Dean Koontz

Dunkle Fluesse des Herzens

Fantasy. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach. ISBN: 3-404--

Dean  Koontz: Dunkle Fluesse des Herzens

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Nachdem Dean Koontz aus einem Vertrag herausgekommen ist, der ihn bislang zur Fließband-Produktion von mystischen Horrorthrillern verpflichtet hatte, kann er sich ernsten Themen zuwenden und realisiert dies in einem ganz persönlichen, menschlich engagierten Stil. "Dunkle Flüsse des Herzens" ist der erste dieser neuen Produktionen, und es ist beleibe kein schlechter Anfang.

Der Ex-Soldat und Ex-Polizist Spencer Grant - ein Pseudonym - lernt eine nette Frau namens Valerie kennen und verliebt sich in sie. Als er nach ein paar Tagen wieder nach ihr sucht, gerät er in ihrem (leeren) Haus in den paramilitärischen Einsatz einer streng geheimen Regierungsbehörde und entkommt dem Tod nur mit knapper Not. Er wird selbst zum Gejagten. Die Frage, die er sich natürlich stellt, ist: Wer ist Valerie Keene, daß man sie umbringen will? Im Lauf der Handlung gibt sie selbst die Antwort: Valerie weiß zuviel über jene Regierungsbehörde, die die Aufgabe hat, Fehler der Politiker und vor allem der Regierung zu vertuschen - auch um den Preis von Menschenleben.

Nachdem Spencer wie ein Hacker alle möglichen Computerquellen durchstöbert hat, findet er Valerie in der Mitte von Nirgendwo: in der Wüste nahe Las Vegas, wo er in einem Gewitter fast ertrunken wäre. Spencer kommt an die wehrhafte Frau, die selbst eine Hackerin ist und ziemlich geschickt mit der Pistole umgeht, nur heran, weil er absolut hilf- und wehrlos ist, als sie ihn findet und gesundpflegt.

Geleitet wird die Jagd auf dieses ungleiche Paar von einem psychopathischen Killer, der jedoch aussieht wie der nette Onkel von nebenan: Roy Miro hat die tiefe Überzeugung, er übe an seinen unglücklichen Mitmenschen Barmherzigkeit, wenn er sie von ihrem jämmerlichen Leben durch einen Kopfschuß erlöse. Und dieser Todesengel gewinnt sogar Jünger, zum beispiel Eve Jammer, eine ebenso skrupellose wie sexbesessene schöne Frau in Vegas - sie wird zur Präsidentengattin, ja zur Präsidentin der USA aufsteigen, wie Koontz am Schluß ironisch andeutet.

Valerie und Spencer fliehen vor Roy nach Colorado, dorthin, wo Spencers alptraumhaftes Leben seinen Anfang nahm, auf der Farm seiner Eltern. Ganz allmählich und mit meisterhafter Spannung enthüllt der Erzähler in einem Puzzlespiel das tiefere Grauen hinter dem Grauen der Flucht, das Grauen einer Nacht, an die sich Spencer kramphaft zu erinnern versucht, so sehr hat er sie aus seinem Gedächtnis verbannt: Spencers Vater, der berühmte Künstler Steven Ackblom, war ein Serienkiller. Spencer, der einstige Michael Ackblom, beobachtete damals nicht nur, wie dieser seine Mutter niedertrat (um sie anschließend in einer Scheune zu töten), sondern er erlebte auch, wie sein Vater eines seiner Opfer folterte. In einer traumatischen Auseinandersetzung verwundete er seinen Vater, doch irgendwie kam das damalige Opfer zu Tode, von wem getötet, kann er nicht sagen. Ist Michael schuld?

