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von j. c. schmidt, www.kaliber38.de
Studiert man
die Verlagsvorschauen, die in diesen Tagen mit zahlreichen bunten
Bildchen und in meist schrillen Tönen die kommenden Titel anpreisen,
zeichnet sich ein neuer Trend ab - Ramsch. Heyne und Wunderlich
bieten schon länger Bücher zu Dumpingpreisen an. Piper
hat jetzt nachgelegt mit einer Reihe, die Boulevard heißt.
Auch Goldmann will einen Stück vom Kuchen und schmeisst unter
dem Label Portobello alte Lagerbestände neu ins Rennen. Jeder
Titel für schlappe fünf Euro. Ohne den lästigen Umweg
über den klassischen Buchhandel wird das Buch nun endlich seiner
wahren Bestimmung zugeführt dem Grabbeltisch.
Gleich für den Grabbeltisch geschrieben ist augenscheinlich
der folgende Text, den wir der aktuellen Verlagsvorschau des Hamburger
Rotbuch Verlags entnehmen:
Ja, Mike Hammer ist zurück ... und steckt noch tiefer im Schlamassel als bisher. Er muss den Mord an einem alten Army-Kumpel rächen. Er muss gegen zwei Generationen einer Mafia-Familie in deren Spiel gewinnen. Bei einer Schießerei im New Yorker Hafen werden seine Eingeweide zerfetzt. Und, als hätte er damit noch nicht genug, muss er auch noch einen Koffer mit sage und schreibe 89 Milliarden Dollar in einem Dickicht aus falschen Spuren, Lügengeschichten, Betrügereien und tödlichen Kurven finden, bevor die Gangster das Geld zu fassen und ihn zu Gesicht kriegen. (...) Ja, Mike Hammer ist zurück, und wie. Zusammen mit seinem Schöpfer Mickey Spillane immer noch so erschütternd wie ein gerader Rechte.
Was immer die
Kollegen in Hamburg nehmen, ich will auch was davon!
Der Kubaner José Latour, der in Havanna lebt, hat einen Roman geschrieben, der weitenteils in Florida spielt. Das ist an sich nicht sonderlich bemerkenswert - bemerkenswert allerdings ist, dass er den Roman in Englisch geschrieben hat.
Eliot Steil, 44 Jahre, ist der Spross einer kubanischen Mutter und eines amerikanischen Vaters und lebt in Havanna. Steil ist ein erstklassiger Experte der englischen Sprache, doch statt Karriere etwa als Übersetzer im Dienste der Regierung zu machen, versauert er als Englischlehrer am Polytechnischen Institut. Als Sohn eines amerikanischen Staatsbürgers ohnehin unter Generalverdacht, gilt auch sein Lebenswandel als wenig revolutionär. Alkohol und die Jagd nach Frauen sind seine "Heilmittel gegen ein leeres und gescheitertes Dasein".
Eines Tages bekommt der biedere Lehrer Besuch von dem Amerikaner Dan Gastler. Gastler stellt sich als Privatdetektiv vor und überbringt Steil die Nachricht vom Tod seines Vaters, den der Kubaner seit 34 Jahren nicht mehr gesehen hat. Als Freundschaftsdienst an dem Verstorbenen, der Gastler im 2. Weltkrieg das Leben gerettet habe, will der Privatdetektiv Eliot zur Flucht aus Havanna verhelfen. Zunächst lehnt Steil das Angebot ab, doch nach längerem Überlegen lenkt er ein. Steil kann nicht länger ertragen, dass
"irgendwelche Unbekannte hinter verschlossenen Türen unwiderrufliche Entscheidungen - im wesentlichen auf gesinnungspolitischen Gründen beruhend und ungestraft - über nicht anwesende Dritte trafen. Sie entschieden, wer die Beförderung bekam, die Wohnung, das neue Auto oder den Magisterstudiengang im Ausland. Wer mit Ausländern arbeiten durfte und wer nicht. Wer gut und wer böse war. Es gab keinen Mittelweg, keinen neunzigprozentigen Revolutionär. Wer nicht mit jeder einzelnen politischen oder regierungsamtlichen Maßnahme einverstanden war, wurde als potentieller Feind betrachtet."
Nach mehrtägiger
Vorbereitung in Havanna gelingt den Männern die Flucht auf
Gastlers Zehn-Meter-Jacht. Schon weit in internationalen Gewässern,
wähnt Steil sich in Sicherheit und berauscht sich mit Hochprozentigem.
Urplötzlich stößt Gastler den verdutzten Lehrer
ins Wasser und dreht mit seinem Boot ab...
Nur knapp entgeht Eliot Steil dem Tode - kubanische Flüchtlinge
zerren den völlig Erschöpften auf ihr Floß. Als
Steil schließlich in Florida ankommt, beginnt die Verwandlung
des redlichen Lehrers "in einen janusköpfigen Dreckskerl".
Er schlüpft in eine neue Identität und macht sich auf
die Suche nach dem Privatdetektiv. Einziger Anhaltspunkt ist Gastlers
Uhr, deren Verkaufswert ausreichen würde, um in Florida ein
Jahr lang unbeschwert zu leben. Steil will Rache - und eine Antwort
auf die Frage, warum jemand einen harmlosen kubanischen Englischlehrer
umbringen will.
"Flucht aus Havanna" lautet der Titel des weitgehend gelungenen Romans José Latours. Mit seiner Hauptfigur Eliot Steil hat der kubanische Autor einen überzeugenden Charakter geschaffen, ein - im wahrsten Sinne des Wortes - Ausgestoßener, der weder in Kuba noch in Florida richtig heimisch wird. Durch die kulturelle Doppelidentität seines Protagonisten gelingt es Latour, einen scharfen und ätzenden Blick auf die Gesellschaften beiderseits der Floridastraße zu werfen. Die Geschichte allerdings hängt ein bißchen durch. Auch ist Latours Sprache zu steril - beim Ringen um grammatical correctness hat Latour die Poesie gleich mitgemeuchelt.
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Danke.
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