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Manches möchte man
einfach nicht mehr hören: Den bei Fantasyromanen oft überstrapazierten Vergleich
mit dem Herren der Ringe zum Beispiel. Doch bei dem Fantasyzyklus
"Düsterer Ruhm" von Michael Stackpole kann man Parallelen und ebenso
auffällige Unterschiede einfach nicht ignorieren:
Was wäre, wenn … Bilbo Beutlin und sein Vater von Sauron in Nazgul verwandelt
und der prophezeite Retter Frodo auf dem Schicksalsberg in die Lava gestürzt
wäre?
"Der große Kreuzzug", sechster Roman der siebenbändigen Saga, spielt mit dieser
Mischung aus ähnlich dem Herren der Ringe prophetisch festgelegtem
Handlungsverlauf und unerwarteten Brüchen und Überraschungen.
In den ersten Bänden wurde ein tragischer Held, Tarrant Valkener, aufgebaut, der
ansehen musste, wie der erste Held der Prophezeiung, sein Freund Leif
Norderstett, mitsamt seinem Vater und Tarrants Geliebter in Sullanciri
(entspricht den Nazgul) umgewandelt und in die Dienste der bösartigen Hexe
Kytrin und ihrer monströsen Nordlandhorden im eisigen Land Aurolan gepresst
wurde. In der Folge wurde der Sohn seines ehemaligen Freundes Leif, Will
Norderstett, an der Seite des zum erbitterten Widersacher Kytrins gewordenen
Valkener zum neuen Helden aufgebaut – um ebenso tragisch zu enden wie seine
Vorgänger.
Warum sich Will geopfert hat, über die Ränke der zerstrittenen Reiche der
Menschen, den erfolgreichen Feldzug des an Marcus Antonius erinnernden Generals
Markus Adrogans, die Rolle von Ælfen und Zwergen – bei Stackpole urSreiði
genannt – kann ich nur sehr grob schildern: Die epische Breite des Zyklus ist
beeindruckend und überwältigend. Deshalb ist der Einstieg in die Serie ab Band 1
nahezu zwingend notwendig. Von abenteuerlichen Einzelschicksalen, wie dem
Tarrant Valkeners, bis hin zu der Belagerung der gewaltigen Festung Draconis,
dem Einsatz von Magie, Schießpulver und ersten Kanonen bis hin zu fast schon
obligatorischen, problembeladenen Liebesgeschichten reicht das Spektrum dieses
Zyklus.
"Der große Kreuzzug" setzt die Reihe nach dem überraschenden Ableben Will
Norderstetts fort, die Handlung konzentriert sich auf Kytrins Plan, die letzten
Fragmente der Drachenkrone zu erbeuten, die ihr und der hinter ihr stehenden,
von den Drachen in die Tiefen der Erde verbannten, älteren Macht der Oromisen
die Herrschaft über alle Drachen der Welt – und damit zwangsläufig über diese
selbst - geben würde.
Keine Lichtgestalt ist mehr vorhanden, die alle zerstrittenen Reiche der
Menschen vereinen könnte, erfolgreiche Generäle wie der siegreiche Adrogans
werden mit Misstrauen beäugt. König Swindger von Oriosa fällt vollends unter den
Einfluss Kytrins, unbemerkt vom Rest der Welt. Der Magier Kjarrigan Lies
perfektioniert derweil auf der Dracheninsel seine Kenntnisse der Magie, während
Kytrin Erfolge erzielt und ihrem Ziel, der Findung des letzten
Drachenkrone-Fragments, immer näher kommt. Der inzwischen nur noch als "Kräh"
bekannte Valkener und sein ælfischer Freund "Entschlossen" können dennoch eine
bunte Armee aus Veteranen, Nichtsnutzen und Straßenschlägern zusammenstellen,
die zur Befreiung einer elfischen Heimstatt, der Insel Vorquellyn, aufbricht.
Entschlossen sieht trotz der gescheiterten Prophezeiung noch Hoffnung, er glaubt
an eine ältere, ælfische Auslegung.
In Kytrins Festung im eisigen Aurolan hegt derweil ihre als künftige Herrscherin
der Welt geplante Tochter Isaura Zweifel an der Herzensgüte ihrer Mutter: Die
Oromisen flößen ihr Furcht ein, Will Norderstetts Tod betrübt sie, und Zweifel
schleichen sich in ihr bisher positives Weltbild eines aurolanischen Reiches
ein, vor allem entsetzt sie die Unbarmherzigkeit und Grausamkeit ihrer Mutter,
die sie nicht mehr als erzwungene, bittere Notwendigkeit ansehen und bewundern
kann.
