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Tiziano Scarpa

Was ich von dir will

Kurzprosa. Wagenbach, Berlin. 160 Seiten. 10.90 EUR . ISBN: 3-8031-2493-X

Literatur für Verarmte

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‘Raffiniert’, ‘belesen’, ‘kalkuliert geschmacklos’ und ‘interessant’ nennt die FAZ Tiziano Scarpas Miniaturen. ‘Sehr jung’, ‘frech’, ‘brillant geschrieben’ ‘raffiniert gebaut’ und gar ‘überraschend’ nennt’s der Verleger. Wie doch die Meinungen auseinandergehen. Gegenansicht: ‘Voll für’n Arsch’ – auf der ganzen Linie.

Tiziano Scarpa will die Welt schockieren. Das ist nun aber – leider leider – heutzutage nicht mehr ganz so einfach wie anno dazumal. Mit Geschichten beispielsweise, mit denen Henry Miller oder Charles Bukowski sie noch vor einem halben oder Vierteljahrhundert erschüttern konnten, die Welt, klappt’s auf alle Fälle nicht mehr.
Derlei erscheint nur noch als Abklatsch, wenig überzeugend und ein wenig eklig – mehr nicht.
‘Was ich von dir will’ ist eine Sammlung von Kurzgeschichten, meist Ich-Erzählungen, in denen die Erzähler (und gar -innen, obwohl es sich eindeutig um Männerphantasien handelt) beschreiben, wie sie ins Erziehungsheim gekommen sind, was sie im Ferienlager erlebt haben, wie das mit der Geschlechtsumwandlung war, was man beim Ausfüllen eines Fragebogens erlebt und derlei mehr. Political Correctness wird bewusst vermieden; Gewaltbereite, Pädophile und anderweitig sexuell Verarmte kommen voll auf ihre Kosten.

„Ich schrieb ein Gedicht auf die Verkäuferin. Es hieß: ‘Auf deine Haare’. Ich las es erneut durch. Es war ein ergreifendes Gedicht. Ich stellte mir vor, wie meine Verkäuferin das Gedicht las, nackt, im Stehen. Um sie herum verzehrten sich die Kadaver der haarigen Herren vor Neid. Ich masturbierte. Dann schrieb ich noch eines. Es hieß: ‘Auf deine Haare’. Sie hießen alle ‘Auf deine Haare’. Ich schrieb und masturbierte, masturbierte und schrieb. Ich molk die Liebe aus mir heraus. Fantasierte.“

Dass das dergestalt hin- und hirngewichste Elaborat auch hinsichtlich der literarischen Ansprüche eher einfach gestrickt ist, nimmt nicht weiters wunder (da hätten wir ja ansonsten noch mit uns reden lassen). Ergo: Schade ums Papier und die Zeit; voll für’n Arsch.

Der Autor: Tiziano Scarpa wurde 1963 in Venedig geboren und lebt heute als freier Autor und Journalist in Mailand und Venedig. Seine Bücher wurden in mehrere Sprachen, unter anderem ins Englische, Französische, Spanische und Chinesische, übersetzt.