Martin Kessel
Herrn Brechers Fiasko
Klassiker. Schöffling, 559 Seiten. 48.80 DM . ISBN: 3-8956-1025-9
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Martin Kessel (1901 - 1990) ist in den 20er und 50er Jahren für seine Romane, Novellen, Essays und Gedichte mit höchsten literarischen Preisen ausgezeichnet worden. Dennoch ist sein Werk einem größeren Publikum weitgehend unbekannt geblieben. Anlässlich seines 100. Geburtstags wird nun ein neuer Versuch gestartet, dieses Versäumnis zu korrigieren.
Als sein Hauptwerk gilt der 1932 erschienene Roman „Herrn Brechers Fiasko“. Wenige Wochen vor Hitlers Machtergreifung veröffentlicht, ging er in der Turbulenz jener Tage unter. An Handlung wird in dem umfangreichen Werk nicht gerade viel geboten. Es beschreibt den Alltag einiger Angestellter der „Universalen Vermittlungs AG“, die ihren Sitz im pulsierenden Zentrum Berlins hat. In der Propaganda-Abteilung dieses Medienkonzerns, heute würde man PR-Büro dazu sagen, treffen Auf- und Absteiger, Menschen aus feinen Stadtteilen und Bewohner von Mietskasernen, Karrieretypen und Phlegmatiker, Hoffende und Verzweifelte aufeinander. Es gibt Konkurrenz, Intrigen, Lieb- und Feindschaften, die Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben sind fließend.
Das große Thema jener bewegten Zeiten, die Massenarbeitslosigkeit, findet seinen Ausdruck in einer emsigen Geschäftigkeit, die in ihrer Ziellosigkeit die Zukunftsängste aller widerspiegelt. Max Brecher, von dessen Vergangenheit man kaum etwas erfährt, wird von seinem anpassungsfähigeren Freund Dr. Geist, der die Karriereleiter hinaufsteigt, entlassen und erleidet so sein Fiasko. Auch wenn die mehr als 500 Seiten nicht gerade leicht zu konsumieren sind, bleibt doch als Resümee, dass dem Autor ein bedeutender Roman voller Sarkasmus gelungen, der kaum etwas an Aktualität verloren hat.
Dietmar Adam
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