseits der Trampelpfade von Poe und Co. oder der modischen Pop-Fantasy im Tolkien-Fahrwasser läßt er Größen wie Somerset Maugham ("Of Human Bondage") , Truman Capote ("Frühstück bei Tiffany") und E.M. Foster ("Reise nach Indien") erzählen – Leute also, von denen man solchen Stoff nicht ohne Weiteres erwartet hätte.
Anders hingegen bei Lord Dundany und Ray Bradbury, die beide einschlägig vorbelastet sind. Besonders Bradbury beweist psychologischen Scharfsinn, abgerundet mit einer Portion makaber-skurrilen Humors in seiner Story "Das Schachtelmännchen": Der kleine Junge, der in engen vier Wänden aufwachsen mußte, läuft nach dem Tod seiner allzu fürsorglichen Mutter hinaus in die Freiheit und schreit: "Ich bin tot! Ich bin tot!"
Trotz der von Zumbach zugegebenen gemeinsamen Grundeigenschaft der Beiträge – sie seien alle ein wenig melancholisch – schließt der Band mit einer heiteren, wenn nicht gar komischen Note: "Mr. Tod auf Besuch" von Leo P. Kelley.
Fazit
Zumbach behauptet einen exploratorischen Anspruch der Geschichten hinsichtlich der Erkundung der Grenzbereiche der Realität, aber das kann man nur mit Mühe bestätigt finden. Doch der Liebhaber literarischer Phantastik wird mit diesen kurzen Stücken von Meister des Erzählens durchaus gut bedient sein.
Michael Matzer / michael@matzer.de © 2000ff
Info: Nr. 06/4319, 445 Seiten, aus dem Englischen übertragen von diversen Übersetzern;
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