Man sieht, wie komplex die Beziehungsgeflechte in dieser Fantasywelt sind,
zahlreiche wichtige Personen habe ich gar nicht erst erwähnt, um Verwirrung zu
vermeiden. Hierin liegt auch eine Stärke – oder Schwäche – der Serie: Es gibt
keine zentrale Hauptfigur auf Seite der "Guten". Dafür eine große Auswahl
starker Charaktere, im vorliegenden sechsten Band fehlt jedoch einfach ein wenig
der Faden, wie sich die Geschichte weiterentwickeln soll. Es passiert auch nicht
wirklich viel, dafür werden die notwendigen Grundlagen für das Finale im
abschließenden Band gelegt.
Wie die Serie enden wird, kann man nicht vorhersagen. Zu oft und überraschend
hat Stackpole bereits ausgetretene, klassische Pfade verlassen. Wie man Kytrin
nun besiegen wird, oder überhaupt, ist völlig offen. Das erhält die Spannung
aufrecht. Es spricht für die Serie, dass selbst dieser vergleichsweise
handlungsarme Roman mich bis zur letzten Seite fesseln konnte.
Michael Stackpole stellt erneut seine Qualitäten unter Beweis – faszinierende
und stimmige Fantasiewelten hat er bereits in der BattleTech-Serie mit
seinen Romanen um die Clans geschaffen, während es seinen eigenständigen Romanen
stets ein wenig an Innovation mangelte. Das ist grundsätzlich hier nicht anders,
seine Stärke besteht darin, sich in andere Welten hineinzuversetzen und sie zum
Leben zu erwecken, zu verbessern, anstatt völlig neue zu schaffen. Die
Orientierung am "Herren der Ringe" gibt seiner Saga einen grandiosen, epischen
Rahmen. Den er mit eigenen Ideen und seinen Stärken wie grandiosen
Schlachtbeschreibungen und der Fähigkeit, seinen Helden Tiefe und glaubhafte
Motivationen zu geben, zusätzlich mit Leben erfüllt.
Einige ironische Seitenhiebe auf den Herren der Ringe konnte sich Stackpole wohl
nicht verkneifen: Seine Sprache ist einfach und eingängig, was der Handlung nur
zugute kommt. Dennoch würde jeder Tolkien-Fan wohl die sprachliche Überlegenheit
Tolkiens zu Recht betonen. Stackpole lässt einen seiner Helden, den zum Bösen
konvertierten Leif Norderstett, in furchtbaren Knüttelversen reimen und
sprechen. Zusätzlich versetzt er die Namen der Elfen und Zwerge mit
Sonderzeichen, macht sie zu Ælfen und urSreiði. Man kann nur spekulieren, was
ihn dazu bewogen hat. Meiner Ansicht nach schafft Stackpole so einen
altertümlichen Touch, ohne in die veraltete und oft gestelzte Sprache eines
Tolkien zu verfallen, die er mit Leifs Reimereien gezielt parodiert.
Handlungsvielfalt, epische Breite, Komplexität, Überraschungen, hier und da ein
wenig Innovation und Verfremdung … Was will man mehr? "Düsterer Ruhm" ist eine
moderne Variante des "Herren der Ringe", die ich jedem Fan epischer und
actionreicher Fantasy nur ans Herz legen kann. Allerdings sollte man unbedingt
mit dem ersten Band beginnen!
Der "Düsterer Ruhm"-Zyklus im Überblick:
Zu den Waffen!
König der Düsterdünen
Festung Draconis
Blutgericht
Drachenzorn
Der große Kreuzzug
Die Macht der Drachenkrone
Anmerkung: Die ersten fünf Bände erschienen bei Heyne, ab Band sechs
zeichnet der Piper-Verlag für die Serie verantwortlich. "Zu den Waffen!",
Düsterer Ruhm 1, wurde allerdings bereits wieder bei Piper neu
aufgelegt (ISBN 349229121X, November 2004). Die einheitliche Einbandgestaltung
wurde beibehalten.
Michael Birke [27.11.2004]
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