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Es gehört sich nicht, auf ein Buchcover Roman zu schreiben, wenn sich darin Erzählungen verbergen. Das ist das Manko an "Kommissar Laviolettes Geheimnis" des Franzosen Pierre Magnan. Das einzige Manko - denn der Leser wird derart mit praller Literatur umschmeichelt, dass es einem ganz wohlig ums Herz wird.
Kommissar Laviolette
ist ein bekennender Menschenhasser:
"Sie haben sich vielleicht gefragt, sagte Laviolette, warum ich in den Mundwinkeln diese tiefen Bitterkeitsfalten habe, mit denen ich aussehe wie ein alter Vorsteherhund? Ich habe sie schon sehr früh bekommen. Ebenso bin ich sehr früh dick geworden. Eines Tages habe ich zu essen angefangen, um mich über die Menschen hinwegzutrösten, so wie manche Frauen frühzeitig zu essen anfangen, um sich über die dahingeschiedene Liebe hinwegzutrösten.
Häufig glauben die Leute, dicke Menschen seien Frohnaturen. Ich selbst bemühe mich nach Kräften, es zu sein. Wer mich sieht, sagt: Das ist ein gutmütiger Dicker! Nein, ich bin ein bösartiger Dicker. Ein Dicker, der ein wirklicher Menschenfeind ist..."
Die drei Geschichten
erzählen von weit in der Vergangenheit liegenden Ereignissen,
die aber ihren Schatten bis in die Gegenwart des brummigen Kommissars
werfen:
"Die Signallaterne" erzählt von einer alten Frau,
deren Leben sich in "einer großen Unglücksspirale"
vollzog. Ihre drei Ehemänner verstarben alle im Dienste der
Eisenbahn, wobei dem unsachgemäßen Hantieren mit einer
135er Signallaterne entscheidender Anteil ihrem Ableben zugeschrieben
werden darf. In "Der Veilchenstrauß" (sic!) berichtet
Laviolette/Magnan von einem schaurigen religiösen Ritual an
einer untreuen Ehefrau, dem er zufällig auf einer Spanienreise
beiwohnen musste, und das sein Gewissen bis zu einer blutigen Auseinandersetzung
Jahre später belastet. "Die Eiche" schließlich
- nicht nur vom Umfang her wohl die zentrale Erzählung des
Bandes - handelt von einem uralten Baum, der augenscheinlich brennt.
Mit den Flammen kündet der Orakelbaum vom nahen Tod eines Passanten,
allerdings brennt die Eiche immer nur in den Augen der Zeugen, nicht
für denjenigen, der sterben wird:
"Der frisch gestriegelte Wallach trabte feierlich dahin, die Hufe mit schwarzer Wichse eingerieben. Gemächlich - wie es sich gehört für Leute, die sich unterwegs häufig küssen - waren sie bei der Eiche angekommen. Sie waren im Begriff, auf die Landstraße von Céreste und Apte einzubiegen. Und plötzlich rief der frisch Vermählte:
"Oh! Liebling! Schau! Der Baum brennt!"
Für ihn war es lediglich ein Ausruf der Angst beim Anblick eines Brandes, der sich ausbreiten könnte, denn er wusste ja nichts über den Baum, aber für sie war es ein Todesurteil, denn in ihren Augen schimmerte die Eiche einfach nur grün in der lauen Abendbrise. Sie offenbarte ihr nichts anderes als die Sanftheit der ruhigen Dinge ohne Arglist."
Magnans Erzählungen
sind grandiose Prosastücke, eher Novellen als Short Stories,
vorgetragen in eigentümlich gebrochener Erzählstruktur:
Der Text steht da, wie in direkter Rede, doch kaum merklich verschiebt
sich das erzählende Ich durch mehrere Instanzen. Magnan schaut
genau hin und nimmt sich Zeit - eine Eigenschaft die in der aktuellen
Kriminalliteratur selten ist, weil viele Autoren den rasanten Schnitten
des Kinos nacheifern. Der Autor, Jahrgang 1922, schreibt wohltuend
altmodisch und demaskiert mit seiner blitzgescheiten Prosa manches
Experiment auch der französischen série noire als ästhetische
Pose. Seine Erzählungen passen im Bücherregal eher zu
Heinrich Kleist als, sagen wir: zu Jean-Bernard Pouy.
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