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Zoé Valdés’ 1999 auf Spanisch erschienener Roman Café Cuba ist jetzt in der Übersetzung von Klaus Laabs auf Deutsch zu haben. Mal ist das Buch zu ausführlich, mal zu knapp, mal zu romantisch, mal zu nüchtern, mal zu vulgär. Und trotzdem: Aus der Hand legen kann man es nicht mehr, wenn man einmal angefangen hat zu lesen.
Marcela, die Hauptfigur des Romans, ist gebürtige Kubanerin und auf abenteuerlichen Wegen und Umwegen zu einem nicht-kubanischen Pass, Karriere und Geld gekommen. Damit ist sie kein Einzelfall: Die meisten ihrer Freunde sind ausgewandert; Marcela erhält Anrufe, Faxe und E-Mails aus der ganzen Welt, aus Mexiko, Argentinien, Ecuador, Miami, New York oder Paris, wo sie selbst lebt. Und alle ihre Freunde haben die gleichen Probleme und die gleiche Einstellung zum Leben: So schön wie auf Kuba ist es nirgendwo auf der Welt, wäre es nirgendwo auf der Welt, wenn es auf Kuba ein bisschen anders zuginge… Ein verlorenes Paradies. Alle hängen sie einem Traum nach, leben in und von ihren Erinnerungen und sind in ihren jeweils neuen Welten nicht richtig glücklich. Nicht dass sie vollkommen unglücklich wären; Lateinamerikaner verstehen es ja bekanntlich die Welt in Drehung zu versetzen und zu halten – und dennoch: Eine Tendenz zur Wehmut, zur Verklärung und zum Klischee durchzieht die Geschichten von Silvia, Ana, Andro, Enma, Óscar, José Ignacio, Yocandra, Daniela, Carlos und wie sie alle heißen.
Es gibt auch Leute, die Marcela Briefe schreiben – vornehmlich von den Zurückgebliebenen auf ‘Jener Insel’. Am schlimmsten hat es Monguy erwischt; der ist auf bei der ‘Ausreise’ erwischt worden und sitzt immer noch im Knast. Die Briefe sind am schwierigsten zu beantworten…
Marcela erzählt all diese Lebensgeschichten, auch ihre eigene und die ihrer Familie, teils vollständig, teils in Ausschnitten, teils nur in Anekdoten – teils komisch, teil schrullig, teils tragisch. Was fehlt, ist der Zusammenhang. Das empfindet nicht nur der Leser so, sondern auch Marcela selbst, denn immerhin hat sie nicht nur eine Vergangenheit, sondern auch eine Gegenwart, in der sie sich zurechtfinden muss. Und just als ihre Unzufriedenheit in Verzweiflung umzuschlagen droht, tauchen Samuel und sein ominöses Film-Tagebuch in ihrem Leben auf und stellen diese Zusammenhänge her – allerdings vollkommen anders als erwartet.
Genauso zerrissen wie die Handlung und die Erzählerin ist auch der Schreibstil von Zoé Valdés: Mal geradlinig, mal verworren, mal hochpoetisch, mal platt, mal schlichtweg pseudo. Die Autorin neigt zu Extremen; immer erscheint sie ein wenig zu exaltiert: entweder zu ausführlich oder zu knapp, zu romantisch, zu nüchtern, zu vulgär… Ein bunter Cocktail aus Dingen, die einem beim Lesen nicht unbedingt gefallen. Und dennoch: Das Buch hat einen Sog, der Leser und Leserin bis zum Ende fesselt und mitreißt. Ein guter Teil von diesem Drive ist übrigens der ausgesprochen pfiffigen Übersetzung von Klaus Laabs zuzuschreiben.
»An der Rezeption kämpfte ein Hotelboy mit einem riesigen Korb voll Gardenien, Orchideen, Nelken, Sonnenblumen und was es sonst noch an Blumen auf dem Planeten gibt. Ich liebe Blumen, aber zu Sträußen gebunden kann ich sie nicht ausstehen. Welcher Unglücklichen wird ein Einfaltspinsel dieses so überdimensionierte Gebinde geschickt haben? Wenn sie es entgegennimmt, wird sie in ein anderes Hotel umziehen müssen, wo derartige Ungetüme ins Zimmer passen, oder sie wird Teile davon an andere Gäste verschenken müssen. So ging es mir durch den Kopf, als der Boy, kurz davor, unter der Last der Blumen zusammenzubrechen, mir entgegenlächelte und, ohne im geringsten aus seiner Erleichterung einen Hehl zu machen, ausrief: ‘Oh, Miss Wie-heißen-Sie-doch-gleich…’ Er hatte mich noch nie bei meinem richtigen Namen genannt, stets verwechselte er ihn mit Rocco oder Rodríguez oder Rossiter, wo sich Roch doch so leicht merken lässt. ‘Schauen Sie nur, was für ein hübscher Strauß hier für Sie abgegeben wurde!’«
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