Kôji Suzuki

spiral - the ring II

Fantasy. Heyne, München. 348 Seiten. 8.95 EUR . ISBN: 3-453-87386-6

Gib dem Virus keine Chance!
Kôji  Suzuki: spiral - the ring II

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Im ersten "Ring"-Roman trat das Video-Virus in die Welt, das die ermordete Sadako erschaffen hatte. Wie das Virus breitet sich auch das Video aus: sieben Menschen sterben. In "Spiral" erklimmt das Virus die nächste Stufe der Evolution: Es mutiert und erschafft seinerseits eine Lebensform - Sadako-Mutanten.

Der Autor, die Ring-Saga
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Kôji Suzuki, geboren 1957, studierte an der Keio Universität, bevor er 1990 für seinen Roman "Rakuen" den japanischen Fantasy Novel Award erhielt. Ein Jahr später schaffte er mit "Ring" den Durchbruch, woraufhin er zwei Folgebände - "Spiral" und "Loop" - sowie einen Storyband schrieb. Von der Psychohorror-Serie wurden nach Verlagsangaben acht Millionen Exemplare verkauft und vier Filme auf dieser Storybasis gedreht.

Steven Spielbergs Dreamworks Studio hat die Rechte an den drei Romanen gekauft und im Herbst 2002 den ersten Teil, gedreht von Gore Verbinski, in die Kinos gebracht. Die Fortsetzungen folgen auf jeden Fall, denn der erste Teil war schon recht erfolgreich (und verdammt gruselig).

Handlung
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Der Pathologe Mitsuo Ando hat bei einem Strandurlaub seinen kleinen Sohn Takanori verloren. Doch nicht nur er macht sich Vorwürfe, sondern auch seine Frau - sie lässt sich scheiden. Aus dem hoffnungsfrohen künftigen Chefarzt ist ein Versager geworden. Bis zu dem Tag, an dem das erste Opfer der mysteriösen Ring-Seuche auf seinem OP-Tisch landet.

Es handelt sich ausgerechnet um Ryuji Takayama, seinen früheren Studienfreund. Ryuji war der beste Codeknacker, den Ando kennt. Wie er starb, erfuhren wir im ersten Ring-Roman. Als Todesursache stellt Ando ein extrem seltenes Geschwür an einer wichtigen Schlagader fest. In Ryujis Bauch findet sich zudem der Rest einer Zeitungsseite: Dekodiert bedeuten die Zahlen RING.

Weil Ryujis Freundin Mai seine Leiche gefunden hat, lernt auch Ando die bleiche, aber höchst intelligente Schönheit kennen. Sie erwähnt den Namen eines Journalisten, der Ryuji nach einem gewissen Video gefragt hatte: Asakawa. Was für ein Zufall: Ando erfährt, dass auch Asakawa einen Unfall erlitten hat, bei dem dessen Frau und Tochter ums Leben kamen. Aber nicht aufgrund von Unfallverletzungen, sondern wegen des gleichen Geschwürs, an dem auch Ryuji gestorben war.

Da das japanische Gesetz verbietet, einen Toten ohne Angabe der Todesursache zu bestatten, ist Ando gezwungen, den mysteriöser werdenden Umständen von Ryujis Tod und und Asakawas Katatonie nachzugehen. Mit Hilfe seines Kollegen stoßen sie auf den Verursacher des Geschwürs: Es ist ein modifiziertes Pockenvirus. Da nun aber die Pocken seit 1977 in "freier Wildbahn" als ausgerottet gelten, vergrößert sich das Rätsel zusehends.

Ando wird durch Asakawas Kollegen Yoshino an eine Diskette erinnert, auf der Asakawa seine Recherche-Ergebnisse gespeichert hatte. Darauf stößt Ando endlich in Asakawas Report auf die Vorgeschichte der Ring-Seuche, die wir bereits im ersten Ring-Roman miterlebt haben. Doch für Mai, auf die Ando ein Auge geworfen hatte, scheint jede Hilfe zu spät zu kommen: Sie hat Ryujis Video angeschaut und ist spurlos verschwunden. Doch das ist erst der Anfang.

Mein Eindruck
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Mit geradezu wissenschaftlicher Präzision und um maximale Glaubwürdigkeit bemüht schildert der Autor einen merkwürdigen Todesfall nach dem anderen. Bis es schließlich seinem Helden Ando nicht mehr gelingt, die Erklärung, die so unmöglich klingt, weiterhin abzulehnen: ein neuartiges Pocken-Virus plus Menschen-DNA, vebreitet von Videobändern (und anderen Dingen...). Die anerkannten Prinzipien gelten ab einem gewissen Punkt nicht mehr. Doch an diesem Punkt, den man als Übergang zum "Übernatürlichen" bezeichnen könnte, ist es für den Leser schon zu spät: Entweder feuert er das Buch noch rechtzeitig in die Ecke und nimmt eine kalte Dusche - oder er ergibt sich dem Virus der Geschichte und folgt selbst den ungewöhnlichsten Begebenheiten, wenn auch vielleicht mit wachsendem Unglauben.

