Liehr Tom

Radio Nights

Roman. Aufbau Taschenbuch Verlag, Berlin. 259 Seiten. 8.50 EUR . ISBN: 3-7466-1934-3

“Hello – Turn Your Radio On”
Liehr  Tom: Radio Nights

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Anfang der 90er Jahre waren die Berliner eine verwöhnte Ausnahme in der armseligen Radiolandschaft Deutschlands: Sie konnten “101.1 FM Power Rock Berlin” empfangen und diese Station verstand es, die Ohren mit mitreißender Musik und flotten Moderationen zu begeistern.
So jedenfalls in Tom Liehrs “Radio Nights”.
Der Roman spiegelt ein Stück Mediengeschichte aus der Sicht des Radiomannes “Donald Don FM Kunze”, der es mit seiner um Mitternacht beginnenden Sendung “Nachtratten” schafft, ein breites Publikum auch zur Schlafenszeit an “One-O-One-One” zu fesseln.

Der kleine Donny wird bereits in der Grundschule “Die Stimme” genannt, gewinnt Lesewettbewerbe und entschließt sich im Alter von neun Jahren, wenn er groß sein wird Nachtsendungen beim Radio zu moderieren. Traurig ist das Erlebnis, dass der Anlass zu diesem Entschluss ist: Von den alkoholkranken Eltern alleine zu Hause gelassen, hört Donny unheimliche Geräusche aus der feuchten Wand seines Zimmers. Ob es Käfer oder böse Monster waren, das bleibt Spekulation, aber die Angst vor der Bedrohung und dem Alleinsein nimmt ihm in dieser Nacht die Stimme des Radio-Moderators, dem er mit seinem kleinen gelben Transistor-Radio lauscht, bis er beruhigt einschlafen kann.

Donald Kunze schafft es gemeinsam mit seinem Chef “Vögler wie ficken”, dem amerikanischen Erfolgs-Radiomacher Lindsey Cunningham und einigen weiteren engagierten und begabten Männern den Rockmusik-Sender aufzubauen und über die Sendergrenzen hinaus bekannt und beliebt zu machen.

Aber wie es in der harten Realität, auch in der einer fiktiven Romanwelt, kommen kann, stellt sich der Boss als ein geldgieriger Betrüger heraus. Er hintergeht sein Team, schmeißt seine besten Männer kurzerhand auf die Straße und strukturiert das Programm zu einem Format-Radiosender um, auf dem die Charts, unterbrochen durch viel Werbung, rauf und runter gedudelt werden.

Auch wenn Donald Kunzes Leben eigentlich nur aus Radio und Musik besteht, schafft er es, die große Liebe zu finden, aber auch sie mindestens zweimal zu verlieren. Liddy ist und bleibt die Frau seines Lebens. Dennoch dauert es lange, bis beide einen Weg finden, gemeinsam glücklich zu werden.

Donalds Leben ist voller schmerzhafter Erfahrungen und Verluste und nicht immer glaubt er daran, dass es weiter geht. Aber es öffnen sich ihm immer neue Wege. In Liddys Heimatstadt Marbrunn schafft es Donald gemeinsam mit seinem Freund Lindsey Cunningham und ein paar Einheimischen einen eigenen Sender aufzubauen. Diesmal ist der Sinn des Radiomachens für alle Beteiligten ein anderer als Quoten, schwarze Zahlen und Geld. Zwischen dem neuen Sender MBR, Marbrunn Radio, und den Kleinstädtern entsteht ein intensives Zusammengehörigkeitsgefühl, und ihren Dank und Respekt lassen die Marbrunner Donald deutlich spüren.

Tom Liehr erzählt seinen ersten Roman in einem lockeren, witzigen Stil. Er nimmt kein Blatt vor den Mund und spart nicht an Schimpfwörtern und Kraftausdrücken, was manchmal etwas heftig und direkt rüberkommt, aber als Ausdrucksweise, um Milieu und Charakter der Personen authentisch wiederzugeben, passend und nötig scheint. Dem Roman zufolge definiert sich der Radio-Mensch als kettenrauchender und gerne trinkender Exot oder Sonderling, der sich deutlich vom Fernseh-Macher unterscheidet, welcher bestimmt keinen Musikgeschmack und keine Ahnung hat, was es heißt, Rock´n Roll zu leben.

Von den späten 60ern bis Ende der 90er verfolgt Tom Liehr, wie die Funktion des Radios sich gewandelt hat und er macht darauf aufmerksam, dass das auditive Medium Radio eine wunderbare Anziehungskraft hat, wenn es richtig gemacht und genutzt wird.
Beim Lesen muss man beachten, dass die Donald Kunzes Leben nicht chronisch erzählt wird, sondern dass es zeitliche und thematische Sprünge gibt.

Nach dem Ende des Romans gibt´s noch einen Bonus-Teil. Hier finden Radio-Laien unter der Überschrift “Radiochinesisch” Erklärungen zu den wichtigsten Fachwörtern des Jargons. Stilecht angepasst an das Medium Radio benennt Liehr das Inhaltsverzeichnis in eine “Playlist” um und führt dort die Kapitel auf, die allesamt nach Songtiteln benannt sind. Eine spaßige Idee, auf diese Weise Eigenheiten des Mediums Radio in die gewohnte äußere Form des Mediums Buch zu integrieren.






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