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Pater
Terry Dunn erinnert in seiner Erscheinung eher an einen Rockmusiker
als an einen Gottesmann. Er unterhält sich lieber mit Johnnie
Walker als mit seinem Bischof, er treibt Unzucht mit einer verkrüppelten
Tutsi-Frau und liest die Messe nur an Ostern, Weihnachten und den
ganz seltenen Tagen, an denen es ihm in den Kram passt.
Was macht so ein Mann seit fünf Jahren in Ruanda?
"Er verteilte Kleidung, die ihm sein Bruder schickte, er nahm die Beichte ab, wenn ihm danach zumute war, hörte zu, wenn sich die Leute über ihr Leben beschwerten, wenn sie das Auslöschen ihrer Familien beklagten. Er spielte mit den Kindern, fotografierte sie und las ihnen aus Büchern eines gewissen Dr. Seuss vor. Doch die meiste Zeit (...) saß er mit seinem Freund Mr. Walker hier auf seinem Hügel."
Der Kiffer in
Kutte ist natürlich nicht die jüngste Waffe der katholischen
Kirche im Kampf um bessere Sympathiewerte - Pater Terry Dunn ist
die Hauptfigur in Elmore Leonards jüngstem Gaunerstück
"Heidengeld". Und das hat¹s wieder mal in sich.
Den schrecklichen Genozid der Hutus an den Tutsis in Ruanda erlebte
der unkonventionelle Priester unmittelbar: Während er die Messe
las, drangen die Schlächter mit ihren Macheten und ihren "masus",
mit Nägeln gespickte Keulen, in seine Kirche und erschlugen
die Tutsis, die sich in das Gotteshaus geflüchtet hatten. Noch
heute stapeln sich die zerstümmelten Leichen in seiner kleinen
heiligen Stätte - als Mahnung an die Vergangenheit und als
Warnung davor, was jeder Zeit wieder geschehen könnte. Denn
immer noch zieht der Hutu-Mob durch die Gegend und prahlt öffentlich
und ungeniert mit seinen schaurigen Taten.
Terrys Lebensmotto lautet: "Bewahre heitere Gelassenheit. Wenn
du mit etwas fertig werden kannst, tu's. Wenn nicht - scheiß
drauf." Doch nach einem Zwischenfall, bei dem der Gottesmann
wenig Sinn für stoische Ruhe und noch weniger von der christlichen
Tugend der Vergebung offenbart ("Ruhet in Frieden, ihr Dreckskerle"),
begibt sich Terry Dunn von Zentralafrika nach Detroit, seiner alten
Heimatstadt im kalten Norden der USA: Fotos kleiner schwarzer Waisenkinder,
so sein Kalkül, öffnen nicht nur das Herz, sondern auch
die Börse. Terrys Bruder Fran, ein erfolgreicher Anwalt mit
guten Beziehungen zu den religiösen Würdenträgern
der Stadt, soll die Kontakte für Terrys barmherzige Spendensammlung
herstellen.
Gerade angekommen, lernt Terry Debbie Dewey kennen, die früher für seinen Bruder Fran Ermittlungen durchführte. Debbie hat eine dreijährige Haftstrafe in Florida verbüßt: Sie hatte zufällig ihren Ex-Mann Randy auf der Straße getroffen - mit einem Ford Escort. Quell des Zorns der jungen Frau sind 67.000 Dollar, um die ihr Ex sie geprellt hatte. Randy, ist mittlerweile Besitzer eines erlauchten Restaurants in Detroit, und der "Luftnummer" das veruntreute Kapital wieder aus der Tasche zu leiern, sollte Terry und Debbie nicht schwer fallen. Dass sich das Gauner-Pärchen dabei gleich mit der gesamten Mafia Detroits anlegt, ist nicht unbedingt geplant, eröffnet aber ganz neue Perspektiven...
Elmore Leonard
ist der unangefochtene "King of Cool". Seine Romane handeln
von höchst sympathischen Zeitgenossen mit einer erfreulichen
Integrität, die sie zwangsläufig immer wieder mit der
Legalität kollidieren lässt. Bis in die kleinsten Nebenfiguren
hat Leonard wieder ein grandioses Team zusammengestellt - von den
beiden Hauptfiguren bis hin zu den deppigen Hillbillys, die zu Auftragskillern
mutieren und sich erst darüber verständigen müssen,
wie so ein Job funktioniert. Einen solchen Schwachsinn so lebensecht
und fröhlich aufzubereiten, das kann nur Elmore Leonard.
"Heidengeld" ist nicht der beste seiner ungezählten
Romane, denn der Plot ist nicht so stark, wie von Leonard gewöhnt.
Dennoch - seine tiefsinnigen Gauner-Komödien (wie seine anderen
Romane auch) sind Perlen zeitgenössischer Erzählkunst.
Man würde Elmore Leonard endlich die Weihen des offiziellen
Literaturbetriebs wünschen, die ihm schon lange gebühren
- etwa den Pulitzer-Preis.
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