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Wie ein platter Kalauer mutet der Titel von Marion Poschmanns erstem Gedichtband an. "Grund zu Schafen", heißt dieser, doch bei der Lektüre merkt man bald: Das ist ein poetologisches Programm. Marion Poschmann beharrt nämlich auf der Natur, genauer: auf der Restnatur. "alle Industriebetriebe/ werden für wildlebende Tiere/ und wildwachsende Pflanzen/ uninteressant, wenn sie zu sauber/ und ordentlich geführt werden" ist das Motto, mit dem das Gedicht "die Nähe der Abwärme suchen" überschrieben ist. Es ist also ein altes Thema der Moderne, das Poschmann mit oft langen, aber (im Gegensatz etwa zu Silke Scheuermann) disziplinierten Gedichten, auslotet. Hinreißend originelle Beobachtungen gelingen ihr dabei, so etwa gleich zu Beginn im Text "kleines Rasenstück": "...Gras, dieser strenge Glanz, zu/ Halmen gefaltet." Der deutsche Nadelbaum wird ebenso besungen ("Fieberkurven, verrußt, spitzen sich zu...") wie das "Umspannwerk Ost". Ungewöhnliche Assoziationen von Natur und Zivilisation finden sich in den 90 Seiten des Bändchens zuhauf. Da gibt es "Hagebutten in Waschpulver" ebenso wie wunderbare Adjektive ("seifenblasensatt") sowie das ganze ABC der Gegenwart, von Autobahnbrücken, Paralleluniversen und Diaabenden bis hin zu Alufolie oder "Fliegenpilze an Drahtstielen". Poschmanns zeitgenössisches Arkadien enthält solches Interieur ebenso wie ein "See, der immer noch nach Schokolade roch" und "die braunen gebogenen/ Rücken der Berge verwundete Fellflächen" oder "eine Wiese mit Bäumen" und "Wespen im Blumenstau".
Gelegentlich ironisch (wie auch der Titel des Bandes) kommentiert die 36-jährige Autorin also eine postindustrielle Gegenwart, deren domestizierter, ja zerstörter Natur sie idyllische und romantische Momente abgewinnt: "...wir zelten, sage ich, in öffentlichen Anlagen/ liegen in Schlafsäcken unter den Parkbänken..."
Das Schöne an Poschmanns vielfach mäandrierenden Gedichten ist, dass sie bei aller Ausführlichkeit leichtfüßig über lyrische Traditionen tänzelt. Von Andreas Gryphius bis hin zu den Dichtern des Expressionismus - Marion Poschmann kennt ihre lyrischen Vorfahren. Apropos Gryphius: Einem Zyklus hat sie eine für den Gedichtband symptomatische Zeile des Barockdichters vorangestellt: "Wo jetzund Städte stehn, wird eine Wiese sein." Matthias Kehle
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