Allen Kurzweil

Die Leidenschaften eines Bibliothekars

Roman. Luchterhand Literaturverlag, München. 405 Seiten. 22.50 EUR . ISBN: 3-630-87123-2

Die Langweiligkeit des Banalen
Allen  Kurzweil: Die Leidenschaften eines Bibliothekars

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Es gibt Leute, die farblose Themen zu packenden Büchern verarbeiten – Allen Kurzweil gehört allem Anschein nach nicht dazu.

Den amerikanischen Buchtitel ‘The Grand Complication’ mit ‘Die Leidenschaften eines Bibliothekars’ zu übersetzen ist bereits ein rechtes Trauerspiel (oder ein Lachspiel, wie man’s nimmt – ich meinesteils hab sehr lachen müssen).
Oder aber: Hat der Übersetzer vielleicht in den Buchtitel bereits eine Botschaft an die Leser gelegt, eine Wertung und Warnung mithin? – Denn tatsächlich ist das Buch tod-todlangweilig!
Antwort: Nein. Denn der Rest des Buches ist genau so lausig übersetzt.
Aber das ist – wie bereits erwähnt – noch nicht das Schlimmste: Der Protagonist des Romans heißt Alexander Short, ist – man ahnt es – Bibliothekar in New York und hat eine französische Frau namens Nic. Allerdings hat Alexander ein Problem mit seiner Libido und daher auch mit seiner Frau, die ständig neue phantasievolle (aber nichtsdestoweniger erfolglose) Verführungskünste erfinden muss um ihren Gatten zum Sex anzustiften. Dafür ist Alexander Bibliothekar aus Leidenschaft, und als ihn eines Tages ein exzentrischer Herr für einen außergewöhnlichen Recherche-Auftrag privat engagieren will, kann er natürlich nicht widerstehen, auch, weil er damit seiner sexhungrigen Frau aus dem Weg gehen kann. Und siehe: Der Auftrag ist so was von prickelnd, man findet einfach keine Worte. Aber ach: Der alte Herr ist auch an Alexanders Frau interessiert...
Im Klappentext heißt es, das Buch sei “ein spannender intellektueller Thriller voll Witz, Charme und Phantasie, der seine liebenswerten Figuren auf eine raffinierte Schatzsuche schickt und mit einer Fülle an kuriosem Wissen, geistreichen literarischen Anspielungen und herrlichen Dialogen brilliert.”
Das mag tatsächlich die Absicht des Autors gewesen sein, der Verfasser des Klappentexts hat schon verstanden, worum es theoretisch gehen sollte. Die Realität sieht freilich anders aus:
Der Witz ist bestenfalls platt, in der Regel jedoch lediglich erahnbar, desgleichen der Charme der Figuren, den man bereits aus hunderterlei amerikanischen Komödien kennt (in erster Linie sollte wohl der exzentrische Herr solchen Charme haben). Da mag Kurzweil wohl schon an die Verfilmung gedacht haben... Oder – und schlimmer noch: Sollten wir da seine Inspirationsquelle herausgefunden haben? Nehmen wir pars pro toto die Verführungskünste von Alexanders französischer Frau (oui, kein Klischee wird ausgelassen): Diese bringen eine gewisse Schlüpfrigkeit in die Sache und schaffen Raum für originelle Ideen, die jedoch eher peinlich als erotisch ausfallen, da sich Kurzweil hier auf ein Terrain wagt, das beim besten Willen nicht das seine ist. Dabei bleibt’s natürlich im kreuzbiederen Bereich, denn es soll ja eine Komödie für die ganze Familie sein.
Ebenfalls nicht neu ist die raffinierte Schatzsuche, und jedes Kind, das schon einmal einen Krimi gelesen hat, kann das Ende voraussehen.
Das ‘kuriose Wissen’ und die ‘geistreichen literarischen Anspielungen’ riechen deutlich modrig nach den Lexika, aus denen sie abgeschrieben sind. Kurzweils ‘spannender intellektueller Thriller’ ist also nicht nur nicht spannend, sondern auch nicht intellektuell – ein Thriller ist er schon gar nicht.
Für diesen (seinen zweiten) Roman hat der Autor neun Jahre in allen möglichen Bibliotheken recherchiert, offensichtlich um seine ‘geistreichen literarischen Anspielungen’ aufzustöbern. Leider hat er dabei noch einiges andere an Handlung nicht nur aufgestöbert, sondern fleißig abgeschrieben. So liest sich sein ‘spannender intellektueller Thriller’ wie eine Mischung aus Arthur Conan Doyle, Umberto Eco und Rosamunde Pilcher – nur eben tod-todlangweilig.

Und hier - besser unkommentiert - noch ein typischer ‘herrlicher Dialog’:

Nachdem die anfängliche Verblüffung abgeklungen war, sagte Nic: “Woher wissen Sie, daß ich seine Klappbilder sehr schätze?”
“Verzeihen Sie, aber ich bevorzuge den Terminus Exzentrizitäten.”
“Hat Alexander Ihnen das erzählt?” hakte sie nach.
“Wahrscheinlich”, erwiderte er.
“Habe ich Ihnen das wirklich erzählt?” dachte ich laut nach.
Ich konnte mich nicht entsinnen, mich so konkret über die Vorlieben meiner Frau ausgelassen zu haben.
“Woher sollte ich es sonst wissen?” Jesson zog noch einige andere Bücher aus dem Versteck in seinem Sessel. Während er seine wunderlichen Dinge vor ihr ausbreitete, benahm sie sich zunehmend alberner. Der Aufziehverschluß einer Stufenpyramide löste ein Glucksen bei ihr aus, eine Miniatur-Jalousie, hinter der zwischen den Lamellen Szenen eindeutig sexueller Natur zu erkennen waren, einen Freudenschrei.

Dieter Lohr






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