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Kurzweilige Lektüre für Leute mit Sinn für das Unwahrscheinliche im Leben und das magische Abenteuer.
Diese interessante Mischung aus Zeitreise, mystischer Fantasy, Alternativwelt und viktorianischer Räuberpistole läutete die allzu kurze Ära des Steampunk Mitte der 80er Jahre ein. Ihre Hauptvertreter sind Powers und seine Busenfreunde K.W. Jeter (es gibt eine "Jeter Lane" in diesem Roman) und James Blaylock. Steampunk war eine Art Cyberpunk, dessen Handlung in der Zeit der Dampfeisenbahn stattfand, meist in Merry Old England. Diese Art Cyberpunk hatte aber herzlich wenig mit Computern am Hut (außer in "Die Differenzmaschine" von W. Gibson/B. Sterling) – die Absonderlichkeiten fanden eher auf der Ebene mittelalterlicher Alchimie statt: Homunculi, Experimente mit Körper und Psyche, Telefon per magischer Lichtübertragung, Werwölfe, versteinerte Frauen usw. – ein Panoptikum, das dieses Literaturgenre mit Leben ausstattete und zur Kulisse erhob.
Handlung
So auch in "The Anubis Gates". Schauplatz ist meistens das London der Romantik um 1810 – hier wirken Coleridge und, wenn er nicht gerade für die griechische Freiheit kämpft, Lord Byron. Professor Brendan Doyle aus unserer Zeit sind sie alle geläufig. Doch seine Spezialität ist ein fast unbekannter Dichter namens William Ashless. Er hätte nicht gedacht, daß er selbst Ashbless werden könnte, als er zusagte, bei einer Zeitexpedition eines reichen Unternehmers und Spekulanten mitzumachen. Er lernt zwar Coleridge kennen, wird aber von Zigeunern entführt, bevor er planmäßig wieder in unsere Zeit zurückkehren kann. Der Anführer der Zigeuner ist ein Magier namens Romany, der im Auftrag seines geheimnisvollen ägyptischen Meisters daran arbeitet, die britische Regierung zu stürzen und einen Golem auf den Thron zu setzen, der – von wem wohl? – ferngesteuert wird.
Nachdem Doyle den Klauen Romanys entkommen ist, macht er intensive Bekanntschaft mit der Londoner Bettlerschaft. Die ist in zwei Banden gespalten, wobei die schlimmere mit Romany zusammenarbeitet. Zum Glück landet Doyle bei der anderen, wo ihm ein junger Mann dabei hilft, wieder auf die Beine zu kommen und einen ehrlichen Job als Bettler zu erhalten. Der "junge Mann" erweist sich schließlich als junge Dame, die darauf aus ist, einen gewissen Dichter namens William Ashbless zu töten, weil er ihren Verlobten auf dem Gewissen haben soll.
Die Irrungen und Wirrungen nehmen zu, je weiter Doyle Bekanntschaft mit der Londoner Unterwelt macht. Alle seine Bemühungen, ins 20. Jahrhundert zurückzukehren, werden vereitelt. Vielmehr wird er von einem Werwolf gebissen und verwandelt sich in einen sehr haarigen Zeitgenossen, der auf der Flucht vor den Werwolfjägern und Dr. Romany ist. Er ist nun der "historische" Ashbless, wie er erkennt und obkliegt seiner Pflicht, den bekannten Ashbless zu verkörpern. So schreibt er etwa dessen berühmtestes Gedicht aus dem Gedächtnis auf und läßt es veröffentlichen. Schließlich gipfeln seine Aktionen darin, Lord Byron zu befreien, Romany und dessen Bande zu töten und nach Ägypten zu reisen, um dort dessen Meister zur Strecke zu bringen. Und so kann er endlich die junge Dame heiraten, die ihm nach dem Leben trachtete, ihren Sinn aber inzwischen geändert hat. Boy meets "girl", boy gets girl! Also Ende gut, alles gut?
Nicht doch! Doyle weiß aus Ashbless‘ Biographie, daß er eines Tages auf den Uferwiesen er Themse von einem Unbekannten umgebracht wurde/wird. Eine kleine Überraschung für den Leser folgt, die hier aber nicht verraten werden soll.
Fazit
Dieses Feuerwerk von bizarren Ideen erhielt 1983 den Philip K. Dick Award für das beste Erstlingswerk im Taschenbuch. Es ist pure Unterhaltung im Rahmen historischer Fakten und einer Zeitreise. Doch zugleich enthält der Roman etliche Seitenhiebe auf den Literaturbetrieb und seine Heroen, zum Beispiel Lord Byron, der zu Lebzeiten ein rechter Lüstling und Lebemensch war, bevor er im griechischen Freiheitskampf am Fieber starb. Erstaunlich ist zudem, daß die englische Romantik überhaupt entstehen konnte, wenn man sich das historische London um 1810 ähnlich existenzgefährdend vorstellt, wie Powers es dargestellt hat. Er muß dazu eine Menge Stadtpläne und historische Folianten gewälzt haben, um die Lokalität so authentisch schildern zu können, wie es in "Anubis Gates" zu lesen ist.-- Der Roman wurde 2004 in einer schönen neuen Ausgabe bei Heyne wiederveröffentlicht.
Michael Matzer ©1998ff
Info: The Anubis gates, 1983; 556 Seiten, aus dem US-Englischen von Walter Brumm
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Danke.
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