Heinrich Klotz

Kunst im 20. Jahrhundert

Kunst. C.H. Beck Verlag, ISBN: 3-406-38203-7

Heinrich  Klotz: Kunst im 20. Jahrhundert

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München 1994 C.H.Beck Verlag ISBN 3-406-38203-7
Zwischen Moderne, Postmoderne und Zweiter Moderne

Der kürzlich verstorbene Heinrich Klotz hatte als Initiator und erster Leiter des ZKM in Karlsruhe Gelegenheit, einen Kunstbegriff zu entfalten, der in den neuesten Erscheinungen der Medienkunst kulminiert. Das Zentrum für Kunst und Medientechnologie will mehr sein als kontemplativer Ort der Kunstschau. Es gilt die Frage, in welchem Verhältnis technische Medien und Kunst stehen. Die Medienkunst avanciert nach Klotz zu einer gleichberechtigten Kunstform neben den traditionellen Gattungen. Das ist im Zeitalter digitaler Aufrüstung und im Anhub von Cyberspace nicht allzu kühn zu behaupten. Aber Klotz eilt nicht einem Begriff künstlerischen Fortschritts nach, sondern versucht in den "Epochen" kürzester Halbwertszeiten eine Kontinuität zu ergründen, die es weiterhin erlaubt, Kunst und Nichtkunst zu differenzieren. Entscheidend ist nach Klotz, ob es auch den Medienkünsten gelingt, die schwierige Balance zwischen ästhetischer Autonomie und Leben aufrecht zu erhalten. Diese Punkte werden von Ästhetizisten auf der einen Seite und "Lebenskünstlern" wie Beuys oder den russischen Prolet-Künstlern auf der anderen markiert.

Klotz schreckt vor der Vorstellung zurück, daß die Kunst in der Wirklichkeit überwunden werden könne und besinnt sich auf Schiller, der dem Schein bescheinigte, nie die Wirklichkeit erreichen zu sollen. Denn wenn die Natur siege, so entweiche die Kunst. Das ist trotz der von Klotz einfühlsam vorgestellten Avangardisten und Postavantgardisten eine antiquierte Position. Klotz bleibt den großen Themen der künstlerischen Neuzeit verbunden, ohne den Begriff der "Kunst", ihre Funktion und Bedeutung in Frage zu stellen. Aus ihrer Konfrontation mit der Wirklichkeit bezieht sie nach Klotz ihr Daseinsrecht. Auf diese Weise freilich gelingt die Apologetik einer (Spät)Moderne, die doch längst ihr Selbstverständnis im hartnäckigen Grabenkrieg eines gesellschaftlichen Subsystems verteidigt, ohne in ihren Techniken der Welterschließung den gesellschaftlichen Prozeß zu (über)formen.

Das vorliegende Werk ist eine Bestandsaufnahme, die konzise zahlreiche Positionen der Kunst dieses Jahrhunderts erfaßt, aber sich immer wieder an den gescheiterten Aufbrüchen der Kunst in eine entgrenzte Lebenswirklichkeit reibt. Das Schlußkapitel dieser historischen Kunst liegt vor. Aber es gibt nicht mehr viel zu retten, weil längst neue Horizonte aufziehen, die sich nicht in den Juxtapositionen "Wirklichkeit", "Virtualität" oder in der trivialsten Bifurkation "Kunst oder Leben" fassen lassen.

Keiner Zeit ist es je leicht gefallen, sich selbst zu beschreiben und erst spätere Paradigmata werden helfen, die Irrungen und Wirrungen der Kunst dieses Jahrhunderts neu zu vermessen. Immerhin repräsentiert aber die Arbeit von Klotz den Versuch, das heute gültige Paradigma der Kunst zu fassen. Erst später wird zu zeigen sein, daß Medienkunst vielleicht etwas völlig anderes einleitete, als je dem Begriff "Kunst" beigegeben war. Es spricht schon jetzt viel dafür, das Verhältnis von Kunst und Medientechnologie neu zu definieren, ohne sich von den nicht valutierten Hypotheken einer vormaligen Ästhetik leiten zu lassen.

Dr. Goedart Palm






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