John von Düffel
Houwelandt
Bestseller. Dumont Literatur und Kunst Verlag, Köln. 316 Seiten. 19.90 EUR . ISBN: 3-8321-7882-1
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Dass das Wort "Familienbande" einen Beigeschmack von Wahrheit habe, befand schon Karl Kraus. Jetzt hat John von Düffel eine Geschichte rund um Familie "Houwelandt" erfunden. Der alte Patriarch Jorge verbringt mit seiner Frau Esther den Lebensabend in Spanien. Eisern stählt der fast 80-Jährige seinen Körper durch tägliches Schwimmen, während sich Esther heimlich daran macht, in Deutschland den runden Geburtstag des Alten im Kreise seiner Familie vorzubereiten. Doch damit nimmt das Unheil seinen Lauf. Thomas, der erstgeborene Sohn, ein Mittfünfziger, der eigentlich immer in der Krise steckt, wird von der Mutter verdonnert, die Festrede zu schreiben, der Rundfunkredakteur Christian, "Erstgeborener des Erstgeborenen", will seinem Vater dabei partout nicht helfen. Der monomane Vater und Großvater entpuppt sich als Hypothek für die nachfolgenden Generationen. Jorge, dessen Schmerzen immer schlimmer werden, ist gleichzeitig die faszinierendste Figur der zerstrittenen Familie. Fast scheint es, als habe John von Düffel mit diesem asketischen Exzentriker einen Gegenpol zum zunehmenden Pathos in seiner Handlung, in seiner Sprache schaffen wollen. Leider unterlaufen ihm dabei Bilder und Sätze, die man ebenso in manchem Trivialschinken lesen könnte. Formulierungen wie "Der Himmel hatte die Farbe von auslaufender Tinte und floss in einem tiefblauen Schwall über das Land" mindern das Lesevergnügen dieses spannenden Familienromans erheblich. Matthias Kehle
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