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Der Sturm, den die irische Herbstflut hervorrief, übertönte vielleicht ein wenig, dass der heurige Bücherherbst auch ein Herbst der deutschen Lyrik war. Markante schmale Bände liegen vor: von Franz Wurm, Ernst Jandl, Friederike Mayröcker, Sarah Kirsch oder Thomas Kling. Die grosse Entdeckung dieses Jahres sind die unerbittlichen Gedichte von Inge Müller (1925-1966), die mit zum Besten zählen, was die deutsche Nachkriegslyrik hervorgebracht hat.
In die Reihe dieser erstklassigen Neuerscheinungen aus dem Bereich der deutschen Lyrik gehört auch Keiner gefriert anders von Joachim Sartorius (*1946). Sartorius schreibt eine männliche Lyrik, die über einen ungemeinen Feinsinn verfügt. Eine erdige Lyrik, altes Gelände berührend. So greift er im Zyklus Alexandria, dem Herzstück des neuen Bandes, den Mythos um den Brand der Bibliothek von Alexandria auf: Beim Passieren der Ruinen eines Hammam fällt ihm bei, dass derselbe "wie 4000 andere öffentliche Bäder / Sechs ganze Monate" lang mit den Bücherrollen aus der grossen Bibliothek beheizt wurde, bis alle Bücher im Dampf "um die fettgrauen Leiber der Eroberer" zerstoben waren. Zieht man Sartorius' Äusserung über Alexandria aus einem Gespräch mit John Ashbery bei: "Alexandria ist ein Ort des Vergessens, des Verwischens, des Todes", so gerät der Bücherbrand zum exemplarischen Denkbild für die moderne Gedächtnisrodung. Dagegen schreibt Sartorius an.
Einer Gestalt widmet er sich dabei besonders: Konstantin Kavafis, dem aus Alexandria stammenden Begründer der modernen neugriechischen Lyrik. Er wird zum Alter ego des Dichters. Angesichts der erreichten Nähe zu dem Ton und den Motiven des Kavafis ist es nur konsequent, dass ihm Sartorius im Anhang 4 eigene Gedichte zuschreibt. Darin heisst es: "Er schätzte die Schreiber, / bei denen es kein Vergessen gab. / Nur dort hatte das Gedächtnis einen Ort, / ausser den Gräbern, / und er gehörte ihm und jedem allein." Alexandria, entstanden während der letzten 10 Jahre, stellt Sartorius' Versuch dar, diesem Anspruch gerecht zu werden - bei aller Vergeblichkeit, allem reflektierten Scheitern des Gedichts: "Auf seinem Weg hat es / Splitter des Nichts gesammelt, / um blendend / dazustehen am Ende."
Florian Vetsch
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