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"Ich hatte den starken Wunsch mit dir zu sprechen." So beginnt
einer der Briefe Boris Pasternaks an seine Schwester. Der umfangreiche
Briefwechsel zwischen dem späteren Nobelpreisträger und seinen
Eltern bzw. seinen Schwestern dokumentiert verzweifelte Versuche, das Gespräch
aufrecht zu erhalten. Fast vierzig Jahre lang zieht sich der Wunsch durch
die Zeilen, die Schwestern und Eltern wiederzusehen, vor allem den geliebten
Vater. Besonders intensiv war die Korrespondenz zwischen Moskau und Berlin
in den 20-er Jahren. Die Familie tauschte Bücher und Zeitschriften
aus, über die Eltern erhielt Pasternak für ihn wertvolle Briefe
von Rilke - lange Zeit ein wichtiges Thema zwischen ihm und seinem Vater,
einem bekannten Maler. Die Verhältnisse in Russland wurden katastrophal,
die Landwirtschaft wurde kollektiviert, Bauern enteignet - Hungersnöte
waren eine Folge; 1929 wurde u.a. das Feiern von Weihnachten und Neujahr
sowie jede Religiosität verboten. In den 30-er und 40-er Jahren war
es das Stalin-Regime hier und der Nationalsozialismus da, der die Korrespondenz
zwischen den Familienmitgliedern fast zusammenbrechen ließ, später
der "Eiserne Vorhang". Dem Sowjetregime war der Schriftsteller so verdächtig,
so sehr lebte er am Rand der Verhaftung, dass eines Tages Stalin persönlich
bei ihm anrief, um ihn zu verhören.
"Eine Brücke aus Papier" ist ein beeindruckendes Dokument des
letzten Jahrhunderts und zugleich ein Versuch, die Grenzen der Machtblöcke
zu überwinden. Während anfangs noch privates Pathos die Lektüre
ein wenig vergällt, werden die Briefe zunehmend lakonischer und damit
ergreifender. Weshalb und um welche Stellen die Briefe gekürzt wurden,
läßt die Herausgeberin leider offen. Übersetzt wurden übrigens
nur die Briefe, die in Russisch geschrieben wurden, nicht aber jene, welche
die Familienmitglieder aus Sicherheitsgründen in Englisch oder Französisch
abfaßten.
Die letzten Briefe Boris Pasternaks drehen sich um den Nobelpreis,
den er auf Druck des Regimes ablehnen musste, die letzten Telegramme zwischen
seiner Schwester Lidija und seinem Sohn um das Bemühen Lidijas, ein
Visum zu erhalten, um den sterbenden Boris Pasternak noch einmal zu sehen.
Es sollte ihr nicht vergönnt sein.
Matthias Kehle
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Danke.
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