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"Kampf der
Kreaturen" ist der zweite Band der Reihe "Die Rückkehr des Dunkelelf", die einem
altgedienten AD&D-Haudegen, dem beliebten Dunkelelf Drizzt Do'Urden, neuen
Schwung verleihen soll: Hatten sich doch dessen Krummsäbel ein wenig an Routine
und eher missglückten neuen Ideen abgestumpft.
Zurück zu den Wurzeln – mit einer gehörigen Prise Humor und altbewährtem und
beliebtem Schneid. So das Motto des ersten Bandes
"Die Invasion der Orks". Klassischere – und
dank der Tolkien-Verfilmung nur noch mehr populäre – Unholde kann es kaum geben.
Eine riesige Armee aus Orks, Frostriesen und abtrünnigen Dunkelelfen rottet sich
zusammen und stürmt die Länder der Menschen, Elfen und Zwerge. Drizzt und seine
Freunde Bruenor, Wulfgar, Catti-brie und Regis stellen sich den Invasoren
entgegen.
Am Ende des ersten Bandes wird Zwergenkönig Bruenor schwer verletzt, Drizzt von
der Gruppe getrennt. Er sieht den vermeintlichen Tod all seiner Freunde bei der
Verteidigung Senkendorfs aus der Ferne. Während diese – durchaus lebendig – den
sterbenden Bruenor nach Mithril-Halle bringen und dort die Verteidigung
organisieren, startet Drizzt einen aus Verzweiflung geborenen Rachefeldzug.
Ohne seine Freunde verwandelt er sich in den gefühllosen Jäger, als der er
jahrelang das Unterreich durchstreift hat. Die Elfen Tarathiel und Innovindil
versuchen ihm zu helfen, verstärken aber nur seinen Schmerz, sie reißen
unwillkürlich alte Wunden in Drizzt auf.
Derweil potenziert sich die Bedrohung durch die Orks dramatisch: Die Zwerge
haben bei ihrem Rückzug dem Ork-Gott Gruumsh gelästert. Dieser hat sich
offensichtlich den Möchtegern-Ork-König Obould Todespfeil als Avatar auserkoren.
Mit gottgleicher Kraft und festem Willen führt er seine Truppen in die Schlacht,
die unter ihrem neuen Führer vereint stärker denn je sind.
Nichts Neues in Faerûn
An und für sich ist das Szenario genauso ausgelutscht wie geradezu klassisch zu
nennen. Leider fehlt dem zweiten Band der Esprit und Humor des ersten Bandes,
und so muss man sich zu Beginn durch endlose Passagen eines Orks en masse
schlitzenden, einsamen Dunkelelfen mit Schuldkomplexen kämpfen. Salvatore
verfällt in dieselbe Leier, die schon die letzten Bände um den Elf ungenießbar
machten. Stichwort Ellifain – Drizzts Nemesis aus frühester Jugend. Gerade eben
betrauert Drizzt den vermeintlichen Tod aller seiner Freunde, zusätzlich
bedrückt ihn aber immer noch das unrühmliche Ende der jungen Elfe. Zur
Erinnerung: Ellifain wurde vor Drizzt unter ihren toten Elfeneltern versteckt,
als er in seiner Jugend einen der widerlich blutrünstigen und grausamen
Überfälle der Drow auf Siedlungen der Oberflächenelfen mitmachen musste. Obwohl
der schockierte Drizzt Ellifain gerettet hat, hasste diese ihn zeitlebens und
starb schlussendlich während einer von ihr herbeigeführten Konfrontation von der
Hand ihres Retters, in dem sie trotz aller Lobeshymnen über ihn immer nur den
Feind und mörderischen Dunkelelfen gesehen hat.
Seifenoper pur. Zu allem Überfluss weicht Salvatore nicht von den einleitenden,
kursiv gedruckten Gedankengängen Drizzts aus der Ich-Perspektive ab. Diese hat
er jedoch schon so oft in ähnlicher Weise wiedergekäut, das sie nur noch
breitgetretener, seichter Quark sind, den ich wirklich nicht genießen konnte.
Der Ork-Chef wird von Gotteshand berührt, was man in Rollenspielerkreisen als
Beförderung zum unkaputtbaren Nichtspielercharakter definieren würde. Damit
hätte man die wesentlichen Ereignisse der unerquicklich handlungsarmen ersten
Buchhälfte abgehakt.
