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"Ich bin einer,
der nie klarkommt" lässt Paolo Nori seinen Protagonisten Learco
Ferrari eingangs seines Romans "Weg ist sie!" monologisieren.
Wen wundert's, denn Ferrari teilt uns weiterhin mit: "Ich bin ein
Schriftsteller." Diese Ausgangslage kann auch beim Leser zunächst
ein gewisses Unbehagen entstehen lassen, befürchtet man doch mal
wieder eine jener mit Hilfe einer Romanfigur vorgebrachten Insider-Abrechnungen
mit der Literaturszene, wie sie nun wirklich nicht mehr unbedingt lesenswert
sind. Aber Paolo Nori schafft es, in Verbindung mit diversen Handlungssträngen
dem Dasein als Romancier und Lyriker etwas Eigenes abzugewinnen durch
seine Poetik der kleinen Momente, der scheinbar unscheinbaren Augenblicke,
die entgegen dem sprechenden Namen des Protagonisten gemächlich,
aber keineswegs langweilig daherkommen.
Zu Ferraris
Patchwork-Biografie gehört auch noch, dass der in einer italienischen
Kleinstadt lebende Mittdreißiger Freizeitmusiker, Lagerarbeiter
und Übersetzer ist, denn: "Wenn ich von der Literatur leben
müsste, wäre ich schon längst tot." Obwohl Learco
Ferrari von der Tätigkeit des Übersetzens ein Bild der Quälerei
vermittelt, ist quasi in ausgleichender Gerechtigkeit Olaf Matthias Roth
als Noris Übersetzer zu nennen, dem es offenbar gelungen ist, die
stellenweise fast lyrische Atmosphäre des Romans aus dem Italienischen
in die deutsche Sprache zu übertragen.
Was bleibt einem wie Ferrari an Großem übrig, der sein Geld
mit wenig inspirierender Übersetzungsart verdient, sich bei der mechanischen
Lagerarbeit vom Schreiben erholen kann und damit fertig werden muss, dass
ihm seine Freundin Namens Bassotuba mit einer schemenhaften Existenz,
einem Soziologen, durchgebrannt ist? Genau: Die Hoffnung auf den großen
Durchbruch als Romanschriftsteller. Das beendet zwar das Leid um den Verlust
von Bassotuba nicht, könnte aber wenigstens trösten. Da auch
kaum noch jemand bei ihm anruft, verfällt Ferrari zunehmend (inneren)
Engels-Stimmen, von denen er mal geplagt, mal wohlwollend begleitet wird
- es sind die Engel der Katastrophen, der Leiden, der Gnade, der Hoffnung
usw. Mit seiner bevorstehenden Romanveröffentlichung kann Learco
zunächst noch nicht bestehen vor einer imaginären Vereinigung
der Kritikerfürsten, berichtet ihm der "Engel der Entscheidung":
das Fehlen einer echten Erzählstruktur wird ihm da vorgeworfen und
der übertriebene Hang zum Autobiographismus.
Kann man diese
Vorwürfe weitergeben an Nori? Vielleicht könnte man, aber warum?
Ergiebiger ist es, der sanften Melancholie des Romans nachzuspüren
und sich zusammen mit Learco Ferrari über das Fortgehen von Bassotuba
zu wundern. Aber das Leben ist nun mal ungerecht. Und doch es geht immer
irgendwie weiter, genauso wie das Buch, das nicht spektakulär, aber
ironisch-feinsinnig ist, immer weitergehen könnte und dann einfach
irgendwo endet, abbricht - "So schrecklich ist das Leben nicht. /
Ich treibe in der Zeit dahin und suche / nach einem Faden, um ihn zu zerreißen,
/ und finde ich ihn, / so zerreiße ich ihn, / und habe ich ihn zerrissen,
/ so suche ich wieder einen."
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