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Daß man immer noch sage, einer habe den Hörer auf die Gabel
geschmissen, obwohl doch bei den modernen Telefonen von Gabeln gar keine
Rede mehr sein könne, ist Hellmuth Karasek Zeichen der Zeit. Nachdem
der Kritiker, ‚‚Tagesspiegel"-Herausgeber und ‚‚Quartett"-Spieler sich
in seinem letzten Buch die fünfziger Jahre vorgeknöpft hat, unternimmt
er jetzt etwas gegen den Verdacht, ältere Herren über sechzig
wären nur noch ihrer gloriosen Vergangenheit sentimental zugewandt,
und besichtigt die modernen Zeiten, unsere Neunziger. Die sind bekanntlich
von einer neuen Seuche geprägt, einer Art ästhetisch-telekommunikativem
Cäsarenwahn, der den von ihm befallenen vorgaukelt, sie seien so wichtig,
daß ihre Nichterreichbarkeit zwangsläufig Katastrophen zur Folge
habe, und sie müßten also an den ungewöhnlichsten Orten
mobiltelefonisch ins Geschehen eingreifen, per ‚‚Handy".
Mit dem Ausdruck fängt das Elend natürlich schon an, kein
Mensch sagt ‚‚Handy", vor allem kein englischsprachiger, außer den
blöden Deutschen, die sich für eine scheinflotte Wortbildung
entscheiden mußten, deren Schreibweise ihrer Aussprache auf gar keinen
Fall entsprechen darf. Der Befund ist nicht neu, und Karasek fällt
in seinem Büchlein allerhand auf, das manch anderem auch schon aufgefallen
wäre - die Sprechkeule als Statussymbol und Suchtmittel, Wesen und
Wandel privater Telefonerotik -, aber er drückt es eben amüsanter
aus als manch anderer. Wie sich das für einen Feuilletonisten gehört.
Daß daraus am Ende doch kein ganzes Feuilleton wird, sondern
ein merkwürdiger Zwitter aus Essay und (Herzens-)Ergießung,
liegt daran, daß Karasek die Einzelbeobachtungen, -maximen und -reflexionen
mittels einer Story verbindet, die man, um mit seinem Chef vom ‚‚Quartett"
zu sprechen, nicht anders als ‚‚eine sehr sentimentale Geschichte" nennen
kann. Ein älterer Herr, vermutlich über sechzig, verkehrt da
vornehmlich oral über die Distanz Hamburg-Berlin mit einer ziemlich
jungen Dame. Das heißt, meistens liegt die Kommunikation flach, weil
einer von beiden gekränkt ist, nicht ‚‚abnimmt", den Anrufbeantworter
die Anrufe beantworten läßt, die Rufumleitung für Racheaktionen
einsetzt, nicht richtig aufgelegt hat oder schlecht aufgelegt ist. All
das ist wenig von Ironie durchdrungen und bereichert die Telekom - den
Leser weniger.
Julia Schröder
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Danke.
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