Bernhard Schlink

Liebesfluchten

Kurzprosa. Diogenes, Zürich. ISBN: 3-257-06230-3

Bernhard  Schlink: Liebesfluchten

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Ein Mann erfährt nach dem Tod seiner Frau von ihrem Verhältnis mit einem anderen, sucht diesen auf und wird über sein eigenes Leben und seine Liebe eines Besseren belehrt. Ein Mann bricht aus seiner Ehe und seinen eheähnlichen Beziehungen aus und wird auf groteske Weise von der eigenen Liebesunfähigkeit eingeholt. Ein Mann ist von Kindesbeinen an fasziniert von einem Gemälde, findet heraus, dass sein Vater es sich als Wehrmachtsoffizier aneignete, und muss schließlich zerstören, was er geliebt hat. Ein Mann liebt eine Frau aus jüdischer Familie, versucht, aus dem Tätervolk in die Opfergemeinschaft zu wechseln und verliert seine Liebe. ‚‚Liebesfluchten" hat Bernhard Schlink seine erste Sammlung mit Erzählungen genannt, und was der Genitiv des Titels offen lässt, wird bei der Lektüre klar: alle Hauptfiguren - sieben Männer - fliehen, gewollt oder ungewollt, die Liebe, die sie gehabt haben oder haben könnten.
Schlink, der fünfundfünfzigjährige Juraprofessor, der mit den Krimis um den Privatdetektiv Selb bekannt und mit dem Roman ‚‚Der Vorleser" international berühmt wurde, bleibt auch in der kürzeren Form bei seinem Thema: der Unmöglichkeit, aus der eigenen Geschichte hinauszutreten in ein anderes, unbelastetes Leben. Dabei ist die eigene Geschichte häufig, aber nicht immer die deutsche Geschichte von Schuld und Verrat, die auch an jenen klebt, die sich als unschuldig verstehen. Jederzeit kann sich die Frage stellen, was der eigene Vater im Krieg gemacht hat, jederzeit kann sich der beste Freund als einer entpuppen, der Berichte für die Stasi schrieb.
Doch auch, wo es nicht die Historie ist, von der das Dasein durchstört wird, geht es nur scheinbar ums rein Private. Ein Mann entscheidet sich gegen sein ganzes Leben, um eines Traums willen. Ist das Wahnsinn? Ein Mann erkennt im Augenblick des Todes, dass seine Kompromisse alle Hoffnungen erstickt haben. Was war der Sinn? - Dies sind wuchtige Vorgaben fürs Erzählen, und nicht immer entgeht Schlink der Falle, die er sich selber aufgebaut hat: seine Figuren ins Erklären, ins Sinnieren geraten zu lassen, auf eine Weise, die besser dem Leser überlassen bliebe. Dann bekommen die Geschichten etwas allzu Lesebuchgeeignetes. Schlink scheint einer zu sein, dem alles erträglicher wäre als der Anschein des Leicht-Fertigen, Unverbindlichen. Meist aber bleibt er auf ernsthafte Weise lakonisch, bewahrt einen Ton von Leichtigkeit und Melancholie, lässt die Dialoge ihren Gang nehmen und die Räume und Landschaften ihren unauffällig-wirksamen Part im Fortgang der Erzählung spielen:
 ‚‚,Was meinen Kindern passieren könnte?' Sie sah ihn an. Später bedauerte er, dass er sich ihr Gesicht nicht besser vergegenwärtigen konnte. Sah sie ihn fragend an, weil sie sich fragte, was genau er wissen wollte? Sah sie ihn zögernd an, weil sie zögerte, ob sie seine Frage ehrlich beantworten sollte? Oder zögerte sie, weil sie nicht sicher war, was das Schlimmste sei? Die Stelle, die sie passierten, als ihre Antwort kam, prägte sich ihm dagegen deutlich ein. Von der Straße, die dem Ufer in Kurven folgte, zweigte links eine andere Straße ab, die auf einer langen Brücke über den Fluss führte. Die Brücke, eine Eisen- oder Stahlkonstruktion mit Bögen und Streben, kam gerade voll in den Blick, als Rachel sagte: ,Das Schlimmste wäre, wenn meine Buben einmal eine Frau heiraten würden, die nicht Jüdin ist."'
Man kann Bernhard Schlinks Geschichten mit Fug als moralische Erzählungen bezeichnen. Sie werfen furchtlos entscheidende Fragen auf, deren Antworten wir fälschlicherweise zu kennen glaubten. Das ist nicht sonderlich in Mode, und es ist eine Zumutung. Eine unvermeidliche, wahrscheinlich.

Julia Schröder






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