Harry Mulisch
Die Elemente
Kurzprosa. Rowohlt, ISBN: 3-499-13114-5
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ISBN 3-499-13114-5
Dirk Bender, ein erfolgreicher Werbemanager, verbringt mit seiner attraktiven Frau und seinen beiden Kindern den Sommerurlaub in einer Luxusvilla auf Kreta. Er ist der Prototyp eines erfolgreichen Aufsteigers. Er ist allerdings auch ein in seiner eigenen Ordnung und Bürgerlichkeit erstarrter Mann, erfolgreich, alles verläuft normal, planmäßig, er hat seine ehemaligen Ideale aufgegeben, um erwachsen zu werden. Unterhaltungen mit seiner Frau finden nur noch schmematisch statt, eigentlich haben sie sich nichts mehr zu sagen, belauern sich wie zwei bissige Hunde. Das Verhältnis zu den Kindern ist kommunikationslos, sein Leben ist nach außen schön und geordnet, er selbst bleibt innerlich leer. Der Gedanke "Ausbrechen, alles verändern" bleibt reine Absichtserklärung.
- Die Beschreibung dieses uneigentlichen Lebens, der eintönige Verlauf des Urlaubs ist jedoch nur eine Ebene des Buches, denn den Urlaub Dirk Benders beschreibt ein griechischer Gott, der über die Perspektive des "Du" scheinbar ein persönliches Interesse an dem Mann hat. Das Buch mutet an wie das Gestaltungstheater eines griechischen Gottes, der zunächst einen Menschen beobachtet, um dann mit ihm zu spielen. Am Ende kommt Bender nämlich bei einem Tauchunfall ums Leben und wird dann vom Erzähler-Gott aufgefangen und in eine Art offenen Horizont versetzt.
"Die Elemente" ist der Roman eines entfremdeten Lebens mit einer in den griechischen Götter-Mythos erhobenen Handlung. Mir scheint aber, daß gerade dieser mythische Überbau eine intellektuelle Überfrachtung ist und ich habe den Verdacht, daß der Autor vorhatte, eine an sich bereits gut geschriebene Geschichte nun noch mit Bildungsschotter vollzustopfen, um sie anspruchsvoller zu gestalten, quasi intellektuell korrekt. Der Bezug des Erzähler-Gottes ist alles andere als schlüssig, sein Spiel mit dem von ihm beobachteten Menschen wirkt unmotiviert, was ihn antreibt oder wie sich die letztendliche Rettung (oder ist es eine Bestrafung?) Benders aus seiner zuvor gemachten Beobachtung ergibt, bleibt unverständlich.
Für mich wirkt "Die Elemente" wie die unausgegorene Skizze zu einem Roman, der noch geschrieben werden soll.
Christoph Steven
