James Patterson

London Bridges

Krimi. Headline, London. 307 Seiten. 17.90 EUR . ISBN: 0-7553-0579-5

Spannender Thriller: Alex Cross, der Terroristenjäger
James  Patterson: London Bridges

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Der Wolf aus "The big bad wolf" ist zurück - und er hat einen Freund mitgebracht: das Wiesel, aus "Pop goes the weasel". Gemeinsam heben sie die Welt aus den Angeln. Das ist zumindest der Plan. Zum Auftakt radieren sie drei Dörfer aus, eines davon in Good Old Germany.

Der Autor
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James Patterson, ehemaliger Besitzer einer Werbeagentur, ist der Autor von fünfzehn Nummer-1-Bestsellern (inklusive diesem Buch). Allerdings sind es vor allem seine Alex-Cross-Thriller, die den Leser berühren. Folglich war Alex Cross bereits zweimal im Film zu sehen: "Im Netz der Spinne" und "...denn zum Küssen sind sie da" wurden beide erfolgreich mit Morgan Freeman in der Hauptrolle verfilmt. Für Einsteiger sei gesagt, dass Alex Cross ein sympathischer schwarzer Polizeipsychologe ist, der mit seiner Familie in Washington, D.C., lebt.

Patterson ist extrem fleißig. Sein letzter Solo-Roman hieß "The Lake House", doch inzwischen wurde auch "Sam's Letter to Jennifer" veröffentlicht, das ähnlich aufgebaut ist wie der "tearjerker" "Briefe an Nicholas". Im November 2003 erschien ein neuer Alex-Cross-Roman mit dem Titel "The Big Bad Wolf", danach folgte mit "3rd Degree" die Fortsetzung von "2nd Chance". Nähere Infos finden sich unter www.twbookmark.com und www.jamespatterson.com. Patterson lebt mit seiner Familie in Florida.

Ausgewählte Alex-Cross-Romane:

Cat and Mouse: Wenn Mäuse Katzen jagen
Pop goes the Weasel: Wer hat Angst vorm Schattenmann?
Roses Are Red: Rosenrot, mausetot
Violets Are Blue: Stunde der Rache
Four Blind Mice: Mauer des Schweigens
The Big Bad Wolf (Vor aller Augen; ab Februar auf deutsch erhältlich)

Handlung
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Der Wolf ist zurück - und er hat einen Freund mitgebracht: das Wiesel. Gemeinsam heben sie die Welt aus den Angel. Das ist zumindest der Plan.

Diese beiden bösen Jungs hat Alex Cross, derzeit Agent beim FBI, noch in guter Erinnerung. In "The big bad wolf" hat Cross Bekanntschaft mit den Sklavenhandelsaktivitäten des Wolfes gemacht. Dessen Identität ist wie sein Aufenthaltsort jedoch weiterhin unbekannt, doch er gehört offenbar zur Roten Mafiya und hat Kontakte zu Al-Kaida. In "Pop goes the weasel" (s.o.) lernte Cross den psychopathischen Army-Oberst Geoffrey Shafer kennen, der Teile Washingtons mit seinen möderischen Raubzügen in Angst und Schrecken versetzte. Am Ende des Buches verschwand der Killer, nachdem er zuvor Cross' Freundin Christine Johnson verschleppt hatte.

Nun hat der Wolf das Wiesel als Handlanger rekrutiert. Der Plan ist ganz einfach, aber nur gemeinsam in die Tat umzusetzen. Cross, das FBI, die CIA und das Weiße Haus erfahren schon ziemlich bald, um was es dem Wolf geht: Wenn die Regierungen der USA, Englands und Deutschlands nicht binnen vier Tagen 2 Milliarden Dollar zahlen, werden New York, Washington, D.C., London und Frankfurt/Main zerstört.

Diese Forderung würde ziemlich lachhaft klingen, wenn es nicht einen schrecklichen Beleg dafür gäbe, wozu die Organisation des Wolfes fähig ist. Mit einer speziellen, aus einem langsamen Flugzeug abgeworfenen Brennstoffbombe ("daisy cutter") hat er die - zuvor von den Bewohnern evakuierte - Wohnwagensiedlung Sunrise Valley in Nevada in Schutt und Asche gelegt, ebenso wie zwei andere Dörfer (siehe "Unterm Strich"). Tatsächlich sind nur noch Ascheteilchen und hier und da Knochen eines Erschossenen zu finden, als Cross eintrifft. Ein zugespieltes Video zeigt den gesamten Vorgang - wie man das ja auch aus dem Irak kennt, wenn die Hinrichtung einer Geisel gezeigt wird. Und auf gefundenen Fotos ist Cross' alter Bekannter Geoffrey Shafer zu sehen: das Wiesel.

