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Gemäss dem Programm der Edition Saxifraga, die Dichtung der
Beat Generation, insbesondere der San Francisco Renaissance, in Erstübersetzungen
vorzulegen und mit theoretischen Schriften zu flankieren, sind zwei neue
Copy-Art-Hefte herausgekommen mit Texten von dem amerikanischen Geo-Poeten
Gary Snyder (*1930): Das wilde Lied des Feigenbaums, eine Auswahl von Gedichten
aus den späten 70er bzw. frühen 80er Jahren, und Fünf Ortungen,
aktuelle Essays aus den 90er Jahren, die den Pulitzer Preisträger,
den schon Jack Kerouac in seinem Berg-Zen-Roman The Dharma Bums (1958)
liebevoll einen "glücklichen kleinen Weisen" nannte, als Mitdenker
unserer Zeit zeigen:
Snyders Idee eines expandierenden bioregionalen Netzes im Zeichen einer ökologischen Allverschwisterung liesse sich gut mit Derrida's Vision einer Neuen Internationalen kurzschliessen: "Das neue Denken zielt auf die Errichtung natürlicher Nationen in der Zukunft ab." Snyders erlesene und in zahlreichen Studien gründende Auffassung von der Sprache als einem "wilden System", als einem biologischen, selbstorganisierten Spiegel der Wildheit, der chaotischen Struktur des Universums korrespondiert mit dem Rhizom von Deleuze/Guattari. Oder seine Texte weisen eine Präzision, eine phänomenologische Treue auf, wie man sie auch in der präzisen Naturprosa von Annie Dillard finden kann. Zugleich speisen sie sich von der Quelle, von der her ein Kenneth White etwa seine Briefe aus Gourgounel geschrieben hat... Im deutschen Sprachraum stiesse man in dem 1993 verstorbenen Öko-Poeten Helmut Salzinger oder dem jüngeren Dichter Stefan Hyner auf verwandte Stimmen.
Doch Fünf Ortungen zeigen auch Gary Snyders Hintergrund: berichten von seinen Erfahrungen in der freien Natur, seinem Leben auf einer abgeschiedenen Farm, legen Früchte aus seinem langjährigen Zen-Studium dar und bergen, in Ansätzen, seine Kritik der amerikanischen Literaturgeschichte... So erschliessen diese Essays die reiche Gedankenwelt von einem faszinierenden Lyriker der Gegenwart.
Das wilde Lied des Feigenbaums versammelt eine gute Handvoll lyrischer Erträge aus Snyders "Tiefen-Ökologie, die sich der dunklen Seite der Natur zuwendet - der Kugel aus zerkauten Knochen in einem Kotball, den Federn im Schnee, den Geschichten von unstillbarem Hunger." Und da finden sich denn seine Lieder vom Begleiten der "Gänse ins Jenseits", von der "Arbeit an Willys Lastwagen Baujahr '58" oder von Waschbären, die nachts die Küche seiner Farm stürmen und die er, schlaftrunken, aus dem Haus brüllen muss, bevor er sich wieder aufs Ohr legen kann. Ohne alle Ganzheitlichkeits-Frömmelei partizipieren Snyders Gedichte an der "Schrift der Natur", die für ihn das "Potential besitzt, die vitalste, radikalste, fliessendste, grenzüber-schreitendste, pansexuellste, verführerischste und ethisch in höchstem Masse herausfordernde Art des Schreibens in der gesamten Literaturszene zu werden. Indem sie dies wird, leistet sie vielleicht einen Beitrag, eine der fürchterlichsten Erscheinungen unserer Tage zu stoppen - die Vernichtung der Arten und ihrer Lebensräume, und die endgültige Eliminierung einiger Lebewesen" - ein hintersinniges, vielschichtiges Projekt mit einer abgründigen Brisanz.
Florian Vetsch
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