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"Eine absonderliche Liebesgeschichte" lautet der Untertitel von
Walter Serners Roman "Die Tigerin". Aber so absonderlich ist diese
Geschichte - zumindest aus heutiger Sicht - ja gar nicht. Zu Beginn unseres
Jahrhunderts begegnen sich in Paris der junge Hochstapler Fec, ein Verzweifelter,
der "alles hinter sich" hat, der "mit allem fertig" ist,
und Bichette, eine "ausschweifende, grausame, hinterlistige" junge
Frau. Nach einigen wilden gemeinsam verbrachten Nächten beschließen
sie, nicht mehr "leer zu laufen", sich zusammenzutun und ihr gemeinsames
Leben zu inszenieren - das heißt, auf die immer schon schlechte (gesellschaftliche)
Realität mit der totalen Selbstinszenierung zu antworten. "Machen
wir doch - uns!" heißt es einmal zu Beginn des Textes.
Das verblüffende an Walter Serners bereits 1925 erschienenem Roman,
der jetzt in der "Österreichischen Bibliothek" des Residenz
Verlages noch einmal aufgelegt wurde, ist seine Aktualität. Bedenkt
man, daß wir uns im ausgehenden zwanzigsten Jahrhundert in zunehmend
medial bestimmten, virtuellen Räumen und unter geklonten Wesen (und
Persönlichkeiten?) bewegen, scheint der Plan von Fec und Bichette
doch naheliegend: Sie reagieren auf den Befund, immer schon mit inszeniertem,
niemals mehr - existenzphilosophisch ausgedrückt - "eigentlichem"
Sein zu tun zu haben, mit dem totalen Schein. Allein so meinen sie, der
Negativität ihrer Erfahrung - Vergeblichkeit, Leere, Langeweile, hier
ist der Text sehr typisch für die vergangene, aber ebenso für
die kommende Jahrhundertwende - antworten zu können.
Daß das schiefgehen muß, ist diesem Programm freilich geradezu
eingeschrieben. Das völlige Zurückdrängen der eigenen Persönlichkeit
hinter den totalen Schein lässt die Hauptfiguren abermals "leer laufen".
Fec wird am Ende irrtümlich erschossen, Bichette zwar berühmt,
flüchtet sich jedoch gleich wieder in erneute Inszenierungen. "Ob
ich ihn geliebt habe?", fragt sie am Ende des Romans. "Ob er mich
geliebt hat? O Gott, wenn ich das nur wüßte! Ich glaube, ich
werde noch wahnsinnig."
Matthias Kußmann
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