Dieses Vorgehen ist patentierte Erzähltechnik nicht nur in Fantasy und Science Fiction, sondern in allen nicht tatsachenbasierten Erzählgattungen. Doch wer dachte, sich nun eine Horrorstory reinzuziehen, sieht sich schon bald mit härtesten wissenschaftlichen Fakten konfrontiert, die eines Science Fiction-Romans der Kategorie Hard Science würdig wären. Und nicht nur das: Andos und Miyashitas Vorgehen bei der Recherche ist (meistens) so akribisch und faktenbasiert, das sie auch als zwei Kriminalinspektoren durchgehen könnten.

Wenn aber "Spiral" a) ein Krimi und b) ein Science Fiction-Roman ist, wo kommt dann der Horror ins Spiel, wenn überhaupt? Hat man einen der Ring-Filme gesehen, erwartet man irgendwie, eine horrormäßige Todesszene geschildert zu bekommen. Doch nichts dergleichen geschieht - sorry! Der Grusel beginnt vielmehr erst, als Ando sich die Frau, die aus Mais verlassener Wohnung kommt, nicht erklären kann, sich aber deren unheimlicher Anziehungskraft auf ihn bewusst wird. Es kommt wie erwartet: Er schläft mit der magnetischen Schönheit, doch das Erwachen ist für ihn so grausam wie keines zuvor in seinem Leben.

Ab diesem Punkt beginnt der Roman, richtig Spaß zu machen und alle Versprechen auf Horrorgenuss einzulösen. Und wie sich zeigt, hat ein Mann die ganze Sache sauber eingefädelt. Mehr soll aber nun wirklich nicht mehr verraten werden.

Man braucht den ersten Ring-Roman nicht gelesen zu haben. Diese gute Nachricht ärgert allerdings alle, die "The Ring" gelesen haben und nun in "Spiral" die komplette Vorgeschichte noch einmal vorgesetzt bekommen. Aber dieser Akt des Nocheinmal-Lesens hat durchaus Sinn, wie sich an Ando und Miyashita zeigt, die Asakawas Report lesen: Der Report ist eine Form des Virus...

Unterm Strich
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Man könnte also "Spiral" als einen Supernatural-Krimi mit Science Fiction-Elementen bezeichnen. Wenn da nicht im letzten Drittel die Story - endlich! - komplett abheben würde und auf den Leser puren Horror ausüben würde. Lange genug hat der Leser darauf warten müssen, um sich mit Andos zeitraubenden Recherchen zu begnügen oder seinem frustrierten Liebesleben. Seitenlang wird der Code, der in Ryujis individuellem Virus versteckt ist, von Ando zu knacken versucht - das dauert. Doch Codeknacker wie auch hacker mögen so etwas spannend finden. Wesentlich lieber war mir dann das letzte Drittel, in dem das "Supernatural" dem Psychohorror die Krone aufsetzt. "Loop" kann nur noch abgefahrener werden. Hat jemand Lust, ein Video zu gucken?

Die Übersetzung
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Gleich zwei Übersetzer haben sich hier verewigt. Ihnen ist eine Sprache geglückt, die nahe an der aktuellen Gegenwart dran ist, also die Jugend anspricht. Hier klingen höchstens die genetischen Fachausdrücke etwas gestelzt. Doch auf Seite 275 passiert ein merkwürdiger Schnitzer: "Alle anderen weiblichen Frauen waren zu dem Zeitpunkt..." Gibt es neuerdings auch männliche Frauen? Und auf der nächsten Seite kommen mir die 80 Grad Celsius, die Andos Badewasser heiß sein soll, doch ziemlich viel vor. Aber er hat offenbar nicht vor, sich umzubringen.

Michael Matzer (c) 2004ff

Info: Rasen, 1992; Heyne 12/2003, München; 348 Seiten, EU 8,95, aus dem Japanischen übersetzt von Viktoria Heindorf und Tomonaga Horiguchi; ISBN 3-453-87386-6

PRO: unterhaltsam, unheimlich, erotisch
KON: nur im letzten Drittel spannend, Mittelteil wiederholt Ring 1, Übersetzungsschnitzer






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