Gellu Naum

Rede auf dem Bahndamm an die Steine

Lyrik. Ammann Verlag, Zürich. 232 Seiten. ISBN: 3-250-10358-6

Gellu  Naum: Rede auf dem Bahndamm an die Steine

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In den 40er Jahren sagte André Breton angesichts des Reichtums, den die rumänischen Surrealisten an Poemen, Kunstbüchern, Gruppentreffen und Ausstellungen hervorbrachten: das Zentrum der surrealistischen Bewegung habe sich nach Bukarest verlagert. Zum Kreis der rumänischen Surrealisten zählte auch Gellu Naum (*1915, Bukarest), der 1938-39 in Paris von André Breton in die Minotaure-Gruppe aufgenommen worden war, zu einer Zeit, als, wie Naum später bemerkte, die Poesie bereits unter der politischen Zerstreuung der Bewegung gelitten habe.

Dass der Surrealismus tatsächlich nicht auf seinen französischen Anteil reduziert werden kann und dass er weit in unser Jahrhundert ausstrahlt, bezeugen auch Gellu Naums neue Gedichte, die Oskar Pastior eingedeutscht hat. Ein schönes Zeichen übrigens, dass Ammann die Sammlung zweisprachig herausgibt, ein Zeichen, das auch den Beckett-, Char- und Kafka-Übersetzer Naum freuen wird. Dem erfahrenen Wortarbeiter Pastior ist es gelungen, die „verlorengegangene chemische Braut zu eruieren“, um ein Wort Gellu Naums an der Leistung seines Übersetzers zu erproben. Die lyrische Verschwisterung inkongruenter Sphären, der sich der Surrealismus zur Erschaffung einer assoziativ dekonditionierten, neuen Dimension verschrieben hat, inszeniert Pastior formal „ohne Punkt und Komma“; Gedichte hätten ihr Mass in sich selbst, bedürften nicht der Interpunktion, erläutert er im Begleitwort; die weissen Stellen, die der Text auf dem Blatt ausspare, seien „vergleichbar zeichen- und traumlosen Strecken im Schlaf, die trotzdem gefüllt sind, aber nicht mit Atemholen oder Zeit.“ Und dazwischen, darin vielmehr: Sprache, Zeichen, textuelle Evokationen. Gefrorene Momente Naumscher Traumstille: „Die alten Männer an den Türen neben längst geschlossenen Fenstern qualmten / langsam kämmten sie ihr langes Haar / und hin und wieder in der letzten Abendsonne zog ein blaues Wolkenband durch ihre Augen“.

Gellu Naum vertritt einen  „gelebten Surrealismus“ (Ernest Wichner). Seine Gedichte erzeugen keine referenzlose Artistik. Die poetische Freizone impliziert politische Stosskraft. Während Rumäniens langer kommunistischer Diktatur, in der die Surrealisten - wenn überhaupt, dann - nur unter Einschränkungen an die Öffentlichkeit treten konnten, war Gellu Naums Poesie sein operatives „Versteck“, sein Raum zur Entgrenzung von sich selbst und von anderen, sein Pièce-de-résistance, in dem sich unablässig das Freiheitsrecht des Menschen realisiert: „keiner blieb in seinen Grenzen // beim Schreiben mit der Zunge auf Asfalt“. - Schreiben, die Rede auf dem Bahndamm an die Steine, Poesie als Quell einer inneren „Lebenskraft“: „oft wartete ich drauf / diese Quellen auch sehen zu können / die nicht zu den vielen Arten zu schweigen / übergelaufen waren“. „(n)AUM“ hat sie gesehen; die langen Jahre der Unterdrückung haben ihn nicht zum Schweigen gebracht.

        Florian Vetsch






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