In einer exzellenten Rekonstruktion der Geschehnisse jener Nacht, die in der neuerlichen Begenung mit dem von Roy aus einer Anstalt befreiten Steven Ackblom gipfelt, beschwört Koontz eine Atmosphäre der Beklemmung, des Horrors und schließlich der Befreiung herauf: Steven Ackblom stirbt, Roy Miro wird für tot gehalten und liegengelassen, und Valerie und Spencer entkommen den Regierungsagenten mit Hilfe moderner Computertechnik und eines laserbestückten Satelliten. Sie schließen sich einer Widerstandsbewegung an, die im ganzen Land agiert und Opfern von Roys Behörde zu einer neuen Identität, einer neuen Chance verhilft. Und Valerie ist - wie wir erfahren, als ein weiterer "dunkler Fluß" enthüllt wird - die Tochter des Bosses von Roys Behörde, nämlich die des stellvertretenden Justizministers - da hatte das politische System den Bock zum Gärtner gemacht.

Fazit

Koontz weist in seinem Nachwort auf einige relevante Geschehnisse in der jüngeren Geschichte der USA hin, wo unschuldige Bürger zu Opfern fehlgeleiteter Justiz- und Exekutivbehörden (FBI) geworden waren, so etwa in Idaho, aber auch in Waco/Texas, wo die Siedlung der Davidianer niedergebrannt wurde und Dutzende von Menschen umkamen. Mithin hebt Koontz mahnend den Finger: Wenn die Entwicklung so weitergeht, dann könnte das Leben in Amerika zum Alptraum werden, beherrscht von einer faschistischen Regierungsform, die sich das Deckmäntelchen der Demokratie umgehängt hat, aber den Schulterschluß mit Militär und Industrie gegen die Interessen der Bürger schon vollzogen hat.

Das "Schlachthaus" des Steven Ackblom ist für das, was passieren könnte, nur eine Metapher - es könnte genausogut die Folterkammer der Gestapo oder der CIA sein. Daß Ackblom ein scheinbar rationaler Mensch ist und sich genauso human gibt wie der Todesengel Roy Miro, jagt dem Leser den gleichen Schrecken ein, als wenn es sich um SS-Schergen handelte, die ihre eigene verdrehte Philosophie vorschützen, um Menschen umbringen zu können. Und in der Tat besteht die utopische Vision Roys darin, alle Menschen gleich zu machen, auf daß weltweit Harmonie herrsche. Leider ist der einzige Gleichmacher der Tod.

Man kann Koontz vorwerfen, er habe den Stand der Technik zu weit extrapoliert - laserbestückte Satelliten usw. - aber seine Beschreibung der Computernetze und der Hackermethoden dürfte akkurat zutreffen. Es ließe sich einwenden, die Methode, Grauen zu erregen, um die Wahrheit enthüllen zu können, ginge etwas zu weit. Aber was könnte sonst die blendende Erkenntnis des Horrors im "Herz der Finsternis" (Joseph Conrad) so gut transportieren und die Katharsis bewirken, die zu einer Wendung hin zum Guten nötig ist? Man muß Koontz zugestehen, daß er es meisterhaft versteht, seine Karten richtig und zur richtigen Zeit auszuspielen.

Der Verlag hat diesem Buch eine besondere Ausstattung angedeihen lassen: Der Umschlag wurde ebenso wie die Kapitelanfangsvignetten von dem deutschen Künstler Achim Kiel gestaltet. Die grafischen Elemente zeigen Tötungswerkzeuge, alte wie neue, aber auch die eingemauerten Opfer des Serienkillers. Eine brennende Kerze symbolisiert die Hoffnung im Widerstand. Zusammen mit dem Roman und den Gedichten von Koontz aus dem "Buch der gezählten Leiden", die am Anfang jedes Buchteils stehen, bilden diese Illustrationen ein zutiefst humanistisches Manifest.

Die sehr gute Übersetzung von Uwe Anton trägt stark dazu bei, den Ton des Buches getreu ins Deutsche zu bringen. Wer auf all das verzichten kann, wird immer noch mit einem ausgezeichneten Thriller belohnt, der voller Überraschungen steckt.

Michael Matzer / michael@matzer.de(c)1999ff

Info: Dark Rivers of the Heart, 1994; aus dem US-Englisch v. Uwe Anton; mit Titel u. Illustrationen v. Achim Kiel.






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