Andreas Kollender

Der Todfeind

Roman. dtv premium, 319 Seiten. 14.50 EUR . ISBN: 3-423-24278-7

Bestechende Fiktion
Andreas  Kollender: Der Todfeind

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Der Schriftsteller Theo Mannlicher, Sohn deutscher Amerika-Auswanderer, durchlebt das 20 Jahrhundert und versucht seinen eigenen Tod zu überleben, indem er ihn leugnet.

Schade, dass es den Schriftsteller Theo Mannlicher nie gegeben hat. Andreas Kollender gelingt es, in seiner fiktionalen Romanbiografie Mannlicher ohne falsche Schriftsteller-Romantik so lebendig werden zu lassen, dass man gerne dessen freilich nie geschriebenen Bücher lesen würde. Bleibt der Trost, immerhin Kollenders Buch lesen zu können, und das ist kein schlechter Trost.

Andreas Kollender, geb. 1964, führt seine LeserInnen mit seinem Protagonisten Theo Mannlicher, "der sich in seiner Jugend entschlossen hatte, niemals zu sterben", durch ein ganzes Jahrhundert, das Jahrhundert, das auch Elias Canetti fast ganz durchlebte. Kein Wunder also, dass Kollender beide Feinde des Todes sich begegnen lässt:

"Er hatte Canetti in London getroffen. Wann war das? 1970? 1975? 1980? Feind Chronos, dachte Theo und zuckte die Achseln… In London hatten sie über zwei Stunden in einem vegetarischen Restaurant zusammengesessen, geschwiegen und sich dann lächelnd verabschiedet. Dieses Gespräch über den Tod sei ein sehr gutes Gespräch gewesen, hatte Canetti gesagt und sich von Theo in den großen grauen Mantel helfen lassen."

Unsteter Wanderer zwischen verschiedenen Welten - wie auch Canetti – verlässt Mannlicher mit Mutter und Onkel als Teenager seinen Geburtsort Hamburg Richtung Amerika. "Dein Vater hat sich umgebracht, Theo. Das kommt bei Geisteswissenschaftlern häufig vor. Und jetzt hat sich dein Vater umgebracht" erfahren wir eingangs des Romans von besagtem Onkel. Wie soll Theo da ein 'normales' Verhältnis zum Leben und zum Tod entwickeln? Was der reale Canetti einst über den Tod schrieb – "Es gibt wenig Schlechtes, was ich vom Menschen wie der Menschheit nicht zu sagen hätte. Und doch ist mein Stolz auf sie noch immer so groß, daß ich nur eines wirklich hasse: ihren Feind, den Tod." ("Die gerettete Zunge") – hätte auch Mannlicher wohl unterschrieben, hätte er jemals das Privileg gehabt, unter den Lebenden zu sein. Wenn es auch bei Mannlicher nicht wirklich das Gefühl des Hasses auf den Tod ist; eigentlich begnügt er sich damit, den ähnlich wie bei Canetti als Gegner personifizierten Tod zu leugnen, indem er sich ihm immer wieder stellt: Er besucht als Berichterstatter Kriegsschauplätze in Europa, in Asien - man kann das Buch auch als unpathetisches Anti-Kriegs-Buch lesen -, um dann als (über-)lebender Beweis zu gelten für die Fiktionalität des Todes. Dass er aber bestenfalls die Unverwundbarkeit seiner Person belegt, merkt er daran, dass um ihn herum immer mehr Menschen sterben während seines mindestens 100-jährigen Lebens.

Textauszug:

"Vielleicht, dachte Theo, sollte man das Leben nicht überfrachten und hinterfragen, vielleicht erklärt es sich aus sich selbst heraus, und wenn ich mich so umsehe in der Welt, dann wär es schon was, wenn wir es nur schafften, gut und glücklich zu sein, jeden Tag. Man muss sich nicht gegen das Leben und die Welt wehren, sondern gegen die Gedanken der anderen."






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