Stephen King

Trucks (BUCH)

Krimi. Lübbe, Bergisch Gladbach. 186 Seiten. 6.80 DM . ISBN: 3-404-13043-X

Abzocke des King-Lesers durch Filmzitate
Stephen  King: Trucks (BUCH)

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Das Buch enthält vier von Kings verfilmten Erzählungen, die der Leser genauso gut auch in der Sammlung „Nachtschicht“ nachlesen kann. Filmfotos und ein Artikel sollen das Buch aufwerten. Ob es was nützt?

Der Autor
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Was kann man noch über Stephen King, einen der erfolgreichsten Autoren der Welt, sagen, was nicht schon jeder weiß? Er hat 1973 seinen ersten Roman, "Carrie", verkauft, den er nachts in einem Wohnwagen auf einer alten Schreibmaschine tippte, während er tagsüber als unterbezahlter Englischlehrer arbeitete. Der Rest ist Geschichte, wie es so schön heißt.

Von seinem Magnum Opus, dem Epos um Roland und den Dunklen Turm, ist nach "Wolfsmond" und "Susannah" auch der letzte Teil erschienen: "Der Dunkle Turm". So wird den King-Junkies der Lesestoff vorerst wohl nicht ausgehen. Und dann gibt es ja immer noch Richard Bachman...

Vorwort: „Geschichten aus dem Dunkel
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Nach dem großen Erfolg von Brian de Palmas Verfilmung des King-Romans „Carrie“ (1973) verkaufte sich das Buch 2,5 Millionen Mal. Dieser große Erfolg veranlasste die Hollywood-Studios, die Rechte an praktisch jedem Roman Kings zu kaufen plus einiger Kurzgeschichten. Der Rest ist geschichte: „Christine“, „Cujo“, „Feuerkind“, „Shining“, „Friedhof der Kuscheltiere“, ja sogar „Das letzte Gefecht“ und „Tommyknockers“ wurden zu Filmen oder TV-Serien verarbeitet.

Nach Angaben des Autors dieses Vorworts, Willy Loderhose, wurde auch „Brennen muss Salem“ verfilmt, aber dieser Film ist mir noch nie unter die Augen gekommen. Schließlich durfte der Gruselmeister selbst Regie führen: Er vermurkste seine Story „Trucks“ zu dem Reißer „Maximum Overdrive“. Die Stories „Quitters, Inc.“ und „Der Mauervorsprung“ wurden zu Episoden in dem Streifen „Katzenauge“ verarbeitet.

Die Erzählungen
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1) Trucks

Der Ich-Erzähler sitzt im Imbiss einer Raststätte unweit der Interstate-Autobahn, irgendwo an der Ostküste der USA. Ihm fallen am Parkplatz einige merkwürdige Dinge auf. Ein Mädchen liegt tot in der Nähe des Parkplatzes, und zwei Pkw wurden zertrümmert: sein eigener Camaro (noch nicht abbezahlt) und der Fury des jungen Pärchens, das im Imbiss Zuflucht gesucht hat. Draußen stehen jede Menge Laster, die ihre Motoren brummen lassen. Am Steuer sitzen keine Fahrer: Die Trucks steuern sich selbst….

Snodgrass, der Handelsvertreter, hat lang genug mit dem Pärchen gestritten und verliert die Nerven: Er rennt aus dem Imbiss, in der Absicht, den Abwassergraben zu erreichen und dort auf die Felder zu entkommen. Doch die Trucks habe seine Absicht offenbar sofort durchschaut. Sofort wird er von einem Laster verfolgt und in den Graben geschubst. Der Aufprall ist nicht schwer, und Snodgrass stirbt auch nicht daran, aber er ist bewegungsunfähig. Und was noch schlimmer ist: Niemand kann seinen Bitten um Hilfe Folge leisten, denn sonst wäre der Helfer dem gleichen Schicksal ausgeliefert. Der weibliche Teil des Pärchens ist sehr traurig.