Es gibt also genügend Gründe, Cross in die Ermittlungen einzubeziehen. Als der Direktor der CIA erschossen wird, kommt ihm allerdings ein schlimmer Verdacht: Ist der Wolf ein ehemaliger KGB-Offizier, den die CIA 1992 aus der Sowjetunion rausgeholt hat? Dann verfügt er wohl über ausgezeichnete KGB-Kontakte in der ganzen Welt - und womöglich über Atomsprengsätze, die man in einem Koffer transportieren kann, hergestellt vom russischen Militär. Will sich der Wolf an der CIA rächen? Sind die verheerenden Bombenanschläge auf Brücken in New York, Paris und London lediglich ein Teil eines übergreifenden Plans?

Eines steht fest: Cross muss mit seiner Truppe sehr schnell sein, will er dem Wolf und seinem Schergen, dem Wiesel, das Handwerk legen.

Mein Eindruck
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Alex Cross - oder vielmehr sein Schöpfer James Patterson - befasst sich diesmal mit der Psychologie des Terrorismus, die den Schrecken zu ihrem Instrument macht. Dabei fällt aber auf, dass es auf der Seite der Betroffenen nicht die wehrlosen, in Panik verfallenden Bürger sind, die der Autor zeigt. Diese Szenen kann man bei jeder Hurrikanwarnung sehen: Karawanen von Autos, in denen sich Bürger in Sicherheit zu bringen versucht. Viel interessanter ist doch, wie die Leute an den Schaltstellen der Macht und vor allem in den Antiterrorismus-Einheiten damit umgehen. Sie tun dies auf ganz unterschiedliche Weise.

Das alte Europa

"London Bridges" spielt zu einem großen Teil im "alten Europa", in London, Paris (Brücken), Zürich (Banken) und an der Côte d'Azur (Villen). Dementsprechend vielfältig ist die Umgebung, in die sich Alex Cross, der sich auf einmal als der "Ugly American" wahrnimmt, einfinden muss. Die Briten haben in ihrer Terrorabwehr nicht nur Spezialkommandos und die beiden rivalisierenden Geheimdienste MI5 (Inland) und MI6 (Ausland) eingebunden, sondern auch Special Operations von Scotland Yard, also Einheiten der ganz normalen Polizei. Hier wird die Bedrohung äußerst ernstgenommen und setzen moderne Mittel ein. Vom Yard-Mitarbeiter Martin Lodge erhält Cross nicht nur ausgezeichnete Unterstützung, sondern sogar eine Einladung zu seiner Familie. Dies erweist sich am Schluss als sehr hilfreich.

Französische Fehler

Ganz anders hingegen die Franzosen. Sie haben sich darauf festgelegt, dass der Gegner Al-Kaida ist und suchen alle möglichen Araber, von denen sie ja aus den ehemaligen Kolonien endlos viele im Land haben. Cross fällt der nahezu bizarre Kontrast zwischen den antiquierten Räumlichkeiten aus dem 18. Jahrhundert und der modernen Ausrüstung auf, mit der die Antiterrortruppe umgeht. Hier taucht nur Polizei auf, sondern auch viel Militär. Allerdings lässt man sich hier nicht von zivilisiertem benehmen abhalten, und so ist das Essengehen in der Mittagspause obligatorisch. Für die geregelte Verdauung ist das sicher förderlich, doch weniger für die Effizienz: Cross' Mitarbeiterin in Paris wird neben ihm auf offener Straße erschossen, er selbst verschleppt.

Das Innenleben des Terrorismus

Zur Arbeitsweise des modernen Terrorismus hat Patterson eine ganze Menge zu sagen. Offenbar hat er die Nachrichten verfolgt, Bücher gelesen und an "Desert Storm" Beteiligte gesprochen. Er weiß nicht nur, wie Al-Kaida organisiert ist und die Medien benutzt, sondern auch wie die Zellen untereinander arbeiten und Geld beschaffen. Der Wolf jedoch unterscheidet sich von ihr. Er arbeitet bevorzugt mit Einzeltätern, die nur ein kleines Stückchen des Bildes zu sehen bekommen und in der Regel nachdem sie ihren Part gespielt haben, erschossen werden. Nicht zuletzt, um die Identität des Wolfes zu schützen - niemand weiß, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt. Es könnte sogar ein Titel sein, denn verschiedene Personen maßen sich diesen Decknamen an, darunter eine Frau.

Spannender Aufbau

Der Roman ist wieder einmal recht clever aufgebaut. Nach dem obligatorischen Paukenschlag am Beginn der Geschichte erkundet Cross, unser Chronist und Held, die Tiefe und Tragweite der Bedrohung. Nachdem die ersten Spuren entdeckt wurden, erfolgen die ersten Anschläge, was nicht gerade zur Beruhigung der Lage beiträgt. Die Antiterrortruppen in USA, GB und Frankreich agieren zwar nicht plan-, aber leider erfolglos. Dennoch hofft man mit Cross, dass jedesmal der Wolf erwischt wird, oder wenigstens das Wiesel.

