Etgar Keret

Der Busfahrer, der Gott sein wollte

Kurzprosa. Luchterhand Literaturverlag, 219 Seiten. 34.00 DM . ISBN: 3-630-87089-9

Etgar  Keret: Der Busfahrer, der Gott sein wollte

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Etgar Keret liefert eine Sammlung von Erzählungen, mal angenehm abgefahren, mal zu verklausuliert, um wirklich anzukommen.


Wollten wir nicht alle einmal Gott sein, als wir klein waren? Und entscheidenden Einfluss nehmen auf die Dinge, Abläufe dieser Welt? Und wollten wir nicht alle mal Schaffner oder Busfahrer sein? Es geht aber keineswegs naiv oder gar kindisch zu in den Erzählungen des 1967 geborenen israelischen Autors Etgar Keret, weder in der titelgebenden noch in den übrigen 47. Diese Vielzahl von Kurztexten, deren Länge zwischen einer und knapp über zwanzig Seiten variiert, signalisiert schon einen Abwechslungsreichtum bzw. eine Wechselhaftigkeit, weswegen man sie eigentlich nicht über einen Kamm scheren kann.

Nahezu allgegenwärtig ist allerdings ein irritierendes Moment, das aus inhaltlichen Brüchen, Sprüngen und Verknüpfungen von (alp)traumhaften Merkwürdigkeiten resultiert, die an surreale Erzähltraditionen erinnern. Viele der Inhalte scheinen uns zwar hierzulande in Normalform als Nachrichten präsent, etwa über Gewalt und Auseinandersetzungen an den Grenzen Israels. Aber neben dem merkwürdigen Element, das die Normalität bricht, schildert Keret den Kern der Konflikte zumeist nur schlaglichthaft, die Geschichte selbst verläuft aus einer nachrichtenfernen, persönlichen Perspektive der Figuren mit ihren individuellen Verstricktheiten.

Schauplätze sind Krankenhaus und Kaserne, Himmel und Hölle. Themen sind Geburtstag und Heirat, Leichtgläubigkeit und Alptraum, Geheimdienst und Wahnsinn, und immer wieder Militär und Soldaten. Dass da dann oft der alltägliche Irrsinn überwiegt im Umgang der Soldaten untereinander oder mit ihrem arabischen Gegenüber, erscheint selbstverständlich. Allerdings alles ohne Moral in der Geschicht', ohne den Anspruch, Probleme schriftstellerisch lösen zu wollen. Im Gegenteil: Sprünge und Absurditäten in den Erzählungen lassen hinterher mehr Fragen offen, als man sie sich vorher gestellt hat. Einerseits ist das gut, wenn man die Irritation als Anregung verstehen kann. Andererseits ist es unbefriedigend, weil man nicht glaubt, immer auch im Kern etwas über das Leben in Israel zu erfahren. Hinzu kommt, dass surreale Spielereien alleine natürlich noch lange keinen guten Text garantieren, und gerade in der häufigen Beanspruchung von Ungewöhnlichkeiten kann es wohl nicht ausbleiben, dass in der Vielzahl der Erzählungen manche im Kontrast zu anderen als eher zu dürftig geraten erscheinen.

Oft klingen auch Schwermut und ein ironischer Unterton mit, beispielsweise in der Erzählung "Rabin ist tot". Der Titel weckt eine ganz andere Erwartung, als dass da von einem Kater die Rede ist, der überfahren wird. Die Erzählung endet mit der Überlegung, ob der Kater noch am Leben wäre, wenn man sich nicht um ihn gekümmert hätte, und was wohl mit dem "Originalrabin" geschehen wäre, wenn "er nach dem Lied für den Frieden noch ein bißchen gewartet" hätte.
Gewartet hat dagegen der sonst gnadenlose Busfahrer auf den verspäteten Fahrgast. Ausnahmsweise, gegen seine "Ideologie", in der er die Verspätung des einzelnen Fahrgastes aufrechnet gegen die Summe der Verspätung aller Fahrgäste, die entsteht, wenn er, der Fahrer, auf diesen einen Zuspätkommer namens Edi wartet. Doch einmal wird jedem göttliche Gnade zuteil...

"Edi hatte eine Krankheit, eine Krankheit, wegen der er schon ziemlich viele Dinge im Leben versäumt hatte. Sie war nicht von der Sorte, die dir die Polypen anschwellen läßt oder so was, aber sie hatte bei Edi trotzdem schon eine Menge Schaden angerichtet. Diese Krankheit ließ ihn immer zehn Minuten zu lang schlafen, und da konnte kein Wecker irgendwas dagegen machen. Wege ihr kam er auch ständig zu spät zur Arbeit im `Biss-Tro´, wegen ihr und wegen unserem Fahrer, ebendem, der immer das Wohl der Gesellschaft über positive Beschränkungen auf persönlicher Ebene stellt."






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