Aber es kommt noch heftiger. Um 20:30 Uhr fällt der Strom aus. Das bedeutet, dass die Lebensmittel vergammeln werden. Und da die Pumpen ausgefallen sind, gibt es auch kein Wasser. Nichts war’s mit der vierwöchigen Belagerung. Der Erzähler und der Junge, Jerry, wagen einen Ausfall zum Toilettenhäuschen. Sie schaffen es unbemerkt, doch der Rückweg ist umso schlimmer: Ein Truck schrammt an der Außenwand entlang und reißt die Tür des Seiteneingangs komplett weg. Sie müssen sich verbarrikadieren.

Am nächsten Morgen hebt ein seltsames Hupkonzert an. Jerry, der bei den Pfadfindern war, erkennt einen Morsecode. Die Trucks stellen eine Forderung: Ein Mensch soll sie betanken, und ihm soll nichts geschehen. Wenn ihre Bitte nicht erfüllt wird, dann… rückt die Planierraupe an und beginnt, den Imbiss zum Einsturz zu bringen.

Das ist das Äußerste, finden die belagerten Menschen. Sich zum Sklaven der Maschinen machen? Kommt nicht in die Tüte! Sie fertigen Molotow-Cocktails an und gehen zum Gegenangriff über.

2) Kinder des Zorns

Burt Robeson war als Sanitäter in Vietnam und ist daher schon einiges gewöhnt. Dennoch überrascht ihn der Aufprall des Jungen, der da unvermittelt aus dem Maisfeld auftaucht. Robesons Frau Vicky kreischt, was man ihr nicht verdenken kann. Sie ist schwer genervt von der langen Fahrt von New York in diese ländliche Einöde von Nebraska, umgeben von Maisfeldern. Und noch mehr nervt sie Burt, der auf sie kaum Rücksicht nimmt.

Als Burt feststellt, dass die Kehle des Jungen bereits vor dem Aufprall durchschnitten wurde, fällt ihm ein Stein vom Herzen. Er packt die Leiche in den Kofferraum, um sie der Polizei im nächsten Ort zu übergeben: in Gatlin. Vicky bewundert das aus einem Maiskolben geschnitzte Kruzifix, das der Junge dabeihatte.

Doch Gatlin scheint schon seit zwölf Jahren verlassen zu sein. In der Kirche findet Burt Hinweise, dass alle Erwachsenen schon 1964 ermordet wurden, dass aber auch die überlebenden Kinder alle im Alter von 19 sterben (müssen). Die Kirche wurde entweiht. Sprüche aus dem Alten Testament sind überall hingeschmiert. Vicky schreit.

Burt wird Zeuge, wie Kinder mit Messern und Pickeln seinen Wagen attackieren und Vicky herauszerren. Sie hat es nicht geschafft, das Gewehr in Anschlag zu bringen. Burt wird selbst von einem geworfenen Messer verletzt und muss den Angreifer töten. Seine Flucht führt in die Maisfelder. Nach Stunden erreicht er die Lichtung der Kreuze. Der Anblick seiner gekreuzigten Frau ist nicht so schlimm wie der Anblick des Monsters, das ihn angreift…

3) Der Mauervorsprung

Der Millionär Cressner bietet Mr. Norris 20.000 Dollar an. Norris ist der Tennislehrer von Cressners Frau Marcia, aber auch ihr Geliebter. Cressner hat sich Norris geschnappt und ihn in seine Penthouse-Wohnung entführt. Am liebsten würde Cressner den Lover seiner Frau umbringen, aber er schlägt ihm eine "todsichere" Wette vor: Wenn Norris es schafft, den Wohnblock auf dem schmalen Mauervorsprung zu umrunden, der sich um das ganze Hochhaus zieht, so würde er ihm das Leben schenken – und die 20.000 Dollar.