Richtig gut hingegen ist der letzte Teil des Buches, der etwa ein Viertel ausmacht und nach einer schönen privaten Episode mit Cross' Freundin und Familie losgeht. Hier schwenkt die Handlung sozusagen in die Zielgerade ein, die Action folgt Schlag auf Schlag, das Finale bildet den Höhepunkt. Eigentlich. Doch wie jeder gute Patterson hat auch dieser Roman noch einen fiesen Schlenker auf Lager.

Unterm Strich
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Der Schluss von "The big bad wolf" verlangte dringend nach einer Fortsetzung. Dies hier ist sie. Und wie dort bildet auch diesmal ein Kinderreim die Grundlage für den Titel: "London bridge is falling down, falling, falling down". Wenn man Kinderreim und Terrorismus in Beziehung zueinander setzt, entsteht ein Motiv wie auf dem Titelbild zu sehen: links eine explodierende Brücke (gemalt), rechts eine Mutter, die ihr weinendes Kleinkind tröstet (Foto). Mütter und Familienväter dürften von diesem Bild gleichermaßen angesprochen sein.

Ich finde es dennoch angemessen. Denn Alex Cross ist zwar unverheiratet, hat aber dennoch eine Familie mit drei Kindern. Nur dass eine Mutter tot ist, die andere weit entfernt lebt und seine engste Freundin auch nicht um die Ecke wohnt. Solche Patchwork-Familien sind inzwischen zunehmend Standard - und mittlerweile auch im Fernsehen ("Die Albertis") und sogar im Kinderkrimi "Taco und Kaninchen" von Amelie Fried) angekommen. Sie sind die Folgen nicht nur von zunehmender Bindungslosigkeit zwischen Menschen, sondern auch zum Teil Folgen der zunehmenden Gewalt. Der Gewalt, die der Terrorismus ausübt, versucht Alex Cross entgegenzutreten und deshalb sind wir, wenn wir an Liebe und Hoffnung glauben, von Anfang an auf seiner Seite. Und das bleibt so bis zum actionreichen Finale.

Saubere Recherche, mit einem Fehler: Alle Lübecker herhören!

Zum größten Teil hat Patterson sauber recherchiert. In seinen Roman sind Unmengen von Fachwissen über Terrorismus, seine Bekämpfung und über Waffen eingegangen. Auch über Europa musste er sich - ebenso wie sein Kollege Dan Brown - einarbeiten. Zwar mokiert sich Patterson nicht über die französische Küche, aber daheim hält es Alex Cross doch lieber mit bodenständiger amerikanischer Kost, wenigstens zum Dessert.

Nur ein Fehler ist dem Autor unterlaufen. Er stellt uns die wohlbekannte Hansestadt Lübeck als kleines Dorf an der Grenze zu Dänemark vor (Seiten 52/53). Es wird ebenso wie die Wohnwagensiedlung in Nevada ausradiert. Nun ja, das echte Lübeck kann wohl kaum gemeint sein, denn die Stadt hat einige hunderttausend Einwohner und liegt weder bei Flensburg, noch bei Kiel, sondern noch weiter südöstlich. Alle Lübecker sollten an den Autor eine Protest-E-Mail schicken.

Wenn sich der Autor damit bei seinen deutschen Lesern bedanken wollte, dass sie so begeistert seine Bücher kaufen, so hat er ihnen damit einen Bärendienst erwiesen und sollte diese Scharte schleunigst in der Übersetzung auswetzen.

Hinweis
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Die beiden nächsten Bücher von James Patterson sind wieder Kooperationen mit anderen Autoren. "Honeymoon", das er mit Howard Roughan verfasst hat, soll im Januar 2005 (Taschenbuch erst Februar 2006) erscheinen und "The Lifeguard" (mit Andrew Gross) im Mai 2005. Wie auf der Frankfurter Buchmesse zu lesen war, wird "Honeymoon" weltweit zunächst in den Bertelsmann-Buchclubs veröffentlicht, und zwar bevor das Buch in den allgemeinen Buchhandel gelangt.

Michael Matzer (c) 2004ff

Info: London Bridges, 2004; Headline 10/2004, London; 307 Seiten, EU 17,90; ISBN 0-7553-0579-5

Mehr Infos: www.twbookmark.com und www.jamespatterson.com

PRO: spannend, überraschend, kenntnisreich, anrührend, aktuell, actionreiches Finale

KON: ein Recherchefehler






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