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Das beherrschende Thema der Werke Salman Rushdies ist die Interkulturalität. Wie kein anderer Autor versteht es Rushdie, traditionall westliche und östliche Erzähltraditionen auf höchstem literarischen Niveau zu vermischen. Als 1983 sein erstes Buch "Mitternachtskinder" in Deutschland erschien, priesen Kritiker den Roman als Verknüpfung indisch-arabischen Geschichtenerzählens und westlicher Romantradition. Im Roman erkannte man sowohl Geschichten aus 1001 Nacht, als auch europäischen Formwillen und Realismus. Rushdies eigene Biographie ist durch diese Wanderung zwischen den Kulturen geprägt: Seine Jugend verbrachte er in Bombay, bis ihn sein Vater 1961 mit nach England nahm. Drei Jahre später wurde Rushdie britischer Staatsbürger. Dieses allzutypische Moment seines Erzählens verknüpfte der Autor nun in einem Erzählband mit dem Titel "Osten, Westen".
Enthalten sind neun Geschichten, die in drei Bereiche mit den Überschriften "Osten", "Westen" und "Osten, Westen" unterteilt sind. Gemeinsames Thema der Erzählungen sind menschliche Schicksale im östlichen bzw. westlichen Teil der Welt. In der Erzählung "Das kostenlose Radio" beispielsweise läßt sich ein Rikschafahrer sterilisieren und erhofft sich dafür ein kostenloses Radio. In "Das Haar des Propheten" wird eine islamische Reliquie der Familie eines Geldverleihers zum tödlichen Verhängnis. Was früher Devotionalien und Reliquien waren, sind heute Gebrauchsgegenstände berühmter Personen und Popstars - so ließe sich die absurde Versteigerung der roten Schuhe in der gleichnamigen Erzählung interpretieren. In "Chekov und Zulu" gar sind die bekannten Personen der Serie "Raumschiff Enterprise" in ferner Zukunft in einen Geheimauftrag verwickelt und in "Der Courter" beschwört Rushdie seine Kindheit in einem indischen Viertel in London und erzählt von seinem Kindermädchen und ihrem Sprachfehler. Problematisch an diesen Erzählungen ist weniger, daß sie unoriginell oder schlecht erzählt sind, sondern problematisch ist die Tatsache, daß sie von einem Autor wie Salman Rushdie stammen. In "Osten, Westen" nämlich vermag Rushdie kaum an seine bisherigen Romane anzuknüpfen. Entweder sind die Geschichten allzu simpel, so daß man sich fragt, was sie erzählenswert macht oder sie entziehen sich komplett einem ersten Verständnis. Ein Merkmal seines Werkes, beispielsweise des Romans "Mitternachtskinder" war ja gerade die ungeheure Formvielfalt und die faszinierende Komplexität der Texte. Verglichen damit, sind die Erzählungen aus "Osten, Westen" ganz einfach enttäuschend. Zwar versucht Rushdie in ihnen eine Auseinandersetzung mit den Traditionen der verschiedenen Kulturen und deren Verknüpfung, aber diese hat lediglich beschreibenden Charakter. Bei vielen dieser realistischen Erzählungen bleibt man als Leser unzufrieden zurück, weil wie in "Guter Rat ist kostbarer als Rubine" Erwartungen geweckt, aber nicht erfüllt werden. Diesen realistischen Erzählungen fehlt oft ganz einfach die Pointe. Auf witzige Passagen wird man allzu deutlichst verwiesen und einiges scheint allzu sehr überzeichnet, als daß man überhaupt noch einen Bezug zu ihm entwickeln könnte. "Osten, Westen" ist eine letztendlich enttäuschende Sammlung von Erzählungen. Salman Rushdie auf dem Höhepunkt seiner Erzählkunst wird man hier nicht kennenlernen.
Christoph Steven
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Danke.
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