Selbstredend ist der Mauervorsprung schmal, von rabiaten Tauben bevölkert und mit Hindernissen wie etwa Leuchtreklame gespickt - von den kleinen, fiesen Tricks eines Mr. Cressner ganz zu schweigen. Doch die Geschichte endet ganz anders, als sich Mr. Cressner das vorgestellt hatte.

4) Quitters, Inc.

Um sich sein leidiges und teures Kettenrauchen abzugewöhnen, sucht Mister Morrison (gespielt von James Woods) professionelle Hilfe. Doch dabei gerät er in die Fänge einer dubiosen Organisation, deren Methoden zwar wirksam, aber reichlich grausam und sadistisch sind: Quitters Incorporated.

Als Mr. Morrison aus dem Abgewöhnungsprogramm aussteigen will, muss er feststellen, dass er überwacht wird. Fußspuren führen aus seinem Schlafzimmerschrank ins Freie. Doch Verfolgungswahn ist keineswegs das einzige, was ihm widerfährt. Quitters Inc. droht ihm nicht nur damit, seine süße Tochter Felicia zu entführen, falls er rückfällig werde, nein: Als er tatsächlich eine klitzekleine Ziggi im Stau raucht, wird seine Frau entführt. Und wir wissen ja, was man im Labor von Quitters Inc. mit Versuchswesen alles anstellt...

Mein Eindruck
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1) Trucks: Durch eine einfache Inversion der bestehenden Verhältnisse schafft Stephen King eine bedrohliche Situation: Die Maschinen übernehmen die Herrschaft. Bislang beliebten wir zu denken, es wäre andersherum. Falsch gedacht, findet der Erzähler der Geschichte. Haben wir nicht über jede halbwegs attraktive und zugängliche Landschaft eine Asphaltpiste gelegt? Haben wir nicht Schneisen durch Gebirge geschnitten und Brücken über Täler gelegt, damit wir Autobahnen für die lieben Maschinen verlegen konnten? Haben wir nicht ganze Ölfelder leergepumpt, um Treibstoff für die hungrigen Maschinen zu beschaffen? Und wurde nicht ganze Städte wie etwa Wolfsburg aus dem Boden gestampft, nur um Maschinen – Fahrzeuge zumal – bauen zu können?

Und wenn dann ab und zu mal ein Menschlein von einer Maschine zu Tode gebracht – sagen wir mal: überfahren oder eingequetscht – wurde, haben wir dann nicht unser Gewissen mit der Ausrede beruhigt, wir seine auf die Maschinen angewiesen? Wie hoch der Preis wirklich ist, zeigt der einfache Erzählkniff Kings: Stecke ein paar Leute in eine Schachtel von Imbiss und lasse die Maschinen auf sie los.

Natürlich gibt es da ein paar Schwächen: Wie verständigen sich die Trucks untereinander - CB-Funk? Wie können sie sehen oder hören? Wie man sieht, ist eine gewisse Vermenschlichung und Dämonisierung nötig, um die Geschichte völlig glaubhaft zu machen. Aber sie soll ja auch nur als eine Metapher für die oben beschriebene Abhängigkeit dienen. Und wir sind fleißig dabei, uns selbst überflüssig zu machen…

2) Die Kinder des Zorns

Auch diese Story wurde verfilmt, allerdings heißt sie in der Sammlung „Nachtschicht“ noch „Kinder des Mais“. Aus Furcht vor dem Monster im Mais, das sie „Den, der hinter den Reihen geht“ nennen, haben die Kinder von Gatlin eine Gemeinde gebildet, die alttestamentarischen Regeln folgt. Wer 19 geworden ist, muss sich für die anderen opfern. Das erinnert an das Durchschnittsalter der Vietnamsoldaten, die von der Regierung eingezogen wurden: 19.

