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Tragischer Liebesmythos
Das Buch trägt den Untertitel "Eine irische Saga von Liebe und Tod". Das mag sich zwar nach "Dallas" und "Denver-Clan" anhören, beinhaltet aber erheblich mehr als Herzschmerz und Bruderkampf. Die Deirdre-Saga aus dem sogenannten Ulster-Sagenzyklus gehört zu den frühesten literarischen Überlieferungen der grünen Insel. Der Mythos hat für die Iren eine Bedeutung wie Helena von Troja für die Griechen oder das Nibelungenlied für die Deutschen. Deirdre ist das nationale Symbol für die hoffnungslose Liebe zu einem als fast unerreichbar erkannten Ziel, z.B. die Freiheit Irlands (die ja erst 1916 errungen wurde).
Handlung
Über dem Leben der schönen, rothaarigen Deirdre – der name bedeutet "Unglück" - liegt von Geburt an ein Schleier des Bösen. Die Prophezeiung, daß das bezaubernde Mädchen über Irland Kummer bringen und Ulster zerstören werde, wirdt ihre Schatten voraus. Trotzdem läßt König Conachúr das Mädchen am leben, sorgt aber dafür, daß sie in tiefer Abgeschiedenheit augezogen wird.
Doch als Deirdre zu voller Schönheit erblüht ist, erliegt selbst der König ihrem bezaubernden Wesen. Deirdre aber liebt bereits den jungen Recken Naoise. Die Katastrophe ist unausweichlich.
Fazit
James Stephens (gestorben 1950) hat nicht nur eine einfache Nacherzählung, sondern den Stoff der Legende in eine lebensnah geschilderte, tragisch endende Liebesgeschichte umgeformt. Im Mittelpunkt steht die psychologisch stimmige Entwicklung Deirdres zur Frau. Entgegen der düsteren Verheißung verliebt sich der alte König in sie. Die einfühlsame, überhaupt nicht holzschnittartige Schilderung dieses mächtigen Mannes, der sich unverstanden fühlt, ist phantastisch gelungen.
Das Buch erhielt 1924 den bedeutenden Preis für Gälische Literatur. Doch dieses scheinbar so alte Buch ist keineswegs schwierig oder veraltet – dank dem hervorragenden Übersetzer, Mythen- und Irlandkundler Frederik Hetmann, der auch den biografischen Essay beigesteuert hat. So klingt Stephens' Geschichte lebendig, kraftvoll, voller Witz und Ironie, ohne lächerlich zu wirken.
Michael Matzer / michael@matzer.de © 2000ff
Info: Deirdre; Goldmann 1988, Nr. 9072, München; 222 Seiten, aus dem Englischen übertragen und mit einem biograf. Essay versehen von Frederik Hetmann
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