Die zweite stimmt versöhnlicher: Den Elan und Humor des ersten Bandes findet man
hier zwar ebenfalls nicht, aber es gibt einige wirklich Drizzt-mäßige Gefechte:
Unser Lieblings-Säbelschwinger darf sich mit einigen Dunkelelfen duellieren, als
Reminiszenz an alte, bessere Zeiten darf auch der Doppelkreuzschlag mit Finte
nicht fehlen! Das soll jetzt keineswegs ironisch gemeint sein, dieser Kampf war
eines der wenigen Highlights dieses Buchs.
Bemerkenswert auch die Aktionen von Shoudra Sternenglanz und Nanfoodle in
Mithril-Halle: Während Regis in Vertretung des sterbenden Bruenor
(Ironischerweise erreichte mich während der Lektüre dieser Passage die Nachricht
vom Tod des PLO-Chefs Yassir Arafat - ein Omen?) verzweifelt die Verteidigung
der Festung gegen die vehement und immer erfolgreicher stürmenden Orks
organisiert, kommt es bei dem Duo zu Gewissenskonflikten: Soll man wirklich das
Erz der um ihr Leben kämpfenden Zwerge schwächen? Obwohl Shoudra mit den Zwergen
sympathisiert, ist ihre Stellung gefährdet, denn ihr Sabotageauftrag fliegt
ungünstigerweise auf …
Interessante neue Aspekte bringt die Elfe Innovindil ins Spiel: Nicht gerade
dezent (Holzhammermethode) weist sie Drizzt darauf hin, dass eine
jahrhundertelange Beziehung unter Elfen potenziell glücklicher ist als eine mit
nur wenige Jahrzehnte lebenden Menschen. Bahnt sich hier etwa eine unheilige
Romanze an? Catti-brie ist nach wie vor am Leben und in Sorge um Drizzt, der sie
jedoch als vermeintlich Tote betrauert. Oder wohl doch nicht so sehr: Grämt er
sich doch mehr wegen Ellifain – Drizzt, was ist nur los mit dir? Oder sollte man
besser sagen: Salvatore, das passt nicht mehr auch nur annährend zusammen?
Viel mehr passiert leider nicht. Der erste Teil ist grottenlangweiliges,
seichtes Psychogewäsch, von dem Salvatore wirklich langsam abkommen sollte. Die
zweite Hälfte glänzt mit einigen überdurchschnittlichen Metzeleien in bester
Salvatore-Manier und … Überraschung! Es sterben einige Helden! Ob sich etwa auch
Bruenor Heldenhammer in die Hallen Moradins begibt, möchte ich hier nicht
verraten. Der Helden-Bodycount ist jedenfalls beträchtlich und schafft
Salvatore-untypische Panik beim nichts ahnenden Leser!
Eher geht ein Frostriese durch ein Nadelöhr …
… als dieses Buch in die Annalen der Fantasyliteratur ein. Die guten Ansätze des
ersten Bandes wurden vollständig aufgegeben, ein Rückfall in die langweilige
Tristesse, die mit diesem Ork-Großangriff eigentlich aufhören sollte. Da hilft
auch die Beschwörung vergangener Glanzzeiten nichts. Die ersten Romane um Drizzt
schufen eine beliebte Kultfigur und Legende. Aber was kommt jetzt?
Die erhoffte Wende zum Besseren jedenfalls nicht. Ansätze waren vorhanden. Am
meisten habe ich die humorigen Nebenhandlungen des ersten Bandes vermisst.
Salvatore sollte zusammen mit Klingenkünstler Drizzt eher einen Dönerstand
betreiben als solche lustlosen Romane zu verbrechen. Wer Wert auf
abwechslungsreichere Dunkelelfen-Geschichten ohne Geblubber und Leerlauf legt,
sollte sich stattdessen die Reihe "Der Krieg der Spinnenkönigin", erster Band
"Zersetzung", ansehen.
R. A. Salvatore hat leider immer noch nicht wieder zu der alten Form
zurückgefunden, die ihn so viele Fans beschert und Drizzt Do'Urden zur Kultfigur
gemacht hat. Neue Ideen hat er jedenfalls keine, an alte Zeiten versucht er
vergeblich anzuknüpfen. Schade!
Homepage des Autors:
http://www.rasalvatore.com/
Michael Birke [15.11.2004]
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Danke.
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