Wolfgang mildenberger

Flucht zum reinen Wasser

Kurzprosa. Edition Leu, 133 Seiten. ISBN: 3-856-67022-9

Wolfgang  mildenberger: Flucht zum reinen Wasser

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Wolfgang Mildenberger, Jahrgang 1923, legte mit „Flucht zum reinen Wasser“ sein sechstes Buch vor. In drei der vier Erzählungen, die der Band enthält, befinden sich irgendwelche gehobene Bürger im Urlaub, jedesmal hat das Ganze etwas mit Liebe zu tun.
In gehobener, bürgerlicher Atmosphäre - zumeist in einem Schweizer Hotel - spielt sich die erste Erzählung „Der eisgraue Loipenwolf“ ab, in der Mildenberger die Bemühungen Emil Spechts verfolgt, beim Langlauf den Sieg zu erringen. Der Inhalt ist banal: Specht überanstrengt sich wegen seiner Frau und stirbt. Auch sonst hat man oft Grund genug, sich über die Erzählung zu ärgern, nämlich dann, wenn sich der Stil verblüffend dem eines gewissen deutschen Literaturnobelpreisträgers annähert und man folgenden sprachlichen Ungetümen begegnet: „Es war festzustellen gewesen, daß weder die ältere noch die jüngere äußerer Reize entbehrte und sich im übrigen dieser Tatsache durchaus bewußt war.“ Andere, vielleicht noch charakteristischere, Passagen seien aufgrund ihrer Länge nicht zitiert.
Die zweite Erzählung „Ohne Worte“ offenbart noch eine andere Marotte Mildenbergers, die er in jeder Erzählung durchhält, er wirft nämlich diverse Fremdsprachenpartikel ein: in Englisch, Französisch, Hindi, Konkani, Gälisch etc. Bei dieser zweiten Erzählung nun weiß man nicht, ob man sich wieder ärgern soll, oder ob man verblüfft sein soll, ob der hinreißend schönen Szenen. Der Sohn eines Kapitalisten lernt auf dem Schiff ein armes indisches Mädchen kennen und versucht, sie später außerhalb seines Luxushotels kennenzulernen. Das gelingt ihm auch und, über die sprachlichen und sozialen Barrieren hinweg, können die beiden sich ihre Liebe gegenseitig wenigstens klarmachen, bevor das Mädchen, eine umherziehende Schaustellerin, weiterreist.
Die Diskrepanz zwischen Reichtum und Armut verleiht dieser Erzählung Brisanz; die Szenen, in denen sich die beiden Liebenden begegnen, sind einfach schön, auch wenn in mehreren tausend Jahren Literaturgeschichte viel derartiges geschrieben wurde.
Ähnliches gilt für die Titelerzählung. Ein junger Eingeborener der Südseeinsel St. Lucia hat einen Reichen getötet und verbringt mit seiner Geliebten an einem Wasserfall eine letzte Liebesnacht, bevor sich beide in die Fluten stürzen, um dem Zuchthaus zu entgehen.
Mildenberger illustriert anhand Rückblenden in die Lebensgeschichten Rowins und Judies (Romeo und Julia!) sowie deren beiden Hunde, wie sich die Insel durch das Eindringen der Weißen verändert und bettet seine Kritik wieder in schöne Natur- und Liebesszenen.
In dieser Erzählung offenbart Mildenberger auch seinen erzählerischen Hintergrund, der die Ärgernisse in den Erzählungen erklärt. Anstelle eines Wortes für „Geschlechtsverkehr“ setzt er drei Punkte und erklärt: „Die progressiven Neutöner unter den Literaten verwenden (dieses Wort) mit Vollwonne. Da der Berichterstatter sich ihnen jedoch nicht zurechnet, läßt er es, altmodisch genug, mit den drei Auslassungspunkten, den schämigen, bewenden.
Die letzte Erzählung kann man getrost vergessen: Ein depressiver und alternder Philologe verliebt sich auf Sri Lanka in einen schönen Jüngling und stellt ihm, depressiv philosophierend nach. Davon hätte Mildenberger besser die Finger gelassen; sein offensichtliches Vorbild, der genannte Literaturnobelpreisträger, hat es besser verstanden, homoerotische Liebe zu thematisieren.
Mildenberger kann zweifellos erzählen. Er hätte das aber besser vor Thomas Mann getan. So bleiben anachronistische Erzählungen im Nierentischstil, die stellenweise verblüffen durch das, was man früher mit „Schönheit“ bezeichnet hätte. Matthias Kehle

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