Roger Penrose; Brian W. Aldiss

Weisser Mars

SF. Wilhelm Heyne, München. ISBN: 3-453-16168-8

Roger  Penrose; Brian W.  Aldiss: Weisser Mars

Dieses Buch Freunden weiterempfehlen.

Dieses Buch kaufen bei Amazon.de

Buy Roger Penrose; Brian W. Aldiss: Weisser Mars at Amazon.com (USA)

Weitere Buchbesprechungen bei Amazon.de.

Science-Fiction, aber auch wissenschaftliche Bücher über den Mars füllen ganze Regale. Doch immer wieder wurden Spekulationen über den "roten Planeten" durch neue Erkenntnisse über den Haufen geworfen, immer wieder erlebte auch die Forschung Niederlagen wie im Dezember 1999: Die Marssonde Deep Space 2 sollte nach Wasser suchen und mit einem Mikrofon die ersten Geräusche vom Nachbarplaneten senden. Sie landete zwar, aber dann fiel die Funkübertragung aus. Der Roman "Weißer Mars" wendet sich zugleich an Phantasie und wissenschaftliche Neugier. Und er wäre keine Utopie ohne eine gehörige Portion Gesellschaftskritik.

Ein symbolträchtiges Gemeinschaftswerk: Brian Aldiss ist ein bekannter britischen Science-Fiction-Autor, und Roger Penrose eine Autorität als Physiker, der Doktorvater von Stephen Hawking. Penrose erregte Aufsehen durch eine Verbindung von Quantenphysik und Hirnforschung in Büchern über "Computerdenken" und "Wege zu einer neuen Physik des Bewußtseins".

Der Titel "Weißer Mars" erinnert an den UNO-Vertrag über die Antarktis: Auch der Mars soll niemandem gehören und der Forschung vorbehalten bleiben. Das wissenschaftliche Stammpersonal von gut 400 Männern und Frauen wird ergänzt durch einige Tausend besonders qualifizierte junge oder besonders verdiente ältere Stipendiaten aus aller Herren Länder. Leiter des Mars-Utopia ist ein Physiker, der versucht, Naturwissenschaft und Kultur, Psychologie und Politik unter einen Hut zu bringen. Nicht zufällig hat die Kolonie insgesamt 6000 Einwohner – so viele wie das antike Athen, das schon Maßstab für die historischen Utopien von Platon und Thomas Morus war: Überschaubar, aber groß genug für soziale Experimente und eine solide Statistik. Ein multikulturelles Abbild der Erde im Kleinen. Prompt wird diese Kolonie von der Erde abgeschnitten und gezwungen, eine neue Form des Zusammenlebens zu entwickeln, um ihr Überleben zu sichern.

Dabei spielen materielle Bedrohungen und Sorgen von Anfang an kaum eine Rolle. Die gibt es nämlich nicht in einer Welt ohne Geld, Luxus, Waffen oder Marsmännchen, in der alles – von der Nahrung bis zur Atemluft – synthetisch erzeugt wird. Es geht vielmehr um die Frage, wie eine gute, gerechte Gesellschaft aussehen soll. Fast alle sind sich darin einig, daß sich die Fehler nicht wiederholen dürfen, die auf der Erde zu einer ökonomisch-ökologischen Krise und zum Zusammenbruch des Raumfahrt-Konzerns geführt haben. Die unfreiwillig Isolierten haben nicht nur ihre Lieben auf der Erde zurückgelassen, sondern auch ansteckende Krankheiten, Kriege, Machtmißbrauch und Armut.

Verluste, Risiken, Ängste und Chancen sind untrennbar mit jedem Aufbruch zu neuen Ufern verbunden. Deshalb bleiben auch Konflikte, Gewalt und Ausbruchsversuche nicht aus. Doch im großen Ganzen setzt sich unter dem Zwang zu überleben die Vernunft durch. Die einen richten eine Volkshochschule über neue Formen des Zusammenlebens mit Live-Übertragungen zur Erde ein. Die anderen suchen nach den letzten Bausteinen des Universums und den Geheimnissen des Bewußtseins. Die einen diskutieren über Freiheit und Sex, Erziehung und Gerechtigkeit, Selbstverwirklichung und Macht. Die anderen finden heraus, daß der riesige erloschene Vulkan Olympus ein gut getarntes Lebewesen mit einem Kollektivbewußtsein ist: Im Lauf der Evolution schloß sich alles bedrohte Leben auf dem Mars zusammen, entwickelte die Fähigkeit, Nahrung und Wasser aus dem Gestein zu ziehen, und einen dicken Hornpanzer zum Schutz vor Kälte und Meteoriten. Die Ausstrahlung des Kollektivbewußtseins stärkt den Gemeinschaftssinn der Marsianer. Ohne diesen brillant erfundenen Alien wäre das Happy-End fraglich, bei dem die Mars-Utopie schließlich die ganze Erde erfaßt.

Sicher, das Buch ist ein modernes Märchen. Doch es fügt nicht den vielen gescheiterten Utopien noch eine hinzu, sondern fragt: Wohin führt der Glaube an Gott oder an den Fortschritt? Wohin die Auffassung, alle Menschen seien gleich und jeder habe ein Recht auf das Streben nach Glück? Was ist denn Glück? Sind Utopien überhaupt möglich und wünschenswert? Antwort: Ja, aber nur wenn sich unser Bewußtsein verändert. Ein Buch mit viel Stoff zum Selberdenken. Widmar Puhl, SWR 2






Bücher neu und gebraucht
bei amazon.de

Suchbegriff:


eBay


Bücher gebraucht oder neu bei booklooker.de
Autor:
Titel:
neu
gebraucht

Ihr Kauf bei unseren Shop-Partnern sichert das Bestehen dieses Angebotes.

Danke.


Weitere Titel von und Rezensionen zu Roger Penrose
Weitere Rezensionen in der Kategorie: SF  



Partner-Shop: Amazon.de

Weisser Mars Amazon.de-Shop
Roger Penrose; Brian W. Aldiss: Weisser Mars

Partner-Shop: Amazon.com (USA)

Buy Roger Penrose; Brian W. Aldiss: Weisser Mars at Amazon.com (USA)

carpe librum ist ein Projekt von carpe.com  und © by Sabine und Oliver Gassner, 1998ff.

Das © der Texte liegt bei den Rezensenten.   -   Wir vermitteln Texte in ihrem Auftrag.   -   librum @ carpe.com

Impressum  --  Internet-Programmierung: Martin Hönninger, Karlsruhe  --  19.06.2012