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Wolfgang Mildenberger, Jahrgang 1923, legte mit „Flucht zum reinen
Wasser“ sein sechstes Buch vor. In drei der vier Erzählungen,
die der Band enthält, befinden sich irgendwelche gehobene Bürger
im Urlaub, jedesmal hat das Ganze etwas mit Liebe zu tun.
In gehobener, bürgerlicher Atmosphäre - zumeist in einem
Schweizer Hotel - spielt sich die erste Erzählung „Der eisgraue
Loipenwolf“ ab, in der Mildenberger die Bemühungen Emil Spechts
verfolgt, beim Langlauf den Sieg zu erringen. Der Inhalt ist banal: Specht
überanstrengt sich wegen seiner Frau und stirbt. Auch sonst hat man
oft Grund genug, sich über die Erzählung zu ärgern, nämlich
dann, wenn sich der Stil verblüffend dem eines gewissen deutschen
Literaturnobelpreisträgers annähert und man folgenden sprachlichen
Ungetümen begegnet: „Es war festzustellen gewesen, daß weder
die ältere noch die jüngere äußerer Reize entbehrte
und sich im übrigen dieser Tatsache durchaus bewußt war.“
Andere, vielleicht noch charakteristischere, Passagen seien aufgrund ihrer
Länge nicht zitiert.
Die zweite Erzählung „Ohne Worte“ offenbart noch eine andere
Marotte Mildenbergers, die er in jeder Erzählung durchhält, er
wirft nämlich diverse Fremdsprachenpartikel ein: in Englisch, Französisch,
Hindi, Konkani, Gälisch etc. Bei dieser zweiten Erzählung nun
weiß man nicht, ob man sich wieder ärgern soll, oder ob man
verblüfft sein soll, ob der hinreißend schönen Szenen.
Der Sohn eines Kapitalisten lernt auf dem Schiff ein armes indisches Mädchen
kennen und versucht, sie später außerhalb seines Luxushotels
kennenzulernen. Das gelingt ihm auch und, über die sprachlichen und
sozialen Barrieren hinweg, können die beiden sich ihre Liebe gegenseitig
wenigstens klarmachen, bevor das Mädchen, eine umherziehende Schaustellerin,
weiterreist.
Die Diskrepanz zwischen Reichtum und Armut verleiht dieser Erzählung
Brisanz; die Szenen, in denen sich die beiden Liebenden begegnen, sind
einfach schön, auch wenn in mehreren tausend Jahren Literaturgeschichte
viel derartiges geschrieben wurde.
Ähnliches gilt für die Titelerzählung. Ein junger Eingeborener
der Südseeinsel St. Lucia hat einen Reichen getötet und verbringt
mit seiner Geliebten an einem Wasserfall eine letzte Liebesnacht, bevor
sich beide in die Fluten stürzen, um dem Zuchthaus zu entgehen.
Mildenberger illustriert anhand Rückblenden in die Lebensgeschichten
Rowins und Judies (Romeo und Julia!) sowie deren beiden Hunde, wie sich
die Insel durch das Eindringen der Weißen verändert und bettet
seine Kritik wieder in schöne Natur- und Liebesszenen.
In dieser Erzählung offenbart Mildenberger auch seinen erzählerischen
Hintergrund, der die Ärgernisse in den Erzählungen erklärt.
Anstelle eines Wortes für „Geschlechtsverkehr“ setzt er drei
Punkte und erklärt: „Die progressiven Neutöner unter den Literaten
verwenden (dieses Wort) mit Vollwonne. Da der Berichterstatter sich ihnen
jedoch nicht zurechnet, läßt er es, altmodisch genug, mit den
drei Auslassungspunkten, den schämigen, bewenden.“
Die letzte Erzählung kann man getrost vergessen: Ein depressiver
und alternder Philologe verliebt sich auf Sri Lanka in einen schönen
Jüngling und stellt ihm, depressiv philosophierend nach. Davon hätte
Mildenberger besser die Finger gelassen; sein offensichtliches Vorbild,
der genannte Literaturnobelpreisträger, hat es besser verstanden,
homoerotische Liebe zu thematisieren.
Mildenberger kann zweifellos erzählen. Er hätte das aber
besser vor Thomas Mann getan. So bleiben anachronistische Erzählungen
im Nierentischstil, die stellenweise verblüffen durch das, was man
früher mit „Schönheit“ bezeichnet hätte. Matthias Kehle
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