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Ein ganz herber
Verlust für die Kriminalliteratur ist der frühe Tod des
Franzosen Jean-Patrick Manchette. Anfang der 90er Jahre plante
Manchette nach einer langjährigen Schaffenspause, in der er
keine Kriminalromane mehr schrieb, einen ganzen Roman-Zyklus um
reale politische Ereignisse. "Die Menschen in schweren Zeiten"
hatte er seinen Zyklus überschrieben. Manchette verstarb 1993
und konnte nicht einmal den ersten Roman fertig stellen. "Blutprinzessin"
- so lautet der Titel des Fragments, das vor kurzem im Distel Literatur
Verlag erschien. In düsteren Tönen erzählt Manchette
eine grandiose Geschichte, an deren Anfang die blutrünstige
Entführung des Mädchens Alba Black im Jahr 1950 steht,
der Nichte eines international agierenden Waffenhändlers.
Ivory Pearl heisst eigentlich Marie. Sie ist an Krieg und Gewalt
gewöhnt, seit das Waisenkind im zweiten Weltkrieg mit britischen
Soldaten durch Deutschland zog. 1945 kommt Ivy nach Berlin und trifft
den englischen Offizier Samuel Farakhan. Farakhan nimmt sich des
Mädchens in väterlicher Freundschaft an und finanziert
ihr eine Ausbildung in der Schweiz. Ivory wird Fotografin und zieht
- gleich ihrem berühmten Vorbild Robert Capa - durch die Kriegs-
und Krisengebiete dieser Welt:
"Seit gestern abend bin ich ununterbrochen betrunken. (...)
Verdammter Mist! Die berühmte Ivory Pearl! Die Fotografin,
die in die beschissensten Ecken fährt, wo sich kein Kerl hintraut.
Die weibliche Robert Capa. Ich schaff das nicht, Sam. Die Reportagen
sind eigentlich nicht so aufreibend. Obwohl, ist ja einiges zusammengekommen
seit 1950! Dreimal Indochina. Kenia mitten im Mau-Mau-Aufstand.
Tibet. Die Philippinen. Der Aufstand in Ost-Berlin 1953. Was noch?"
Die ausgebrannte Fotografin beschließt, ein Jahr Pause zu machen und sich an einen abgeschiedenen Ort zurückzuziehen. Statt der Schrecken dieser Welt möchte sie Pflanzen und Tiere fotografieren. Samuel Farakhan, der eine nicht ganz freiwillige Beziehung zum französischen Geheimdienst unterhält, überzeugt Ivy, die Sierra Maestra auf Kuba sei genau der geeignete Ort für ihr Vorhaben. Doch schon bald nach ihrer Ankunft in der Sierra muss Ivy feststellen, dass sie nicht so alleine ist, wie sie es gewollt hatte: Ivory trifft auf ein verwahrlostes Mädchen, das sie als Alba Black wiederzuerkennen glaubt - der Nichte des Waffenhändlers, die 1950 entführt worden war.
"Blutprinzessin" ist ein großartiges Schachspiel, in dem nicht immer klar ist, wer welche Figur wohin schiebt. Folgt man den Erläuterungen im Anhang, enthält das Fragment allenfalls die Hälfte dessen, was Manchette erzählen wollte. Keiner liest gerne Geschichten, die mittendrin aufhören. Dennoch möchte ich Ihnen das Buch mit Nachdruck ans Herz legen: Die Fotografin Ivory Pearl ist eine der ausgefallensten Frauenfiguren in der Kriminalliteratur überhaupt. Und Manchette erzählt auf so eigentümliche Weise, dass es nach der abrupt endenden Lektüre eine Weile dauert, bis man wieder im Hier und Jetzt auftaucht.
Ein erstklassiger,
finsterer Politthriller, durch den nicht nur die politschen Ereignisse
des Jahres 1956 schimmern - etwa Ungarn, Algerien und Kuba - sondern
das weltweite Chaos der Nachkriegszeit. Ein Roman, der nicht minder
berührt als die Fotos von Robert Capa.
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