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In den 40er Jahren sagte André Breton angesichts des Reichtums,
den die rumänischen Surrealisten an Poemen, Kunstbüchern, Gruppentreffen
und Ausstellungen hervorbrachten: das Zentrum der surrealistischen Bewegung
habe sich nach Bukarest verlagert. Zum Kreis der rumänischen Surrealisten
zählte auch Gellu Naum (*1915, Bukarest), der 1938-39 in Paris von
André Breton in die Minotaure-Gruppe aufgenommen worden war, zu
einer Zeit, als, wie Naum später bemerkte, die Poesie bereits unter
der politischen Zerstreuung der Bewegung gelitten habe.
Dass der Surrealismus tatsächlich nicht auf seinen französischen Anteil reduziert werden kann und dass er weit in unser Jahrhundert ausstrahlt, bezeugen auch Gellu Naums neue Gedichte, die Oskar Pastior eingedeutscht hat. Ein schönes Zeichen übrigens, dass Ammann die Sammlung zweisprachig herausgibt, ein Zeichen, das auch den Beckett-, Char- und Kafka-Übersetzer Naum freuen wird. Dem erfahrenen Wortarbeiter Pastior ist es gelungen, die „verlorengegangene chemische Braut zu eruieren“, um ein Wort Gellu Naums an der Leistung seines Übersetzers zu erproben. Die lyrische Verschwisterung inkongruenter Sphären, der sich der Surrealismus zur Erschaffung einer assoziativ dekonditionierten, neuen Dimension verschrieben hat, inszeniert Pastior formal „ohne Punkt und Komma“; Gedichte hätten ihr Mass in sich selbst, bedürften nicht der Interpunktion, erläutert er im Begleitwort; die weissen Stellen, die der Text auf dem Blatt ausspare, seien „vergleichbar zeichen- und traumlosen Strecken im Schlaf, die trotzdem gefüllt sind, aber nicht mit Atemholen oder Zeit.“ Und dazwischen, darin vielmehr: Sprache, Zeichen, textuelle Evokationen. Gefrorene Momente Naumscher Traumstille: „Die alten Männer an den Türen neben längst geschlossenen Fenstern qualmten / langsam kämmten sie ihr langes Haar / und hin und wieder in der letzten Abendsonne zog ein blaues Wolkenband durch ihre Augen“.
Gellu Naum vertritt einen „gelebten Surrealismus“ (Ernest Wichner).
Seine Gedichte erzeugen keine referenzlose Artistik. Die poetische Freizone
impliziert politische Stosskraft. Während Rumäniens langer kommunistischer
Diktatur, in der die Surrealisten - wenn überhaupt, dann - nur unter
Einschränkungen an die Öffentlichkeit treten konnten, war Gellu
Naums Poesie sein operatives „Versteck“, sein Raum zur Entgrenzung von
sich selbst und von anderen, sein Pièce-de-résistance, in
dem sich unablässig das Freiheitsrecht des Menschen realisiert: „keiner
blieb in seinen Grenzen // beim Schreiben mit der Zunge auf Asfalt“. -
Schreiben, die Rede auf dem Bahndamm an die Steine, Poesie als Quell einer
inneren „Lebenskraft“: „oft wartete ich drauf / diese Quellen auch sehen
zu können / die nicht zu den vielen Arten zu schweigen / übergelaufen
waren“. „(n)AUM“ hat sie gesehen; die langen Jahre der Unterdrückung
haben ihn nicht zum Schweigen gebracht.
Florian Vetsch
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