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Gleich zwei neue Bücher
stehen zur Zeit von John Updike, dem meisterlichen Chronisten des amerikanischen
Mittelstandes und seiner "Vorortpolygamie", zur Auswahl: Ein
"Roman" und "Fast ein Roman" und damit, um es gleich
vorwegzunehmen, auch ein schmähliches Scheitern und ein prächtiges
Gelingen.
In dem Roman
"Gegen Ende der Zeit" wird der Leser sogleich in den
altbekannten Updike-Kosmos geworfen: Der alternde und tagebuchschreibende
Protagonist Bill Turnbull hat sich aus der Finanzwelt Bostons zurückgezogen
und wird nun schleichend "vom Grauen gepackt: meine berufliche Nützlichkeit
vorbei, meine Frau eher Zuchtmeisterin denn Trösterin, mein Körper
ein Sumpf" - ein Sumpf allerdings, aus dem noch über 300 Seiten
lang eine enorme und sich vulgär auslebende Libido sprießen
soll, um dann erst mit einer Prostata-Operation zum kläglichen Versiegen
zu kommen: "Manchmal träume ich, ich hätte eine Erektion...
aber wenn ich aufwache, ist mein armer Schwanz rot und schlapp wie ein
Hahnenkamm. Wie hat ein so überflüssiges Anhängsel jemals
der Nabel meiner Welt sein können?"
Ein kleines
Detail ist jedoch anders in diesem neuen Updike: Wir befinden uns im Jahr
2020 und es hat sich, wie wir ganz beiläufig erfahren, ein amerikanisch-chinesischer
Atomkonflikt und damit eine globale Bevölkerungsdezimierung und der
Zusammenbruch von Recht und Ordnung zugetragen. Doch diese apokalyptische
Konstellation bleibt nur eine periphere in den metaphernschwangeren Betrachtungen
des Protagonisten zu Flora und Fauna seines heimischen Gartens sowie seinen
ins Unendliche ausschweifenden mikro- und makrokosmischen Exkurse. Spätestens
mit den weithin unmotivierten Verwandlungen des Tagebuchschreibers - vom
Grabräuber im alten Ägypten bis zum Nazischergen - zerfällt
dieser elegisch-sarkastisch grundierte Roman in seine inkonsistenten Einzelteile.
Es bleiben nur einige schön schillernde Bruchstücke, so wenn
Bill einen Golfball mit einer im Kühlschrank vergessenen Orange vergleicht,
die zu einer "gräulich grünlichen Kugel zusammenschrumpft"
und "trübe Wölkchen auspufft wie ein Pollensack."
Mit "Bech in Bedrängnis" können wir nun einigermaßen
erleichtert aus dem trist-gerontokratischen Bostoner Vorortmilieu zur
glitzernden Kulturschickeria New Yorks und zum "halb in Vergessenheit
geratenen amerikanischen Schriftsteller" Henry Bech hinüberwechseln.
Mit grandioser und zuweilen auch durchaus geschwätziger (Selbst-)
Ironie bilanziert John Updike das Leben dieses altmodischen Galans und
unverbesserlichen Machos. Ganz nebenbei und im Small Talk der ewigen Partys,
Vernissagen und Versammlungen wird dabei auch die "hoffnungslos vom
Geld und den Medien korrumpierte" amerikanische Kunst- und Literaturszene
der Gegenwart schwer durch den Kakao gezogen. Die chronologisch lose verbundenen
Episoden steigern sich von Bechs Auftritt als "kultureller Reklamefigur"
im sozialistischen Prag über Bechs Präsidentenamt bei den grotesk-elitären
und langsam aussterbenden "Vierzig" bis zu der herrlich überdrehten
schwarzen Komödie "Bech noir": "Nach fünfzigjährigem
Bemühen, sich über alle Kritik zu erheben, befreite er sich",
indem er sie endlich persönlich nimmt und zu einen höchst amüsanten
Rachefeldzug aufbricht. Zu guter Letzt und unter einem "Proteststurm"
bekommt Bech dann 1999 schließlich sogar noch den Literatur-Nobelpreis
zugesprochen - womit einmal mehr der "Hang der Schwedischen Akademie,
farbenfrohen Nieten und gegen das Establishment agierenden Plagegeistern
ihren ... Bonus zu verleihen" unter den Updike-zwinkernden Beweis
gestellt wäre.
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