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Seine Bücher liest zwar nicht jeder ganz und gern - doch Thomas Meinecke bleibt ... als Solo-artist "interessant" (um mal kurz Warren Beatty aus In Bed With Madonna zu zitieren), spannend im Trio...
Abseits von Mesopotamia und der königlichen Tristesse, den Fräuleins und Wundern von KiWi, ist es inzwischen auch um Suhrkamps Triumvirat der Pop-Intelligenzija ruhig geworden. Goetz guckt in die Röhre, Neumeister schreibt wenig und langsam. Nur noch einer ist in Sachen Pop unterwegs wie ein Popstar, stellt regelmäßig neues Produkt in die Regale. So richtig Pop ist das natürlich nicht, eher in den Randzonen, also wie immer, wie schon in Tomboy geht es Thomas Meinecke weiterhin um die Ausweitung, die gender-bender-Krampfzonen von Techno, House usw. So wie Hellblau tönt und summt und tuckert Musik abseits linearer Erzählweise, Meinecke tackert jede noch so beim kurzen Haar herbeigezogene These seinem Personal auf die Lippen. An Individuen und Handlung bleibt er desinteressiert, stattdessen ist er vernarrt in diese auf seine Figuren aufstülpbaren Hypothesen, die außerhalb von Proseminaren kraus wirken oder bei näherem Betrachten so erhellend wie Binsenweisheiten und "Nachrichten" aus Gala. Sein Tempo stimmt immer noch, die Sache bleibt abwechslungsreich, weil seine Ready-mades generell nur ein paar Takte währen, kaum mehr als eine Seite.
So weit, so dissonant, so ambivalent also. Wenn Meinecke das nur lange genug durchzieht - sagen wir mal, wie Kraftwerk oder Christo -, dann wird man irgendwann nicht nur schreiben, sondern vielleicht sogar denken: Muss ja was dran sein. Musik, Hardcover bei Suhrkamp und ohne Schutzumschlag so rundum rot wie der Filz auf Meineckes Plattenteller, bedient alle Erwartungen/Vorurteile: Karol und Kandis, Männlein und Weiblein aus Oberbayern, dozieren über Geschlechterrollen in Zeiten von Medienoverkill, Mix-Tapes und Wortsalaten. Koinzidenzen wie gemeinsame Geburtstage, ähnliche Namen usw. werden aneinandergereiht, Claudia Schiffers Heiratspläne so wiedergegeben, wie sie in Bunte und Gala nachzulesen sind. Manchmal wird der Mischmaschmix in Beziehung zueinander oder zu R&B-Songzeilen gesetzt, doch Erkenntnisgewinn und Freude halten sich in Grenzen - nicht zuletzt weil im Grund genommen nicht unterschiedliche Figuren miteinander agieren und kommunizieren: Stattdessen schwadronieren mehrere Stimmen Meineckes, der es ebenso faszinierend findet wie Kandis, am selben Tag Geburtstag zu haben wie ein paar Könige, Komponisten und Claudia Schiffer (und also auch Meinecke sowie die Frau in seinem Roman, ist das nicht ein Zufall?! -Äh, nein. Ach so, ist witzig gemeint?, Ironie? Ah ja, hm, na, das ist ja wirklich zu komisch!). Was die Stimmen in "Musik" von sich geben, das ist mal Abfall, selten Rave, Irre auch nicht, wenn sie "darüber mutmaßen, welche Körperpartien, welche Zonen beim Bikini Waxing eigentlich enthaart werden. Ashley, die soeben, ohne anzuklopfen, hereingeplatzt ist, behauptet, daß sich Bikini Waxing um den Schritt, Kandis: die Lenden, ich: die unmittelbare Umgebung des weiblichen Intimbereichs, Ashley: des Schambereichs, dreht. Logisch: Die Brüste seien bei Frauen ja nicht behaart." Egal, was auf dem Cover steht, Musik ist kein Roman, auch keine Musik; vielleicht ist es ja eine Rolle Lakritz? Pop und/oder Techno ist es jedenfalls weniger als vielmehr ein Bewerbungsschreiben für einen Lehrstuhl in irgendeinem Institut einer idealerweise großen Kleinstadt, die gern metropolitan wäre. Mehr Snob als Pop. Die gewohnte Kost. Schon eigen, Meineckes Ding, Thomas', nicht Ullas (Na, wäre das nicht mal eine Dissertation?, Autorennachname als Wurzel vielproduzierender Motivation?). Aber: eigen, seine Ecke eben.
Also durchaus verdienstvoll, bedenkt man, wie den anderen Youth-Academia-Bendern aus dem Hause Suhrkamp Lust und Luft ausgegangen sind; oder bedenkt man, dass ausgerechnet KiWis Bilanz 2004 kein neues Soloalbum gerettet hat, sondern, echt crazy, eine Öko-Story - statt Affirmation der so ausführlich beschworenen Pop-Oberflächen nun Brodeln unter den Oberflächen der Weltmeere. Vollkommen anders dagegen und überraschend und voll und total boy-mäßig der Trialog von Plattenspieler...
© Matthias Penzel, 2005. Original erschien dieser Artikel in goon magazine - Nr. 14
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