Roswitha Quadflieg
Die Braut im Park
Roman. Piper Verlag, 225 Seiten. ISBN: 3-492-22396-6
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Roswitha Quadflieg ist eine deutsche Autorin, die seit 1985 insgesamt 6 Romane veröffentlicht hat. Ihr erstes Buch, "Tod meines Bruders", ist die Aufzeichnung über die subjektive Wahrnehmung einer Familie. Familiäre Verhältnisse stehen auch in den folgenden Büchern im Mittelpunkt: Fabels Veränderung beispielsweise, erschienen 1987, ist der Roman einer imaginären Vater-Kind-Beziehung. Der Roman "Braut im Park" stammt aus dem Jahre 1992. Im Mittelpunkt stehen der Rückblick auf ein verpfuschtes Leben und nicht zustandegekommene familiäre Verhältnisse.
Die Gräfin Gerda von Cronenburg hat sich an ihrem 70. Geburtstag geschmückt wie eine Braut. Vor vierzig Jahren hatte ihr ihre Jugendliebe Per versprochen, sie an ihrem 70. Geburtstag zu besuchen und zu heiraten. Leichtgläubig hatte sie 40 Jahre die Erinnerung an ihn wachgehalten, aberwitzigerweise auf ihn gewartet. Per aber erscheint nicht. Die versäumte Verabredung löst einen Erinnerungsprozeß aus; Gerda von Cronenburg zieht sich in den Park zurück und läßt eine Nacht lang ihr Leben Revue passieren, bevor sie an Unterkühlung stirbt. Ihr Leben, im nachhinein eine maßlose Enttäuschung, war geprägt von einer extremen Selbstüberschätzung, einer überspannten Empfindlichkeit und einer rücksichtslosen Beziehung zu ihrer Tochter. Roswitha Quadflieg beschreibt den Lebensweg einer Frau, die ihr gesamtes Leben nicht darauf gekommen ist, daß sie selbst, ihr falsches Bewußtsein, die Ursache ihrer eigenen Probleme gewesen ist.
Allerdings ist der Autorin der Erinnerungsprozeß allzu glatt geraten, Widerstände oder Wut empfindet Gerda von Cronenburg nicht, einmal heißt es, daß sie sich wundert, grundsätzlich kommt sie über eine leichte Irritation nicht hinaus. Die Erinnerungsarbeit geht in einer Nacht so analytisch, genau und ohne Selbstbetrug vor sich; für eine derart ehrliche Rückschau auf das Leben benötigen andere Jahre. Quadflieg erzählt sprachlich genau und realistisch-klar und die Gründe für das versäumte Leben ihrer Heldin hat man bereits nach wenigen Seiten der Rückschau verstanden. Die darauffolgenden Episoden ihres Lebens sind thematische Wiederholungen. In der literarischen Erinnerungsarbeit kommen zwar wichtige Lebensversäumnisse zur Sprache, gegen Ende allerdings wirkt das Buch nur noch langatmig, da vieles einfach schon allzu ausführlich beschrieben ist. Schade, denn mir persönlich gefallen Bücher über verfehlte Leben, aber die in "Die Braut im Park" beschriebenen Erinnerungen der Gerda von Cronenburg sind psychoanalytisch schlicht und ergreifend unglaubwürdig.
Christoph Steven
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