Terézia Mora
Alle Tage
Bestseller. Luchterhand, 429 Seiten. 22.50 EUR . ISBN: 3-630-87185-2
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Die 1971 in Ungarn geborene Autorin, die seit langem in Berlin lebt, auf Deutsch schreibt und im Jahr 2000 mit dem Bachmann-Preis ausgezeichnet wurde, erzählt hier die Lebensgeschichte des Sonderlings Abel Nema.
Die Geschichte beginnt mit einem fürchterlichen Bild: der Held wird halbtot auf einem heruntergekommenen Spielplatz gefunden. Rückblickend erlebt der Leser weitere Stationen aus Abels Leben, wobei nicht immer die chronologisch richtige Reihenfolge eingehalten wird. Erst verlässt der Vater die Familie, später verliert Abel seinen besten Freund, nachdem er ihm seine Liebe offenbart hat. Das Land, in dem er wohnt, zerfällt, und um dem Wehrdienst zu entgehen, emigriert Abel in eine große westeuropäische Stadt. Es ist naheliegend, dass es sich dabei um Jugoslawien und Berlin handelt.
Schon vor seiner Flucht entwickelt sich Abel zu einem Sonderling, erst recht aber in der Fremde. Er lernt zehn Sprachen, nutzt sie aber kaum, ist weitgehend stumm und isoliert. Obwohl er gut aussieht und andere Menschen anzieht, bleibt er doch stets auf Distanz, auch zu Mercedes, mit der er, um nicht abgeschoben zu werden, eine Scheinehe eingeht, aus der eigentlich mehr werden könnte, die aber schließlich in einer Scheidung endet. Terézia Moras Debütroman ist wegen etlicher Sprünge und unterschiedlicher Erzählperspektiven nicht ganz leicht zu lesen, zeichnet sich jedoch durch eine beachtliche sprachliche Virtuosität aus. Für literarisch erfahrene und der modernen Literatur aufgeschlossen gegenüberstehende Leser.
Dietmar Adam
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