Denis Johnson

Jesus' Son

Roman. Suhrkamp Verlag, 155 Seiten. 16.90 DM . ISBN: 3-518-39831-8

Denis  Johnson: Jesus' Son

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Denis Johnson geht direkt ins Mark: Er erschüttert, verstört, bannt und begeistert mit seiner halluzinativen Prosa, mit eingedampften Sätzen von radikaler Härte und trunkener Traurigkeit. "Unter Wolken wie großen grauen Hirnen" ziehen seine geschlagenen Helden bis zur schicksalhaften Auslöschung durch "einsame, schmerzende Landschaften".


Nachdem im Frühjahr Denis Johnson aktuellster Roman "Schon tot" auf Deutsch erschienen ist, liegen jetzt mit "Engel" und "Jesus' Sohn" zwei frühe - und um es vorwegzunehmen: sensationelle - Werke des amerikanischen Autors vor. Mit ihnen dürfte er auch hierzulande bald den Kultstatus erreichen, den er in den USA schon genießt.

In der Kurzgeschichten-Sammlung "Jesus' Sohn" katapultiert Denis Johnson den Leser gemeinsam mit seinem Protagonisten "Fuckhead" kompromisslos in den schwarzen Bodensatz der amerikanischen Gesellschaft. Dort hin, wo die Gescheiterten, die Säufer, Fixer, Schläger und Kriminellen unter dem dumpfen "Gefühl von Hilflosigkeit und Schicksal" umhertaumeln - wie im "Vine", einer Bar, die wie ein "Salonwagen der Eisenbahn [war], der irgendwie von den Schienen abgekommen und in einem Zeitsumpf gelandet war." Mit großer Lakonie und rauer Poesie schildert Johnson das geschundene Leben im und am Abgrund - dort, wo die Seelen vernarben, die Tragik blüht und nur selten Hoffnung aufblitzt: "Wir liebten uns im Bett, aßen im Restaurant Steaks, spritzten uns auf dem Klo, kotzten, weinten, beschuldigten uns gegenseitig, bettelten uns an, vergaben einander, versprachen alles und trugen uns in den Himmel hinein."

Denis Johnsons in den USA bereits 1983 erschienenes Debut "Engel" ist ein grandioses Roadmovie, das ins Herz der Traurigkeit führt: Zusammen mit ihren beiden Kindern hat die junge Jamie ihren Mann verlassen und durchquert die USA in einem Greyhound-Bus, um Unterschlupf bei Verwandten zu finden. Fünf Tage lang zieht das Land hinter den Fenstern wie ein Film vorbei und nachts ist Jamie "voller Angst vor der Finsternis, in die der Bus hineinraste."

Auf der Fahrt lernt Jamie den charmanten Herumtreiber Bill kennen, mit dem sie in Pittsburgh Zwischenstation macht und sich durch die Nächte treiben lässt. Bill ist einer jener bei Denis Johnson so typischen Menschen, denen immer etwas fehlt: "selbst wenn er alles hatte, Kohle, Schnaps, eine Frau, konnte ihn das nicht von der großen Leere ablenken, die unaufhörlich durch ihn hindurchfiel, ohne je unten aufzutreffen."

Denis Johnsons Prosa ragt trotz ihres Realismus' auch immer ein gutes Stück über Raum und Zeit hinaus: sie ist dabei von einer machtvollen, ja magischen Unwirklichkeit und brennt dem Leser schmerzhaft überbelichtete Bilder ins Gehirn. Radikal wechselt der Autor die Perspektiven und zoomt zwischen dem Detail seiner Sujets - billige Bars, Motels, Tankstellen, Wüsten, einsam leuchtende Sterne - sowie dem Universellen, unentrinnbar Schicksalhaften.

Als Bill pleite ist, verschwindet er. Auf der verzweifelten Suche nach ihm gerät Jamie in einen fürchterlichen Albtraum, der ihr die Seele zerreißt: "Nerven platzten in ihrem Schädel, Stimmen sangen Unverständliches, und die Szene beschleunigte sich, bis sie nur noch ein weißer Schmierfleck war." Doch mit der Kraft ihrer Liebe findet sie Bill wieder und reist mit ihm zu seiner zwischen religiösen Wahn und Kriminalität pendelnden Familie. Zusammen mit seinen Brüdern begeht Bill einen Banküberfall, erschießt einen Wachmann und wird gefasst. Er kommt ins Gefängnis, wird zum Tode verurteilt und in das "Todeshaus" verlegt. Nun bricht Jamie vollends zusammen und kommt in die Klapsmühle.

Bill und Jamie verkörpern zwei Menschen, die ihr Schicksal mit einem ungeheuren Fatalismus ertragen und ihre Strafe ebenso annehmen wie alles, "was immer die dunkle Hitze an Trost bereit hält." Im Todestrakt, kurz vor der Vergasung, wird Bill vom "Wunder des Lebens" angefallen und der Leser von einer maßlosen, verzweifelten Traurigkeit - keine schärfere Anklage ist gegen die Todesstrafe denkbar als Denis Johnsons Schilderung der verbleibenden Augenblicke des Bill Houston: "Er war schon mitten im letzten Atemzuge seines Lebens, als er merkte, das es der letzte war."






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