Dass es um Vietnam geht, macht ja bereits die Charakterisierung der Hauptfigur deutlich: Er war dort Sanitäter. In der Behandlung seiner Frau Vicky, die er schlägt, ist abzulesen, dass ihn die Militärzeit verroht hat. Statt auf sie zu hören, geht er dem Rätsel Gatlins auf den Grund – und muss einen hohen Preis zahlen. Denn offenbar geht es jetzt darum zu büßen. „Buße!“ ist das erste Wort, das er vom lokalen Sender Gatlins zu hören bekommt. Und nicht nur er büßt für seine Sünden gegenüber Vicky und in Vietnam, sondern auch ganz Gatlin selbst, dessen Kinder einem fundamentalistisch-christlichen Wahn verfallen ist.

Das hält die Superchristen aber nicht von Teenagersex ab. Die junge Ruth muss am Schluss ihrem 18-jährigen Mann – das Opferungsalter wurde vom Seher der Gruppe herabgesetzt – nachschauen, wie er im Mais verschwindet. Sie mag zwar das Monster hassen, aber sie unterwirft sich dem Ritual der Gemeinschaft, um ihr Kind aufziehen zu können. Der Wahnsinn hat wahrlich Methode.

3) Der Mauervorsprung

Die Verfilmung dieser Story erfolgte als Episode in dem Film „Katzenauge“: eine höchst spannende und toll inszenierte Episode. Hier haben die Spezialisten für visuelle Effekte ganze Arbeit geleistet: mit einem großen durchsichtigen Hintergrundfoto (die City), riesigen Miniaturen (Häuser und Straßen) und einem großen Set (die Hauswand). Kenneth MacMillan gibt den fiesen Millionär mit Gusto und ist von faszinierender Boshaftigkeit - eines Baron Harkonnen würdig. Die pickende Taube verleiht dem Ganzen einen Touch aus Hitchcocks "Die Vögel". Natürlich geht es darum, den Fiesling sich in seiner eigenen Schlinge fangen zu lassen, und der Autor ist offenbar auf Seiten der braven Liebenden.

4) Quitters, Inc.

Die Verfilmung dieser Story erfolgte ebenfalls als Episode in dem Film „Katzenauge“. Eine im Film höchst unappetitlich, aber komödiantisch inszenierte Episode, die nicht gerade ermutigend wirkt. So übel hat man unwilligen Nichtrauchern noch nie mitgespielt. Bemerkenswert sind die Spezialeffekte: Den Rauchern auf der Party kommt der Qualm scheinbar zu den Ohren heraus! Die Musik passt auch wie die Faust aufs Auge: "I'll be watching you" von The Police. Der Regisseur Lewis Teague gestand, dass er diese Episode heute anders inszenieren würde. Hätte er’s nur getan.

Unterm Strich
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Wer die Sammlung „Nachtschicht“ hat, braucht diesen Band nicht mehr: Er würde nur Auszüge daraus finden. Die paar Filmfotos aus den Filmen reißen es nicht heraus. Die 186 Seiten kommen eh nur zustande, weil die Schrifttype übermäßig groß gestaltet wurde. Der Artikel von Willy Loderhose mag seinerzeit interessant gewesen, als der King-Hype voll am Kochen war, doch heute wirken die Ausführungen abgestanden. Es gibt nicht einmal eine Filmografie. Dass Loderhose vermeldet, Steven Spielberg wolle „Der Talisman“ von King/Straub „demnächst“ verfilmen, ist kurios und zeugt von Hollywoods Wankelmütigkeit, gegen die der beste Journalist nicht gefeit ist.

Michael Matzer © 2006ff

Info: 1976/77/78; Bastei-Lübbe, Bergisch Gladbach 1985; 186 Seiten, aus dem US-Englischen von diversen Übersetzern; Preis: 6,80 DM; ISBN 3-404-13043-x

Pro: spannend, unterhaltsam, verfilmt, mit Filmfotos, kompetent übersetzt

Kontra: inzwischen völlig ausgelutschter Horror, Druckfehler






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