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Wenn ein Mensch von einer Sache besessen ist, dann weiß er darüber Bescheid. Wenn jemand Groschenromane übersetzt, hat er es mit einer bestimmten Sprache zu tun. Beate Schaefer ist von der klassischen Antike, insbesondere von Rom, besessen, und sie übersetzt Groschenromane ins Deutsche. Im Klappentext wird sie außerdem wie folgt zitiert: „Auf die Gefahr hin, völlig größenwahnsinnig zu wirken, gebe ich zu, dass die Idee war, mit diesem Roman so etwas wie eine Hommage an meine Lieblingsautoren Robert Graves, Dorothy L. Sayers und Douglas Adams zu schaffen.“ Sie spricht von ihrem Debut-Roman „Das Orakel von Cumae“. Die Voraussetzungen für einen guten Roman sind also denkbar ungünstig und das Ergebnis ist allenfalls als „schrill“ zu bezeichnen.
Der bedingt durch Fertigpizza und Bewegungslosigkeit fett gewordene
Enea Potter betreibt an der Ausgrabungsstätte von Cumae ein Internet-Orakel.
Touristen stellen Fragen an eine Unbekannte im Netz und erhalten per E-Mail
seltsame Antworten. Theophilus Mittenzvei taucht auf. Fanatisch sucht er
die absolute Stille. Mit einem Stilledetektor macht er sich in der menschenleeren
Höhle von Cumae auf die Suche und vernimmt ein herzzerreißendes
Schluchzen.
Kaiser Augustus trauert in einer - zunächst - parallelen Geschichte
um seinen Lieblingsneffen Marcellus, der im Alter von zwanzig Jahren plötzlich
verstarb. Ein Fremder taucht auf und behauptet, er sei der eigentliche
Neffe und nach seiner Geburt vertauscht worden, weil er nicht kräftig
genug erschien. Der vermeintliche Lügner wird mit großem Pomp
hingerichtet. Im Rom des Kaiser Augustus geht ein munteres Intrigenspiel
los, in das allerlei Personen verwickelt sind - Beate Schaefer hat sie
in weiser Voraussicht im Vorspann aufgelistet und die Verwandtschaftsverhältnisse
erklärt. Ihr offenkundig enzyklopädisches Wissen um Rom, Kaiser
Augustus und seine Schwester Oktavia, wird dem Roman zum Verhängnis,
denn der Leser steigt schnell aus und verliert den Zusammenhang, vielmehr:
die Zusammenhänge. Derart verwirrt, muss er sich auch noch gefallen
lassen, dass Theophilus Mittenzvei in einen Zeitstrudel gerät, als
Sklave in Augustus’ Zeit landet und sich in eine Schönheit verliebt,
deren Zeit-Zugehörigkeit unklar ist. Alles hängt mit allem zusammen,
irgendwie löst sich die Geschichte auf, Enea Potter beginnt etwas
gegen seine Fettsucht zu tun und Theophilus sucht statt der Stille die
Liebe. Unbefriedigt klappt der Leser das Buch zu, das Chaos hat sich nicht
gelichtet.
Sicherlich sind alle Gestalten des Buches kauzig, zur Zeit des Kaiser
Augustus pflegte man wohl auch eine andere Tonlage, und Beate Schaefer
versucht sich, mit einer gedrechselt-ironischen Sprache zu retten. Dabei
kommen jedoch oft unfreiwillige Groschenroman-Parodien der folgenden Art
zustande: Mittenzvei „redete noch weiter, während er die Sibyllenhöhle
verließ, und die wunderbare Akustik des Gewölbes trug seine
Worte weit hinaus über das tyrrhenische Meer, in das die Sonne gerade
begann, ihre rotglühende Unterseite zu senken.“
Matthias Kehle
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