Reinhard Lettau

Alle Geschichten

Kurzprosa. Carl Hanser Verlag, ISBN: 3-446-19286-7

Reinhard  Lettau: Alle Geschichten

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Nicht viele werden die Geschichten von Reinhard Lettau - Mitglied der Gruppe 47, engagierte sich "68", lehrte Literaturwissenschaft in den USA, starb 1998 - gut gekannt haben. Der Band, der jetzt "alle" seine "Geschichten" enthält, dürfte aber für Kenner wie für Nicht-Kenner interessant sein, denn er stellt geradezu das erzählerische Lebenswerk des Autors zusammen - Sammlungen der Gedichte und der Essays sollen folgen. Ich selbst lese ihn mit großem Staunen: ein Buch, in dem nicht eine einzige Zeile nachlässig geschrieben ist; ein Buch voller klarer Bilder, wunderlicher Gestalten; ein Buch, das den Graben zwischen Wirklichkeit und der ins Surreale drängenden Phantasie mit Leichtigkeit - fast sollte ich sagen: Anmut - und sprachlicher Genauigkeit überwindet.

Die erste der Geschichten erschien 1962, die letzte 1995. Im Verlauf dieser über dreißig Jahre findet eigentlich nichts statt, was man einen "Stilwandel" nennen könnte. Ähnlich wie Hans Magnus Enzensberger hat Lettau seinen Ton sehr früh gefunden, und es ist ein reines Vergnügen, zu beobachten, wie er ihn in der Folge erprobt, variiert, ausweitet, gelegentlich auch harten Belastungsproben unterzieht. Ich weiß noch nicht ganz, woran es liegt, daß ich diesen Ton so "klar" finde, obwohl Lettau mit Vergnügen und Sorgfalt - in offensichtlicher Anlehnung an das 19. Jahrhundert und in Abwendung davon - gern lange Schachtelsätze komponierte; obwohl manche der Bilder eher schmerzhaft überpräzise sind; obwohl fast alle Geschichten das Rätselhafte, Surreale und Groteske lieben.

Wahrscheinlich liegt es daran, daß diese Geschichten offenbar sehr langsam, sehr behutsam und sehr unnachsichtig geschrieben worden sind: Der Zufall, die plötzliche Eingebung oder das Willkürliche haben hier keinen Platz. Der Reichtum an genau abgewogenen Details läßt die Texte schillern, manchmal flirren. Die Herausgeber, Lettaus letzte Frau Dawn und Hanspeter Krüger, beschreiben seine Arbeitsweise als "langwierig und schmerzhaft". Wenn das stimmt, dann hat Lettau das größte Kunststück überhaupt fertiggebracht: In den Geschichten selbst ist nämlich die Mühe unsichtbar geworden.

Und man kann diese Geschichten lieben. Wie eine "Wahlverwandtschafts"-Gartenidylle mit sanfter Beharrlichkeit in eine blutige labyrinthische Groteske verwandelt wird ("Der Irrgarten"). Wie es kommt, daß Osten und Westen ineinanderfließen und welche Probleme es gibt, sich dann noch zurechtzufinden ("Zur Frage der Himmelsrichtungen"); wie sich Ordnungssinn in Wunderlichkeit verkehrt, und wie sich die Wunderlichkeit vor Menschenhaß zu bewahren sucht ("Flucht vor Gästen"). Und so fort, und so fort. In den späten Geschichten tritt das Parodieren zurück, das Erzählen scheint Bruchstücke von Biographischem zu enthalten, die Geschichten verhandeln weniger "weltbewegende" Themen wie Herrschaft, Gewalt und Krieg. Sie werden privater, eher noch verrätselter und darum bewegender.

Lettau-Kenner wußten dies sicherlich schon lange. Dieser Band gibt uns anderen die Gelegenheit, wenigstens nachträglich zu lernen. Die Erläuterungen der Herausgeber sind nützlich und gerade so lang wie für einen durchschnittlich neugierigen Leser nötig.

Reinhard Lettau: Alle Geschichten. Herausgegeben von Dawn Lettau und Hanspeter Krüger. Carl Hanser Verlag 1998.

(Dr. Hartmut Kuhlmann)







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