Kenneth Rexroth (*1905, South Bend, Indiana, †1982, Monte Cito,
California) war der Spiritus rector der San Francisco Renaissance. Sein
von Dylan Thomas‘ Tod inspiriertes Langgedicht <>
(1953) gehört zu den US-amerikanischen Jahrhundertgedichten und übte,
z.B. auf Ginsbergs <>, einen nachhaltigen Einfluss aus. Demgegenüber
ist Rexroth‘s lyrisches Spätwerk weniger bekannt. Freilich hat sich
der ungestüme Dichter beruhigt, nicht zuletzt dank seiner aktiven
Buddhismusstudien in Japan. Der Band <> trifft
eine Auswahl aus Rexroth’s Sammlung <> mit Gedichten
aus den 70er Jahren. Naturgedichte viele, Wahrnehmungen, Beobachtungen,
die Überlegungen, Erinnerungen im alten Dichter auslösen, Momente
sinnlicher Intensität und einer seltenen geistigen Reife. „Die
Frage ist nicht, / ob Sein eine Bedeutung hat, / sondern ob Bedeutung Sein
hat“, fragt Rexroth im langen Gedicht <> (gr. hapax: einmal) und lässt darauf einen Reigen
von Naturphänomenen folgen, wobei er seinen Blick durch das einmalig
Besondere auf das unablässig Gleiche senkt und das zeigt, was im einen
Phänomen immer wiederkehrt: „Ein Reiher erhebt sich vom Teich /
als ich näherkomme, wie er es schon / seit vierzig Jahren macht und
fliegt auf / durch die gleiche Lücke in den Bäumen.“ Aufgehen
in der Zeit, sich ganz in der Anschauung, der reinen Gegenwart, sammeln
oder aber das Schreckliche der reissenden Zeit mildern durch Erinnerung
und den Blick auf das Wiederkehrende, Bleibende, beides vermögen Kenneth
Rexroth’s späte Gedichte ohne jegliche Anstrengung. Ihre Lektüre
erfüllt, auch in der gelungenen Übersetzung des Rexroth-erprobten
Paares Ingrid und Reinhard Harbaum.
Florian Vetsch
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