Hansjörg Schertenleib
Der Antiquar
Roman. S. Fischer Verlag, ISBN: 3-596-11494-2
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ISBN 3-596-11494-2, Kartoniert, Preis 14,90 DM (15,90 SFr, 109,- ÖS)
Der erste Satz der Erzählung "Der Antiquar" des Schweizer Autors Hansjoerg Schertenleib führt sofort ins Zentrum des Buches: "Am siebzehnten November fiel der erste Schnee" heißt es. Der Antiquar Arthur Dold hat zu Schnee ein besonders Verhältnis: Wenn alles vom Schnee bedeckt ist, kann der die Unendlichkeit der Landschaft sehen: "Die Schneedecke war ohne eine Spur; Arthur Dold sah Meer, nichts als Meer und machte sich auf den Weg zur Villa am See". Dold ist ein stiller Träumer und empfindsamer Einzelgänger. Er ist von provozierender Gemächlichkeit, wie es im Buch heißt, er läßt sich Zeit. Zwischen alten Bildern und Landkarten haust er in einem kleinen Antiquariat seiner eigenen Wunsch- und Phantasiewelten. Er ergeht sich in Kindheitserinnerungen und bemüht sich nach Kräften, sich bei eigenen Lebensphantasien und eigenem Lebenstempo nicht von anderen stören zu lassen. Eines Tages berichtet ihm sein Schulfreund Felix Rueda, der im Oberengadin lebt, vom Verschwinden des Geometrielehrers Gadient. Gadient ist ein Doppelgänger Dolds, wie Dold ein Sonderling, der Atlanten und Landkarten sammelt. Dold reist ins schneebedeckte Engadin und geht den Spuren des Verschwundenen nach. Er findet das hinterlassene Tagebuch Gadients. Ebenso wie Gadient tritt er eine Reise ins Eis an, eine ziellose Wanderung in den Schnee.
In der deutschsprachigen Literatur ist Hansjörg Schertenleib kein Unbekannter. Er wurde in Zürich geboren und publiziert seit 1981 als freier Schriftsteller Romane, Erzählungen, Theaterstücke und Hörspiele. "Der Antiquar" ist eine Erzählung, die schon 1994 erschien. Das Thema des Buches, der Gang in den Tod, der Gang in die Kälte wird mit einem erfreulich unspektakulären Stil beschrieben. "Der Antiquar" ist ein Buch der leisen Töne, mit leiser Trauer und faszinierenden Naturbildern erzählt Schertenleib vom Außenseiter Dold, dem Kopfmenschen und Sinnsucher, der die Wirklichkeit nicht mag.
Gut gefallen haben mir vor allem die leuchtenden Naturbilder, die düster-poetische Sinnsuche Dolds, die mit einer Reise ins ewige Eis, einer Wirklichkeit abseits der Menschen endet. Wer in der Lage ist, sich geduldig auf die bedächtige und hintergründige Stimmung einzulassen, dem wird das Buch gefallen. "Der Antiquar" ist eine Erzählung über die Langsamkeit, eine Novelle über Identitätskrise und Sinnsuche.
(Christoph Steven)
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