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Hanny und Richard haben es geschafft: Sie haben Geld, ein dickes Auto, gesellschaftliche Anerkennung und ein Ferienhaus auf Hawaii: "Irgendwann würden sie ganz nach Makena ziehen und ihren Lebensabend am Rande des Pazifiks verdämmern. Sorgen- und schuldenfrei... Alles wäre perfekt." Doch als Hanny diesmal in "Porters Paradise" eintrifft, findet sie einen giftig-unverschämten Brief der gerade abgereisten Feriengäste vor, der sie gleichermaßen empört wie auch erschreckt: "Sie hassen uns, weil wir glücklich sind, dachte sie."
Mit wenigen Pinselstrichen lässt Thor Kunkel in die heile daily soap-Welt der Porters eine unsichtbare Bedrohung einsickern - um dann die Katastrophe hereinbrechen zu lassen: Als auch Hannys Mann zur wohlverdienten Erholung in seinem Ferienhaus eingetroffen ist, finden sie sich nach einem heimtückischen Giftanschlag plötzlich geknebelt und gefesselt wieder: "zwei auf ihre vegetativen Funktionen reduzierte Wirtskörper mit tränenden Augen".
Die Geiselnehmer sind die vermeintlich abgereisten Feriengäste: Ein spindeldürrer alter Mann und seine krebskranke Frau, die sich für ihre letzten Tage nicht mehr aus dem - nach einem Tombola-Gewinn ganz unverhofft kennen gelernten - Paradies vertreiben lassen wollen.
Während im Fernseher der OJ-Simpson-Prozess auf allen Kanälen läuft und die Wahrheit dabei "wie ein Börsenkurs" schwankt, entwickelt sich in "Porters Paradise" ein nervenaufreibender Psycho-Thriller: Genussvoll nehmen die verbitterten Loser Marv und Elli Rache an den Reichen, Schönen und Erfolgreichen, welche die Porters exemplarisch verkörpern: "Diese Leute hatten nichts zu verlieren, sie dagegen und Richard alles."
Stilistisch brillant und mit einer gehörigen Portion Sarkasmus reizt Thor Kunkel diese Konstellation höchst unterhaltsam aus und spickt sie nebenbei mit einer radikalen Kultur- und Medienkritik. Jenseits von jeder Schwarz-Weiß-Malerei lässt er in "Ein Brief an Hanny Porter" die ewigen Opfer zu Tätern werden und führt tief in die zwischen Hass, Angst, Demut, Arroganz und Zorn schwankenden Gefühlswelten der Akteure. Das Ende hinterlässt einen sehr traurigen und sehr nachdenklichen Leser.
Textauszug:
Hanny
Porter und ihr Mann hatten das Haus vor zehn Jahren als Kapitalanlage
gekauft - ein schmucker, moderner Bungalow, den sie das Jahr über
an Schießbudenfiguren aus aller Welt vermieteten, an gestresste
Manager oder honeymooners, die hier im Rausch der Hormone ein paar Wochen
laichten. Hanny fand den fremden Zeugungsakt zwischen ihren Laken noch
immer eine unappetitliche Vorstellung. Manche der Gäste hatten doppeldeutige
Dankesbezeigungen hinterlassen, man würde das Kind, im Falle eines
Mädchens, nach ihr benennen und Ähnliches. Das Gästebuch
strotzte von allgemeiner Zufriedenheit. Auch die Porters hatten allen
Grund, zufrieden zu sein: Der Strom der Urlauber finanzierte ihnen die
Hypothek, und eines schönen Tages wäre der Bungalow abbezahlt.
So einfach konnte das Leben sein.
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Danke.
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