Anke Stelling

Glückliche Fügung

Kurzprosa. Fischer Taschenbuch, Frankfurt/Main. 186 Seiten. 10.00 EUR . ISBN: 3-596-15974-1

Lauter Gefrustete
Anke  Stelling: Glückliche Fügung

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Mit trockenem Humor und einer pfiffigen Sprache schreibt Anke Stelling von den kleinen Ängsten und Hoffnungslosigkeiten im Leben, die sich ziemlich schnell zu den großen Ängsten und Hoffnungslosigkeiten im Leben auswachsen können. Und dann ist natürlich auch Schluss mit Lustig in besagtem Leben…

Frust mal lustig…
Die Namen der meisten Protagonistinnen von Anke Stellings Kurzgeschichten beginnen mit ‘S’: Silke, Sandra, Saskia, Svenja. Moment – Svenja, kam die nicht schon mal vor? Zuweilen muss man zurückblättern. Ach nein, die hieß Sonja. Simone, Sonja… Tatsächlich, Sonjas haben wir zwei. Man blättere nochmals zurück um zu vergleichen. Ist es die selbe Sonja oder eine andere? Egal. Über die Verwechselbarkeit der Namen sind wir auch schon mit der Nase auf die Austauschbarkeit ihrer Trägerinnen gestoßen. Und sie sind einander tatsächlich alle sehr ähnlich, nicht nur hinsichtlich des Namens (im Übrigen gibt es auch Namenlose, Andersnamige oder gar Männliche):
Alle haben sie ein ‘Gebrechen’: Der eine ist religiös, die andere schwanger, wieder andere haben schon Kinder, die nächste kommt aus Vaihingen oder Leipzig. Meist sind es Frauen, die an Männern kleben, die es schlichtweg nicht wert sind, dass man an ihnen klebt, und die den Frauen eben deshalb und dafür weh tun. Man könnte es so einfach haben, aber man kennt immer die falschen Leute. Mit denen, die man kennt, klappt’s einfach nicht, und es wird nie klappen, weil’s immer die Falschen sind, die man kennen lernt. Und das Schlimmste: Es wird wohl an einem selbst liegen, man will es offenbar gar nicht anders, denn sonst wäre es ja anders.
Das Ganze wird mit einer pfiffigen Sprache, Selbstironie und lakonischem Witz zunächst mal ganz munter und unterhaltsam präsentiert:

»Zsolt war knapp vor der Abfahrt noch mal ausgestiegen, um Proviant zu besorgen, und der Beamte pfiff zwei Minuten zu früh. Silke stand fassungslos in der geöffneten Waggontür und sah Zsolt mit der Provianttüte hinter dem ausfahrenden Zug herrennen, bis der Schaffner ihn am Arm packte und nach oben zog. Der Schaffner schimpfte mit Zsolt, obwohl er selbst mehr schuld hatte, und Silke bekam einen Heulkrampf und konnte sich nicht beruhigen. Zsolts erstaunter Gesichtsausdruck, als er auf dem Bahnsteig bemerkte, dass der Zug bereits fuhr, war genau der gleiche gewesen wie damals, als sie ihn zum ersten Mal geküsst hatte. Und weil sie so laut weinte, küsste Zsolt sie im Großraumwagen wieder und streichelte ihre Wange, aber hinterhergerannt war er in erster Linie dem Zug.«

… mal frustig
Auf die Dauer aber geht einem als Leser diese ständige Wiederholung der Wiederholung, der Alltäglichkeit, Kleinbürgerlichkeit und Hoffnungslosigkeit doch eher auf die Nerven, zumal sich der Witz an der ganzen Sache recht schnell verschleißt. Und was übrig bleibt, ist tatsächlich ziemlich traurig:

»Seit Wochen versucht er, sich das Rauchen abzugewöhnen, aber in solchen Momenten zündet er sich wieder eine an. Er weiß nicht, was ihn hier hält, weiß nur, dass Sonja es nicht ist, und schon gar nicht die Liebe, die sie zwischen ihnen vermutet. Dann schon eher der Widerwille, der in ihm aufsteigt, wenn sie zurück ins Zimmer kommt, ihn mit ihren hoffnungsvollen Augen anschaut und mit munterer Stimme einen Vorschlag macht. Das macht ihn vollends bewegungsunfähig.«

Die Frage ist: An wen wendet sich das Buch? An diejenigen, denen es besser geht, auf dass sie die Unglücklichen bedauern oder die Köpfe schütteln ob ihrer Unglücklichkeit? Oder an diejenigen, denen es genauso geht, auf dass sie aus den Fehlern Anderer etwas lernen oder sich zumindest an deren ähnlich erbärmlichem Schicksal ergötzen können?
Schwer zu sagen.

Anke Stelling, geboren 1971 in Ulm und aufgewachsen in Stuttgart, studierte am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig und lebt heute in Berlin. Für ihren zusammen mit Robby Dannenberg verfassten Roman ‘Nimm mich mit’ erhielt sie den Lessing-Förderpreis 2003

Dieter Lohr




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