Eric Orsenna

Inselsommer

Roman. Carl Hanser Verlag, ISBN: 3-446-19865-2

Eric  Orsenna: Inselsommer

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'Glücklich die Kinder, die in der Liebe zu einer Insel aufwachsen. Sie erwerben dort in Windeseile bestimmte, für ihr Leben nützliche Eigenschaften: Phantasie, Einsamkeit, Freiheit, sogar eine gewisse Respektlosigkeit gegenüber dem Festland; und sie lernen, den Horizont abzusuchen, zu segeln und fortzugehen...' Eines dieser glücklichen Kinder hat ein Buch davon geschrieben. Das kleine Meisterwerk von Erik Orsenna bezaubert von der ersten bis zur letzten Seite. Heiter entfaltet sich die Geschichte vom katzenliebenden Übersetzer Gilles. Er begibt sich auf eine winzige Insel im Ärmelkanal, wo eine kleine Gemeinschaft den Gezeiten trotzt. Bald hat er sich dem Rhythmus der Insel angepaßt. Zeit wird ein relativer Begriff. Da erreicht ihn ein Brief aus Paris; 'Monsieur, die Hochachtung, die wir für Ihre Arbeit hegen, veranlaßt uns, Ihnen die französische Übersetzung des letzten Opus des russisch - amerikanischen Schriftstellers und Nobelpreisanwärters Vladimir Nabokov anzubieten. Es geht um die Chronik einer Familie und eines Inzests mit dem Titel Ada or Ador. Der Autor, der nicht gerade an Bescheidenheit leidet, (aber Sie kennen ja die Autoren), spricht folgendermaßen darüber: "Nichts in der Weltliteratur - außer vielleicht die Erinnerungen des Grafen Tolstoi - kann es an reiner Freude, arkadischer Unschuld mit den Kapiteln dieses Buches aufnehmen. In der Hoffnung, daß Sie diesen Vertrauensbeweis zu würdigen wissen..." (Gedrechselte Höflichkeitsformel.) Charles Orengo ' Gilles ist verblüfft über das Angebot und noch mehr über den bereits beiliegenden Scheck, den er umgehend einlöst und dann die Annahme des Auftrages telefonisch nach Paris bestätigt. Dabei bleibt es. Am nächsten Tag liest der Übersetzer die anderen Dokumente, die dem Paket aus Paris beigefügt sind. Es handelt sich um bösartige und hochmütige Briefe Nabokovs, an verschiedene, mit der Herausgabe von Literatur beschäftigte Menschen gerichtet. Gilles packt das Grausen. Doch damit nicht genug, nach der Lektüre der ersten zwei Seiten des zu übersetzenden Buches erschrickt er fürchterlich; 'der Schrecken bestand darin: Durch ständiges Verfolgen der Lepidopteren (Schmetterlinge) mit dem Netz in der Hand hatte der charakterlich schwierige Nobelpreisanwärter sein Schreiben mit ihrer Anmut durchtränkt.' Wie sollte man das übersetzen... Gilles ist kein Kind des Schwermutes, er versucht, einfach nicht mehr an Ada zu denken und läßt die Briefe des Pariser Verlagshauses ungeöffnet liegen oder verschwinden - einige Jahre lang. Und Ada? 'Jeden Morgen beim Aufstehen, nachdem der Kaffee den wilden Kampf gegen die vom Rotwein der letzten Nacht erzeugten Nebel aufgenommen hatte, besuchte der Übersetzer seinen Gewissensbiß, die unerträgliche Ada. Er hatte sie auf dem Regal in der Hütte der Katzen untergebracht. Auf sie pinkelten sie, an ihr wetzten sie die Krallen. Unser Freund ergötzte sich an dieser innigen Beziehung.' Lakonisch teilt Orsenna mit, daß die Erzieher der École alsacienne eines ihrer Lehrziele bei unserem Übersetzer verfehlt hatten, 'nämlich dem Kind einen gewissenhaften Geiz in Sachen Zeit (sie nie verlieren) und die zähneklappernde Furcht vor dem Gott Termin beizubringen.' So verstreichen drei Jahre und fünf Monate. Gilles geht über die Insel spazieren, betreibt rituelle Milchreiseinkäufe und erklärt dem Pfarrer eines Nachmittags; 'Übersetzter sind Seeräuber', 'er kapert ein Buch, wechselt die gesamte Sprache aus und tauft es französisch. Haben Sie nie gedacht, daß die Bücher Schiffe sind und die Wörter ihre Besatzung?' 'Stimmt, so gesehen...' Und der Pfarrer goß sich noch einen Cidre ein, der schrappte, wie ein Tag ohne Musik.' In solch wundervollen Dialogen und Betrachtungen treibt das Büchlein beschaulich weiter vor der bretonischen Küste, bis ein Anruf aus Paris kommt. Die Postangestellten können Gilles nicht mehr schützen, 'Ihr Verleger droht damit, den Postdienst zu verklagen. Ihr Schweigen trotz seiner Mahnungen kann er sich nur so erklären, daß die Briefe verlorengehen.' Es wird ernst. Eine Inselgemeinschaft wäre jedoch keine, wenn sie nicht eisern zusammenhalten würde. Auf welchen Gedanken die Handvoll Einwohner mit ihren Sommergästen kommen, und wie das Schiff Ada gekapert wird, muß man auf jeden Fall bei Orsenna nachlesen!

Anne Hahn






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