Martine Murray
Das feuerrote Kleid
Jugend. Rowohlt, 312 Seiten. 8.90 EUR . ISBN: 3499213486
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Die 17-jährige Manon beschließt eines Tages, das Haus ihrer Familie zu verlassen. Mit dem Fahrrad geht es zum Bahnhof, von dort mit dem Zug nach Melbourne. Mannie, so wird das Mädchen gemeinhin von ihrer Familie genannt, ist auf der Suche. Nach Antworten, nach sich. Viel ist in den zurückliegenden Jahren und Monaten geschehen. Die exzentrische Mutter hat die Familie verlassen, der Bruder ist zu Tode gekommen und der Vater lebt in sich gekehrt. Mannie entflieht der Stille ihres Elternhauses, sie will aufrütteln, Antworten auf ihre Fragen haben. Sie ist dabei erwachsen zu werden, einen inneren Reifeprozess zu durchschreiten. Sichtbares Zeichen ihres Wandels ist ein feuerrotes Kleid, das einst der Mutter gehörte und eigentlich zu dem erdverbundenen Mädchen Manon so gar nicht passen will. Aber immerhin signalisiert dieses Kleid durch den gesamten Roman: „Hier ist Manon“. Und sie „ist“ während alle anderen nicht „sind“.
„Das feuerrote Kleid“ ist das zweite Buch der australischen Autorin Martine Murray, die sich nach einem schweren Unfall auf das Schreiben von Kinder- und Jugendbüchern verlegt hat. Doch auch wenn „Das feuerrote Kleid“ in der Reihe rororo-Rotfuchs erschienen ist – ein Jugendbuch ist es eigentlich nicht. Man muss schon ein wenig mehr Abstand zu den verwirrenden Gefühlen der Pubertät haben, um diesem Buch etwas abzugewinnen. Und die Autorin macht es dem Leser dabei auch zunächst nicht ganz einfach. Auf den ersten 20, 30 Seiten wird viel erzählt, aber wenig gesagt. Der Einstieg ist etwas schwerfällig, und eine ganze Zeit fragt sich der Leser „Wohin führt diese Geschichte?“
Dann aber beginnt eine Reise, die man als Leser gerne begleitet. Die Suche nach dem eigenen Ich – wer hat sie nicht selbst auch unternommen! Mannie entdeckt viel auf dieser Reise – von sich, ihrer Mutter, dem Bruder, der Familie. Schon alleine aufgrund der Ich-Perspektive hat der Leser 312 Seiten lang einen ganz besonders engen Zugang zur Protagonistin, die sich zum Schluss des Buches wirklich gefunden hat und mit einem Lächeln in die Welt blicken kann.
Martina Meier
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