Christian von Zimmermann Ramazan Sen u.a.

Klabund: Werke in acht Bänden Klabund: Sämtliche Werke

Lyrik. Elfenbein / Königshausen&Neumann, Heidelberg. ISBN: 3-932-24511-3

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Ramazan Sen u.a. (Hrsg.)

Klabund: Sämtliche Werke 

Würzburg, Königshausen&Neumann Verlag, 1998ff,  ISBN:90-420-0523-8

<> - mit diesem ersten Lyrikband trat 1913 der 22jährige Dichter Klabund auf den Plan. Er hatte bereits einen Prozess am Hals, der „unzüchtigen“ Verse wegen, die er in Alfred Kerrs PAN veröffentlicht hatte.

Klabund, 1890 in Crossen an der Oder zur Welt gekommen, hiess mit bürgerlichem Namen Alfred Henschke. Sein einprägsames Pseudonym verknüpft „Klabautermann“ mit „Vagabund“, den Schiffskobold, der das Sinken eines Schiffes ankündigt, mit dem fahrenden Sänger und Geächteten. Die Maske half dem glühenden Villon-Verehrer seine bürgerliche Existenz abzustreifen, und - sie schonte den Vater.

Der Skandal um seine Gedichte aber beflügelte den Ruhm des jungen Expressionisten. Bald war er in aller Munde und blieb dies auch, verdientermassen. Denn in den kommenden Jahren entfaltete dieser Dichter ein wahres Feuerwerk an Publikationen. Klabunds Flamme brannte lichterloh. Er veröffentlichte Romane, Liebesgeschichten, Grotesken, Theaterstücke, mehrere Gedichtbände, aber auch Nachdichtungen aus dem Französischen, Englischen, Persischen, Chinesischen und Japanischen sowie diverse Textsammlungen, Kritiken und Literaturgeschichten.

Diese übersteigerte Produktion hatte ihren guten Grund. Klabund wusste, dass ihm nicht viel Zeit bleiben würde; die Tuberkulose, an der er litt, hatte sich früh als unheilbar erwiesen: „Ich huste durch die Nächte hohl und heiss. / Die Stunde klingt. (..) Die Arme flügeln leis.“ Krankheitshalber lebte Klabund nicht nur in Berlin und München, sondern immer wieder auf dem Zauberberg. 1928 starb er in Davos. „Er hätte länger leben können“, schrieb Jürgen Serke einmal, „aber dann hätte er anders leben müssen, als er gelebt hat. Statt intensiv unbeteiligt, statt zupackend zurückhaltend, statt radikal oberflächlich, statt rauschhaft frustriert, statt vielfältig einfältig, statt frei gefesselt – an die Krankheit.

Zu seinen aufmerksamsten Lesern gehörte Bert Brecht. Er verdankte Klabunds chinesischem <>, einem der meistgespielten Bühnenstücke im Deutschland der 20er Jahre, die Grundidee für seinen <>. Und Gottfried Benn zählte zu Klabunds engstem Freundeskreis seit ihrer gemeinsamen Gymnasialzeit. In der noch heute berührenden <> sagte Benn: „Die zarte, nie zu einer völligen Reife erwachsene Gestalt unseres toten Freundes tritt vor unseren Blick. (..) Gegen eine Welt der Nützlichkeit und des Opportunismus, gegen eine Welt der gesicherten Existenzen, trug er nichts als seinen Glauben und sein Herz. (..) Und wenn ich an seine Urne etwas zu schreiben hätte, wäre es ein Satz aus einem der grossen Romane von Joseph Conrad, über die ich oft in letzter Zeit mit dem Verstorbenen sprach (..): ‘dem Traum folgen und nochmals dem Traum folgen und so ewig – usque ad finem.‘“ 

Die Nazis stuften Klabunds Träume als ‚entartet‘ ein. Nach dem Krieg drohte der einst Gefeierte in Vergessenheit zu geraten, denn seine Schriften kamen nie über verstreute Einzeltitel hinaus. Die Editionslage blieb stets unbefriedigend. Klabunds kleine, jedoch zählebige Lesergemeinde konnte sich das meiste von ihm nur noch in längst vergriffenen, mitunter sehr gesuchten und dementsprechend teuren Erstausgaben besorgen.

Diesem Missstand bereiten nun gleich zwei Klabund-Ausgaben ein Ende, endlich. Einmal die auf 8 Bände angelegte Werkausgabe, welche Christian von Zimmermann bei Elfenbein, Heidelberg, herausgibt. Mit dieser Partialausgabe ist allerdings angesichts der zweiten, der wissenschaftlichen Ausgabe die Chance verpasst worden, Klabunds zentrale Publikationen günstig zugänglich zu machen. Anstatt den leichtfüssigen, farbigen Expressionisten, den tiefsinnig verspielten Literaten der „Golden Twenties“ in augenfälligen Paperbackausgaben an eine breite Leserschaft heranzutragen, sargt Elfenbein Klabund in schwarze Leinenbände zu Fr. 75.- das Stück ein, und erst noch unter editorisch fragwürdigen Leitlinien... Nicht so der Stab um Hans-Gert Roloff von der Freien Universität Berlin, der eine historisch kritische Ausgabe erarbeitet. Erstmals werden mit dieser, übrigens nur unwesentlich teureren Ausgabe Klabunds Werke nicht nur vollständig greifbar, sondern auch, in separaten Bänden, textgenetisch erschlossen und kommentiert; zwei abschliessende Teilbände versprechen zudem 700 Seiten bio-bibliographische sowie rezeptionsgeschichtliche Materialien. Gut freilich wird es um die Breitenwirkung des Kometen Klabund freilich erst wieder stehen, wenn zumindest ein Teil seiner herrlichen, schnittigen, ausdrucksstarken Prosa bzw. seiner sinnlichen, manchmal zart verhaltenen, dann wieder reich orchestrierten Lyrik in günstigen Einzelausgaben erhältlich sein wird. Dazu aber ist die Berliner Werkausgabe der erste, der wichtigste Schritt. Ein echtes Morgenrot zur Jahrtausendwende für den glücklicherweise nie ganz vergessenen Klabund. - Als habe er darum gewusst, schrieb er 1919 im „Gedichtwerk“ Dreiklang:

Regen
Löscht die Worte
Die ich schreibe
Auf den Steintisch
Löst in Tränen sie
Manche aber
Blöcke sind es
Mit der Steinaxt steingehackt
Darüber
Regen schleiert
Tropft in Löcher
Die das Herz hob
Und ein kleiner Quell entspringt ins Licht.

Florian Vetsch






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