Sarah Lovett
Engel der Finsternis
Krimi. Goldmann Taschenbuch Verlag, ISBN: 344243985X
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Manchmal beschleicht mich der Verdacht, dass sich die Texte auf dem Rückeneinband eines Buches auf ein gänzlich anderes Werk oder einen anderen Autor beziehen. Wie etwa Tony Hillerman zu dem Urteil: "Für Krimileser, die sich nach intelligenten Plots, lebensechten Charakteren, höchster Spannung und einer wundervollen Sprache sehnen, sind Sarah Lovetts Romane die Erfüllung aller Träume." kommt, ist mir angesichts von "Engel der Finsternis" ein Rätsel.
Die nicht im mindesten "wundervolle Sprache" mag man ja vielleicht noch dem Übersetzer ankreiden können (auch wenn ich das angesichts der schwachen Beschreibungen doch bezweifle), aber den Plot muss die Autorin schon selbst verantworten.
Ein Serienkiller räumt auf unter Sexualstraftätern, die aufgrund psychologischer Gutachten nicht verurteilt werden konnten. Und eine Gerichtspsychologin geht diesen Fällen nach.
Fast wirkt es, als hätte die Autorin einen großen Mixbecher genommen und einmal alles hineingeschüttet was zu einem Bestseller-Thriller dazugehört: eine verstörte, traumatisierte Heldin, der man den Job wegnehmen will; dazu deren Freund, einen Polizisten, der anscheinend fremd geht; eine Prise Eifersucht; ein Quäntchen Voodoo; zwei Löffelchen Inzest und ein Viertel Verschwörung. Das Ganze mischen wir auf mit reichlich Ablenkungsmanövern; und vielleicht würde diese Mixtur sogar aufgehen, wenn die Charaktere nur einigermaßen glaubwürdig aufgebaut wären.
Stattdessen bleiben die Figuren alle auf der Tiefe eines Abziehbildes - selbst in handelsüblichen Action-Fernsehserien haben die Charaktere mehr Facetten. Die Heldin ist im wesentlichen eine überarbeitete Zicke, über die wir so gut wie nichts erfahren, ausser dass sie ihrem Freund mißtraut und ihren ersten Mann verloren hat. Zusätzlich fällt sie im Handlungsverlauf mehrmals in ebenso lieblos eingestreuten wie plump und uninspirierend geschriebenen Sexszenchen über ihren Lover her.
Lovett bringt einige interessante Ideen ein, die versuchen, Magie und Psychologie miteinander zu verbinden. Da, wo es um die Subkultur der Indios/Latinos geht, vermengt mit der der Gefängnisinsassen in New Mexico, kommt auch ein wenig Spannung auf und man hat das Gefühl, die Autorin hat wirklich etwas zu sagen. Diese Momente sind aber kurze Strohfeuer... der Storyverlauf ist ebenso wenig zwingend oder Spannung erzeugend wie die gesamte Handlung - eher schon möchte man sich gelangweilt weiterzappen, bis etwas wirklich Atemberaubendes passiert. Aber auch die Schlüsselszenen zwischen Psychologin und Tätern bleiben seltsam blass und ohne Leben, und die Auflösung des Rätsels entlockt dem Leser trotz etwas spritzendem Blut kaum mehr als ein Achselzucken.
Dieses Buch kann man leider getrost auslassen. Enttäuschend von der ersten bis zur letzten Seite.
(c) Petra Hildebrandt 2004ff
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